Spion Schmidt versäumt Bayer-Aufholjagd
Augsburg (dpa) - Von der furiosesten Aufholjagd von Bayer Leverkusen in ihrer Bundesliga-Geschichte erfuhr Trainer Roger Schmidt erst auf seiner Spionagetour in Spanien.
Der nach seiner Provokation in Dortmund letztmals gesperrte Coach der Werkself reiste zur Beobachtung des kommenden Europa-League-Gegners FC Villarreal und versäumte so das historisch-irre 3:3 (0:2) in Augsburg. Die notgedrungen lange Leine von Schmidt zahlte sich zumindest ansatzweise aus. Nie zuvor hatten die Leverkusener einen Drei-Tore-Rückstand in Deutschlands Eliteklasse aufgeholt.
„Die Mannschaft hat eine überragende Moral gezeigt. Die Mentalität, die der Mannschaft in der letzten Zeit abgesprochen wurde, hat sie heute an den Tag gelegt“, lobte Interimschef Markus Krösche das Team, das zuvor in der Fußball-Bundesliga drei Niederlagen in Serie kassiert hatte. In der zweiten Hälfte habe Leverkusen eine „überragende Leistung, eine Willensleistung“ gezeigt.
Diese bekam der heftig unter Druck geratene Schmidt im Stadion des spanischen Champions-League-Kandidaten mit. Der 48-Jährige habe in Augsburg „ohnehin nichts machen können“, sagte Krösche. „Es ist auch ein riesen Vertrauensbeweis an die Mannschaft und an uns als Trainerteam.“ Das sei ein „sehr professionelles Verhalten“ gewesen. „Der Trainer kann uns auf der Tribüne in Villarreal mehr helfen als in Augsburg“, meinte Geschäftsführer Michael Schade.
Hilfe hatte die launische Werkself die ersten 60 Minuten beim FCA bitter nötig. Lange Zeit sah alles nach einer komplett verpatzten Generalprobe für das Achtelfinal-Hinspiel am Donnerstag (21.05 Uhr) bei Villarreal aus, das Las Palmas 0:1 unterlag.
Ja-Cheol Koo hatte die keineswegs überzeugenden Augsburger mit einem Dreierpack (5./44./57.) in Führung geschossen. Karim Bellarabi (60.), Paul Verhaegh (80./Eigentor) und Hakan Calhanoglu mit einem Handelfmeter in allerletzter Sekunde (90.+3) verschafften dem Team und Schmidt erstmal eine kleine Verschnaufpause.
„Wenn man das Ergebnis sieht, müssen wir sehr, sehr zufrieden sein. In der Halbzeit war es eine schwierige Situation, wir wollten dann nochmal alles in die Waagschale werfen“, erklärte Krösche.
„Wenn man so hoch zurückliegt, ist den meisten mehr oder minder alles scheißegal“, erläuterte Christoph Kramer den immerhin in den letzten 30 Minuten forschen Auftritt der Leverkusener. Das Remis sei am Ende ein „Sieg der Mannschaftsmoral“.
Wie intakt diese auch auf internationalem Terrain ist, muss sich beim FC Villarreal zeigen. Dann kann auch Schmidt wieder an der Seitenlinie Einfluss auf das in den vergangenen Wochen so inkonstante Auftreten seines Teams nehmen. Der Trainer sei „Motivator, Moralgeber“, unterstrich Calhanoglu die Bedeutung des Chefcoaches.
„Wir stehen in der Tabelle da, wo wir nicht stehen wollen“, sagte Bellarabi. Mit dem Remis von Augsburg könne man aber „erstmal zufrieden“ sein. „Das gibt positive Energie für Donnerstag.“