Nürnberg: Balitsch darf auf Comeback hoffen
Nürnberg (dpa) - Hanno Balitsch weiß in diesen Wochen wohl selbst nicht so genau, was er noch glauben soll. Vor zweieinhalb Monaten und nach 334 Bundesligaspielen war der Leistungsträger vom damaligen Coach Michael Wiesinger mit einem Mal aus dem Profikader des 1. FC Nürnberg geschmissen worden.
Aber selbst, als für den Trainer-Nobody ebenfalls Schluss war, erhielt der Ex-Nationalspieler keine Chance und musste mit den Youngstern in der Regionalliga trainieren. Erst jetzt, da sich die sportliche Lage dramatisch zugespitzt hat, denkt Wiesinger-Nachfolger Gertjan Verbeek um: Balitsch winkt ein Comeback.
„Der Trainer möchte vor der Rückrunde alles auf Null stellen, also wird Hanno wieder zum Profikader gehören“, betonte Nürnbergs mächtiger Sportvorstand Martin Bader und berichtete von einem „beiderseitigen aufeinander zugehen“. Kommende Woche, bei der ersten regulären Trainingseinheit nach der Freitagspartie gegen Mainz 05, darf der einstige Champions-League-Kicker zumindest wieder im Profitraining mitmischen. In der Rückrundenvorbereitung ist Balitsch Mitte Januar auch für das Trainingslager in Andalusien eingeplant - und kann zu einer echten sportlichen Alternative für Verbeek werden.
Die Geschichte von der Rückkehr aus dem Nichts ist ebenso skurril wie Balitsch' Verbannung im September. Von einem Moment auf den anderen musterte Wiesinger den 32-Jährigen aus, obwohl Balitsch bei allen fünf Saisonspielen zuvor immer in der Startelf gestanden und stets passabel gespielt hatte. „Die Mannschaft muss funktionieren und einen Weg gehen“, erklärte Wiesinger dennoch und sprach Balitsch gar die fußballerischen Qualitäten ab, um „uns weiterhelfen zu können“.
Balitsch gilt als schwieriger Typ und eckt schon mal an, auch das mag Wiesinger zu seiner Rausschmiss-Entscheidung verleitet haben. Andererseits fehlt es den Franken gerade im defensiven Mittelfeld an Erfahrung und Ruhe - beides bringt Balitsch mit, wie er in den Jahren zuvor auch schon in Köln, Leverkusen, Mainz und Hannover bewiesen hat. „Niemals hat der Trainer mir gegenüber Kritik an meiner sportlichen Leistung geübt, im Gegenteil: Noch eine Woche vor der Suspendierung sagte er, er sei mit mir zufrieden“, klagte der Profi nach seiner unfreiwilligen Abdankung im „Kicker“.
Anstatt mit den Profis gegen Borussia Dortmund, den Hamburger SV und Werder Bremen anzutreten, musste der gefallene Nationalspieler fortan mit den Viertliga-Amateuren in der Regionalliga Bayern gegen Buchbach, Bamberg und Bayern Hof ran. Balitsch inszenierte sich medial als Bauernopfer und berichtete von „schockierenden“ Erfahrungen, „wenn du aus dem Nichts heraus nicht nur auf die Bank oder die Tribüne gesetzt, sondern komplett entsorgt wirst“.
Neue Hoffnungen auf eine Profi-Rückkehr zerschlugen sich, als Verbeek übernahm: Der Mann mit Rod-Stewart-Gedächtnisfrisur ließ Balitsch im Oktober ebenfalls links liegen und verwies auf die Entscheidung des Vereins, ihn auszusortieren. Erst zig sportliche Nackenschläge am Stück könnten ihm nun wieder zu Bundesligaminuten verhelfen - wenn auch erst in der Rückrunde.