Offenes Visier - Mertesacker: Bank war großes Plus

Bremen (dpa) - Werder Bremen hat beim turbulenten Tor-Festival gegen den SC Freiburg das Motto seines Hauptsponsors „So geht Bank heute“ perfekt umgesetzt. Die entscheidenden Impulse für das verrückte 5:3 (2:1) und den 700. Werder-Sieg in der Bundesliga kamen von außen.

„Es war das ganz große Plus, dass wir auf der Bank extrem gute Spieler hatten“, urteilte Per Mertesacker. Der lange Abwehrrecke, der nun doch in Bremen bleiben will, dämpfte nach dem Offensiv-Spektakel, das an alte Werder-Zeiten erinnerte, allzu große Erwartungen: „Wir sind noch kein Top-Team, wir müssen uns dazu entwickeln.“

Da sind die Bremer auf einem guten Weg, die interne Konkurrenz belebt das Spiel. „Es ist sehr wichtig, dass wir Alternativen haben. Ich kann mich erinnern, dass wir in der vergangenen Saison in einigen Begegnungen nur drei Feldspieler auf der Bank hatten“, kommentierte Clemens Fritz den Acht-Tore-Krimi. „Für die Zuschauer war das toll, aber unser Trainer wäre während des Spiels fast ausgerastet“, sagte Werders erster Torschütze. Einen Profi wie Wesley, der in der Nachspielzeit den Schlusspunkt setzte, hatte Freiburg nicht. „Der Wesley ist spritzig und geht ab wie Schmitz` Katze“, sagte SC-Stürmer Stefan Reisinger.

Zwei Joker-Tore durch Marko Arnautovic (65. Minute) und Wesley (90.+3) sowie ein von Mehmet Ekici herausgeholter und von Aaron Hunt (87.) verwandelter Foulelfmeter unterstreichen die Qualität und die Effektivität der drei Bremer Einwechselspieler. Fritz (30.) und Torjäger Claudio Pizarro (34.) in typischer Schlitzohr-Manier besorgten den Rest. „Mein Puls ist auf 180. Das war besser als ein Aerobic-Training“, sagte der Peruaner, der erstmals in der Startelf stand, aber nicht bis zum Ende durchhielt.

„Unsere Bank ist schon ein wichtiger Punkt, wenn du Arnautovic, Wesley und Ekici bringen kannst. Aber wenn alle fit sind, geht der Konkurrenzkampf erst so richtig los“, sagte Geschäftsführer Klaus Allofs. Er und Trainer Thomas Schaaf kritisierten das schwache Defensivverhalten, das Freiburgs Torjäger Papiss Demba Cissé mit einem Doppelpack (7./48.) sowie Reisinger (84.) schonungslos aufdeckten. „Ich habe mich lange Zeit ärgern müssen. Für mich könnte es gerne ruhiger laufen. Es geht um die richtige Balance zwischen Defensive und Offensive“, erklärte Schaaf.

Auch sein Freiburger Kollege Marcus Sorg, der weiterhin auf seinen ersten Bundesliga-Sieg wartet, vermisste das Gleichgewicht zwischen Abwehr und Angriff. „Die Mannschaft hat viel Courage gezeigt, wir haben uns aber nicht belohnt“, sagte Sorg. Nach seiner Meinung wurde er „fälschlicherweise“ von Schiedsrichter Peter Sippel auf die Tribüne geschickt. Weil die Zukunft des überragenden Cissé weiterhin ungewiss ist, sieht es schon nach drei Runden für die Breisgauer brenzlig aus. „Egal, ob er bleibt oder geht, es wird sowieso sehr schwer. Wir spielen um den Klassenverbleib“, sagte Verteidiger Felix Bastians.