Schalke 04 Nur noch zerschlagenes Porzellan

Für Schalke geht es in Hamburg um mehr, als man vermuten könnte. Trainer Di Matteo ist inzwischen extrem umstritten.

Muss er sich einen neuen Job suchen? Schalkes Trainer Roberto Di Matteo steht massiv in der Kritik.

Foto: Maja Hitij

Gelsenkirchen. Es muss viel Betrieb in dieser Woche in Horst Heldts Büro geherrscht haben. Der Manager des FC Schalke 04 hatte nach eigenem Bekunden „eine Menge Spieler in mein Büro zitiert“, um die Saison zu erörtern. Konkretes über die Reaktion der Profis wollte Heldt zu seinen Gesprächen nicht äußern, allerdings gab er eine Entscheidung bereits bekannt: Der bislang ausgeliehene Jan Kirchhoff wird nach Saisonende zurück zum FC Bayern gehen.

Der Umbruch in Gelsenkirchen ist bereits in vollem Gange. Wie intensiv dieser werden wird, dürfte nicht zuletzt vom Ausgang von der 34. Bundesligapartie am Samstag beim Hamburger SV abhängen. Denn die Hanseaten kämpfen um ihre letzte Chance, die Bundesliga doch noch zu erhalten. Dazu müssten sie gewinnen. „Wir haben eine Verantwortung der gesamten Liga gegenüber“, sagt Heldt.

Die unausgesprochene Forderung: Die Spieler der Schalker sollen sich noch einmal aufraffen, ein möglichst ebenbürtiger Gegner für die Hanseaten sein und mit einem versöhnlichen Abschluss für ein wenig Ruhe im Club sorgen. Außerdem benötigt der Revierclub auch noch einen Punkt, um Platz fünf zu zementieren und sich direkt für die Europa League zu qualifizieren.

„Es wird mit einem Spiel nicht zu schaffen sein. Aber natürlich wäre es schön, die Saison mit einem anderen Bild zu beenden“, sagt der Manager mit Blick auf die jüngsten Zuschauerunruhen nach dem kuriosen und glücklichen Erfolg gegen den SC Paderborn.

Sollten die Spieler eine ähnlich desolate Leistung zeigen wie in den Vorwochen, wird sich die Kritik an den Verantwortlichen noch einmal verstärken. So kurios es klingen mag vor dem letzten Saisonspiel: Dann wäre auch Trainer Roberto Di Matteo wohl nicht mehr zu halten, der für die Rückrunde ohnehin nur eine äußerst schwache Bilanz ziehen kann. Lediglich vier Siege in bisher 16 Spielen und 21 Punkte sind für die Königsblauen ein indiskutables Ergebnis.

Dazu gesellt sich die selbstzerstörerische Unruhe innerhalb der Mannschaft, die der Italiener nie in den Griff bekommen hat. Der suspendierte Kevin-Prince Boateng, einer derjenigen, der für die Probleme des Teams verantwortlich gemacht worden ist, meldete sich nun zu Wort und kritisierte mangelndes Niveau der Verantwortlichen — und plauderte ganz nebenbei einige Details aus dem verstimmten Innenleben der Mannschaft aus. Eine Mannschaft sei der Kader nie gewesen.

„Das ist scheiße, das so etwas an die Öffentlichkeit kommt“, sagt Heldt, der auf den Inhalt der Vorwürfe nicht eingehen wollte. Nur soviel: „Dass bei uns nicht alles gestimmt hat, war ja leicht zu erkennen“, sagte er. Die Stimmung ist äußerst gereizt auf Schalke. Di Matteo gibt sich trotz der prekären Situation weiterhin regungslos. „Ich vertraue meiner Mannschaft“, sagt er.

Woher er dieses Vertrauen nimmt, ließ er offen. Sollten sich die Verantwortlichen dazu entscheiden, mit Di Matteo in die neue Saison zu gehen und den Umbruch gemeinsam zu gestalten, wird die Mannschaft einen geglückten Start benötigen. Ansonsten müssten wohl ziemlich schnell der Trainer als auch der Manager gehen. Noch aber hat Heldt Zeit, seine Fehleinschätzung bei der Verpflichtung des Trainers zu beheben und geräuschlos und in voller Verantwortung einen Neuanfang zu gestalten.