Schaafs Rückkehr nach Bremen endet bitter

Bremen (dpa) — Über das nette Plakat der Werder-Fans konnte sich Thomas Schaaf kaum freuen. „Danke Thomas“, stand auf dem Transparent, das die Bremer Anhänger kurz vor Ende des Nord-Derbys ausrollten.

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„Ich habe den Blick nicht mehr dafür gehabt“, erklärte der langjährige Werder- und jetzige Hannover-Trainer. Er war nach dem Abpfiff der bitteren 1:4 (1:2)-Niederlage flugs im Inneren jenes Stadions verschwunden, das mehr als zwei Jahrzehnte seine Heimat war.

„Ich habe mich mehr über das Spiel geärgert, als dass ich mich jetzt darüber freuen kann“, sagte Schaaf. Kein Wunder, denn mit seinem neuen Verein liegt der Fußball-Lehrer sieben Punkte hinter dem Relegationsrang der Bundesliga und taumelt dem Abstieg entgegen. An den Klassenerhalt mag kaum noch einer glauben.

„Das hat nichts mit Hannover zu tun, sondern mit der Vergangenheit - dann sage ich auch danke dafür“, erklärte Schaaf noch zu dem Transparent. Aber es passte bei ironischer Betrachtung auch zu der Partie: Danke Thomas — so leicht war es noch nie, gegen Hannover zu gewinnen.

Das aktuelle Team des ehemaligen Coaches war für die Bremer ein äußerst dankbarer Gegner. Werder hätte noch mehr Tore erzielen können als durch Fin Bartels (18.), Claudio Pizarro (26.), Theodor Gebre Selassie (56.) und Zlatko Junuzovic (67.). Für Hannover traf nur Kenan Karaman (45.), so dass Werder der erste Heimsieg seit August gelang. Mit diesem verschaffte sich das Team etwas Luft im Abstiegskampf. Die von Schaafs ehemaligem Schüler Viktor Skripnik gecoachten Bremer liegen nun in der Tabelle bereits zehn Punkte vor dem Letzten.

„Wie wir die Tore bekommen haben, ist fahrlässig“, klagte Schaaf. Besonders das Zaubertor von Pizarro, seinem ehemaligen Lieblingsstürmer, schmerzte. „Sieben Mann stehen herum und gucken zu“, kritisierte Schaaf: „Hätte nur gefehlt, dass sie Beifall klatschen.“

Die Werder-Fans hatten nicht nur ein nettes Plakat für Schaaf, sondern auch Häme für dessen Mannschaft parat. „So spielt ein Absteiger“, höhnten sie - und niemand, der den phasenweise peinlichen Auftritt der Hannoveraner gesehen hat, würde widersprechen.

„Allen, die uns betrachten, fehlt der Glaube, und nach so einem Spiel zu Recht“, fasste 96-Manager Martin Bader zusammen. „Nach so einem Spiel brauche ich von Hoffnungsschimmer nicht zu reden.“ Nach sieben Niederlagen in acht Spielen unter Schaaf musste sich der 96-Manager sogar die Trainer-Frage stellen lassen. Doch von Bader gab es Rückendeckung: „Thomas marschiert vorne weg.“

Ein Blick in die eigene Vergangenheit ist so ziemlich das einzige, was Schaaf noch ein bisschen Hoffnung gibt. „1999 hat auch keiner einen Pfifferling darauf gesetzt, das war wesentlich brenzliger“, sagte Schaaf und erinnerte an den Klassenerhalt in seinem ersten Trainer-Jahr in Bremen.

„Im Fußball ist vieles möglich“, sagte der 96-Trainer und verwies darauf, dass ein paar Spiele eine neue Situation schaffen können. Sein ehemaliger Schüler Skripnik kann diese Sichtweise bestätigen, denn vor einer Woche wurde der Arbeitsplatz des Trainers in Bremen noch in Frage gestellt - doch nur acht Tage und sieben Punkte später redet davon niemand mehr.