Personalsorgen bei Bayern immer größer - „sehr kritisch“

München (dpa) - Pep Guardiola faltete die Hände und blickte flehend nach oben. Ausgerechnet vor den wichtigsten Spielen der Saison plagen den FC Bayern Personalsorgen, wie sie der Coach überhaupt noch nie erlebt hat.

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„Die Situation ist kritisch, sehr kritisch“, sagte der Spanier einen Tag vor dem Bundesliga-Duell gegen Eintracht Frankfurt am Samstag. Robben, Ribéry, Schweinsteiger, Alaba, Martínez und jetzt noch Verteidiger Medhi Benatia, der wegen eines Muskelfaserrisses im Oberschenkel bis zu vier Wochen ausfällt: Dem Fußball-Rekordmeister gehen die Spieler aus. „Ich weiß nicht, wie lange wir mit dieser Situation leben können“, klagte Guardiola.

Dass auch Frankfurt auf einen seiner wichtigsten Spieler, nämlich Top-Torjäger Alexander Meier, verzichten muss, ist da kaum Trost. Guardiola ist zum Improvisieren verdammt, zählte er am Freitag beim Training doch nur noch 14 gesunde Spieler. Die Lage ist so extrem, dass der Coach entgegen seinen Gepflogenheiten andeutete, schon jetzt das Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League in Porto in der nächsten Woche im Hinterkopf zu haben. Er könnte gegen Frankfurt also Spielern eine Verschnaufpause gönnen - falls er denn Ersatz findet.

„Wir sind müde“, gab Guardiola zu. „Aber ich hoffe, dass der Kopf die Beine kontrollieren kann.“ Er lächelte oft bei der Pressekonferenz, seine Scherze wirkten aber wie Galgenhumor. „Wir hatten schon viele Probleme, und jetzt haben wir noch mehr Probleme“, resümierte er.

Franck Ribéry fehlt nun schon seit gut vier Wochen und bleibt auch für die Partien gegen Porto fraglich. „Er könnte uns auch für fünf Minuten helfen“, meinte der Coach - der schon Philipp Lahm und Thiago Alcántara einsetzen muss, obwohl diese noch nicht topfit sind. Arjen Robben fehlt wegen einer schweren Bauchmuskelverletzung. „Wenn wir uns qualifizieren, vielleicht kann er im Halbfinale der Champions League spielen“, hoffte Guardiola. Nun traf es also auch noch Millioneneinkauf Benatia, der in beiden Spielen gegen Porto fehlen dürfte. „Berufsrisiko“, witzelte der Marokkaner bei Twitter.

Das Liga-Duell gegen Lieblingsgegner Frankfurt, der zuletzt fünfmal in Serie zu null bezwungen wurde, spielt bei den Bayern in dieser Lage nur eine untergeordnete Rolle - auch wenn Guardiola den ersten von noch vier maximal nötigen Siegen bis zur Meisterschaft schon am Samstag unter Dach und Fach bringen will. Vor allem die Offensive und das Angriffspressing der Gäste lobte Guardiola dabei ausdrücklich.

Zu dem Zeitpunkt wusste er noch nichts vom kurzfristigen Ausfall des Stürmers Meier, der wegen Patellasehnen-Problemen passen muss. „Wir bedauern den Ausfall unseres Top-Torschützen natürlich sehr, gerade vor der Partie gegen den Tabellenführer“, sagte Coach Thomas Schaaf.

Denn eigentlich wittern die Hessen ihre Chance und wollen sich in München nicht verstecken. „Wir müssen an unsere Qualität glauben. Wir brauchen die Überzeugung, auch da etwas leisten zu können“, hatte der Trainer vor der schlechten Nachricht betont. Neben dem länger verletzten Marco Russ und dessen Abwehrkollegen Carlos Zambrano fehlen der Eintracht nun also drei verletzte Leistungsträger. Drei? Von solch einer Situation kann Pep Guardiola derzeit nur träumen.