Topspiel am Samstag Gladbach gegen Bayern - Diese Fakten machen den Klassiker zum Mega-Duell

Mönchengladbach · Der ewige Spitzenreiter FC Bayern trifft auf den Überraschungszweiten Borussia Mönchengladbach - viel mehr geht so früh in der Saison nicht. Die Ausgangslage und die Fakten zum Spitzenspiel.

Auch in einem Testspiel vor gut einem Jahr jublten die Gladbacher bei den Bayern, vorne im Foto Münchens Serge Gnabry.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Es ist wahrlich ein Topspiel, und niemand will’s verpassen. Auch die Konstellation ist alles andere als trivial: Der ewige Spitzenreiter FC Bayern trifft auf den Überraschungszweiten Borussia Mönchengladbach – viel mehr geht so früh in der Saison nicht. Alle wollen dabei sein.

Lars Stindl, der Kapitän der Gladbacher, ist nach einer hartnäckigen Muskelverletzung schneller wieder auf die Beine gekommen als erwartet und könnte am Samstagabend (18.30 Uhr, live auf Sky) sein Liga-Debüt 2022/23 feiern. „Ich fühle mich gut und bin bereit“, sagt der Routinier, der beim 1:0-Sieg seiner Mannschaft gegen die Hertha vergangenen Freitag „über Nacht“ zumindest wieder im Kader auftauchte. Heute wird Stindl 34 Jahre alt.

Das Duell der beiden Klubs ist ein wahrer Klassiker

Der eine oder andere Spieler von Borussia Mönchengladbach sieht seinem ersten Auftritt in der imposanten Bayern-Arena entgegen: Der hochgelobte Japaner Ko Itakura zum Beispiel ist als ruhender Pol in der Defensive „gesetzt“ oder auch Joe Scally. Der erst 19-jährige Außenverteidiger der Gladbacher hat bereits 33 Bundesligaspiele hinter sich. Ein Spiel in München fehlt noch in seiner Sammlung. Der Amerikaner spricht in höchsten Tönen über den Spitzenreiter: „Die Bayern sind das beste Team der Liga, und das seit vielen Jahren. Sie sind einfach unfassbar gut. Trotzdem fahren wir selbstbewusst dorthin und versuchen natürlich alles, um erneut zu gewinnen. Schwierig wird’s, das ist klar.“

Beim 2:1-Erfolg im Januar dieses Jahres fehlte der Teenager wegen einer Covid-19-Erkrankung, beim 0:6 am 8. Mai 2021 stand Scally nicht im Kader. Jetzt wartet er sehnlichst auf seinen Einsatz. Im 55. Auswärtsspiel der Fohlenelf bei den Bayern seit dem Aufstieg vor 47 Jahren kann das Team von Daniel Farke seine Torquote aufrunden. Der 50. Treffer auf Münchener Terrain ist in Reichweite. Die Bilanz bisher: 5 Siege, 11 Unentschieden, 38 Niederlagen, 49:133 Tore.

Das Duell der beiden Klubs, die 1965 gemeinsam in die Bundesliga aufstiegen, ist ein wahrer Klassiker. 30 Jahre hatte die Elf vom Niederrhein vergeblich versucht, den Bayern ein Bein zu stellen und die Heimreise mit der Höchstpunktzahl anzutreten. Selbst in den viel zitierten „Siebziger Jahren“, als ihr die Titel nur so zuflogen, wollte der große Coup nicht gelingen. Dann passierte es. „Dös war a Gaudi, eine große Freude“, sagt der ehemalige Profi Thomas Kastenmaier und erinnert sich heute wie gestern an die Sternstunde im Olympiastadion, an den 2:1-Triumph am 14. Oktober 1995: „Unser Trainer Bernd Krauss hatte die Idee, mal etwas anderes auszuprobieren, was beinahe jämmerlich gescheitert wäre.“ Und für Krauss hätte es schlimmstenfalls sein letztes Spiel als Coach sein können. Jedenfalls wollte er mit seinen Jungs entgegen sonstigen Gepflogenheiten erst am Spieltag aufbrechen – mit dem Flieger von Düsseldorf nach München-Riem. Das Problem: Dichter Nebel lag über der Landeshauptstadt, der Abflug war gefährdet. Kastenmaier: „Aber dann bekamen wir als vorläufig letzte Maschine doch noch grünes Licht, es konnte losgehen.“

Vier Siege in den letzten 17 Jahren schaffte selbst der BVB nicht

Nachmittags war von der ganzen Aufregung zuvor nichts mehr zu spüren. Mit dem überragenden Torschützen Stefan Effenberg im Angriff – für den verletzten Martin Dahlin – dominierten die Gladbacher ihren Gegner und beendeten schließlich im 16. Versuch die schwarze Serie an der Grünwalder Straße in München und auf dem olympischen Rasen.

Es dauerte anschließend weitere 16 Jahre, bis die niederrheinische Borussia den FC Bayern erneut auf die Nerven ging, diesmal in der neuen Arena in Fröttmaning, im Norden der bayrischen Landeshauptstadt. Die Favre-Ära begann. Gleich in seinem ersten Auswärtsspiel beim Rekordmeister gab es einen 1:0-Erfolg. Am 7. August 2011 erzielte Igor de Camargo den Siegtreffer. Dreieinhalb Jahre später überlistete Gladbachs Kultstürmer Raffael Bayern-Keeper Manuel Neuer zweimal (Endstand 2:0): „An dieses Spiel habe ich bis heute eine wunderbare Erinnerung, das vergesse ich nie“, sagte Raffael später. Der Brasilianer beendete vor gut zwei Jahren seine Karriere im Borussia-Park.

Kommen wir der heutigen Zeit noch ein Stück näher. Sieg Nummer drei: Beim 3:0-Erfolg der Hecking-Schützlinge am 6. Oktober 2018 trafen Alassane Plea, Lars Stindl und Patrick Herrmann, schließlich ließen Florian Neuhaus und Stefan Lainer als Torschützen beim 2:1-Sieg vor sieben Monaten Sieg Nummer vier folgen. Er war einer der wenigen Glanzlichter, die das Team von Adi Hütter in der vergangenen Spielzeit setzte. Vier Siege in 17 Jahren Münchener Arena (plus drei Unentschieden bei neun Schlappen) – das schaffte nicht einmal Borussia Dortmund (drei Erfolge). Mit dieser respektablen Bilanz im Rücken geht die Fohlenelf in das Mega-Duell beim FC Bayern.