Paderborn zahlt Lehrgeld: Zwischen Stolz & Enttäuschung
Paderborn (dpa) - Etwas Enttäuschung schwang mit, als André Breitenreiter nach Worten für die historische Bundesliga-Premiere suchte.
„Natürlich sind wir alle ein wenig gefrustet. Heute haben wir leider etwas Lehrgeld bezahlt“, sagte der Trainer des Bundesliga-Neulings SC Paderborn nach dem Auf und Ab seines Teams beim 2:2 gegen den FSV Mainz 05. Denn anstatt den späten Führungstreffer durch Uwe Hünemeier (87. Minute) geschickt über die Zeit zu verteidigen, drängte sein Team in der Schlussphase auf das dritte Tor - und scheiterte kläglich.
Beflügelt von der Atmosphäre in der nur 15 000 Zuschauer fassenden Benteler-Arena heizte der Debütant die Partystimmung auf den Rängen auch nach Hünemeiers Tor weiter an. Paderborn rannte nach vorne, agierte frech und vernachlässigte dabei die Defensivarbeit. Am Ende avancierte Hünemeier zur tragischen Figur und verursachte den Elfmeter zum Ausgleich. Der Kapitän stand damit sinnbildlich für das erste Ligaspiel des 53. Clubs in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. „Wir haben heute sehr viel investiert und dann bringen wir uns durch so einen blöden Elfmeter selbst in Bedrängnis“, sagte Hünemeier nach dem 2:2 mit bitterer Miene.
So waren die Verantwortlichen des Aufsteigers nach dem späten Ausgleich durch Ja-Cheol Koo (90+4) zwar gefrustet, richtig wütend war aber nur Rechtsverteidiger Jens Wemmer. Unmittelbar nach dem unnötigen Strafstoß tobte Wemmer im Sechzehnmeterraum des SCP. „Wir müssen den Ball einfach nur klären. Ich habe gegen niemanden persönlich gewütet, ich war einfach nur enttäuscht, dass wir nicht cleverer waren“, sagte er. Damit fand der 28-Jährige auch die treffenden Worte für das entscheidende Foul von Hünemeier, der den Japaner Shinji Okazaki im eigenen Strafraum unnötig gerammt hatte.
„Einfach bitter, noch so ein Tor zu kassieren. Dadurch haben wir uns um den verdienten Lohn gebracht“, kommentierte der Verteidiger. Doch bei aller Enttäuschung wird spätestens nach dem famosen Auftritt der Rest der Liga den SCP als wettbewerbsfähigen Konkurrenten wahrnehmen. Auch ohne eigenes Trainingszentrum scheint Breitenreiter seine Mannschaft optimal auf die neue Saison vorbereitet zu haben. „Man hat gesehen, dass unsere Mannschaft eine große Mentalität hat. „Wir wollten unbedingt gewinnen und haben das auch fast geschafft. Wenn ich so eine tolle Leistung bringe, dann zahle ich gerne Lehrgeld“, sagte Breitenreiter später trotzig.
Ohnehin überwog beim Ex-Profi nach dem ersten Frust letztendlich doch der Stolz. Angetan vom leidenschaftlichen Auftritt seines Teams schickte Breitenreiter sogar eine Warnung an den Hamburger SV, bei dem Paderborn am kommenden Samstag zu Gast ist. „Wir fahren mit breiter Brust zum HSV. Bis auf wenige Ausnahmen haben wir überall die Möglichkeit zu punkten“, betonte er.