2:5 gegen Saarbrücken, das erste Spiel gleich vergeigt. Was war denn da los?
Interview Jetzt geht das Rennen für Debütant Daniel Farke los
Interview | Mönchengladbach · Vor 30 Jahren startete Bernd Krauss als neuer Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach mit einer Niederlage. Das gab es im Premierenspiel für einen Gladbacher Bundesliga-Trainer seitdem nie wieder. Ein gutes Omen für den Auftakt gegen Hoffenheim?
Spannung, Druck, Lampenfieber: Ein bisschen von allem ist sicher dabei, wenn am Samstag der Vorhang im Borussia-Park auf geht und Daniel Farke kurz vor dem Anpfiff gemächlich zu seinem Platz schreitet. Es ist so weit. Die Premiere naht: Der 45jährige Ostwestfale erlebt morgen gegen 1899 Hoffenheim sein Debüt in der Fußball-Bundesliga. Vor 30 Jahren stand auch Bernd Krauss als Cheftrainer in den Startlöchern. Er hatte allerdings mitten in der Saison das Amt von Jürgen Gelsdorf übernommen und bekam gleich richtig was auf die Mütze: 2:5 am Bökelberg gegen den 1. FC Saarbrücken. Wie der ehemalige Coach der Fohlen Elf das weggesteckt hat, wie er seine Mannschaft auf die Erfolgsspur brachte und was er von der Borussia 2022 erwartet, das erzählt er im folgenden Interview.
Bernd Krauss: Gar nichts war los mit uns. Es war eine bittere Auftaktpleite, und wir rutschten im Winter der Spielzeit 1992/1993 noch tiefer in den Keller. Binnen kürzester Zeit haben wir uns dann aber bekrabbelt und spielten als drittbeste Mannschaft eine fantastische Rückrunde. Am Ende sprang Rang neun heraus, und der Kopf war frei für neue Ziele.
Zwei Jahre später stand Gladbach Kopf, wurde Pokalsieger und spielte einen klasse Fußball, war auch international erfolgreich. Nach einem Fehlstart muss mithin also nicht gleich alles wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, oder?
Krauss: Sicher nicht. Trotzdem wünsche ich Daniel Farke und der Borussia morgen natürlich drei Zähler. Das gibt grundsätzlich immer ein besseres Gefühl, sofort präsent zu sein und zu punkten. Ich bin gespannt, wie sie es angehen, sehe beide Mannschaften auf Augenhöhe.
Wie schätzen Sie Form der Fitness der Fohlen Elf ein? Der 9:1-Pokalsieg in Freiburg gegen Oberachern machte Laune.
Krauss: Vorsicht, das war ein Fünftligist. Da ist ein solches Ergebnis keine so große Überraschung. Eine Woche zuvor beim 1:1 im Testspiel gegen meinen ehemaligen Klub Real San Sebastian war ich im Stadion und hatte ehrlich gesagt ein wenig mehr erwartet. Mehr Wucht, mehr Finesse, mehr Tempo. All das ist jetzt unwichtig. Ab Samstag gilt‘s.
Eine Aufbruchstimmung ist nach der schlimmen Corona-Pandemie in der gesamten Liga spürbar, bei Borussia Mönchengladbach nach Blitz und Donnergrollen im Vereinsgefüge erst recht. Der neue Trainer geht mit einer positiven Grundhaltung voran, verbreitet Optimismus. Ist die Euphorie rund um den Borussia-Park angemessen?
Krauss: Entscheidend ist, was nun auf dem Platz passiert. Egal, ob das mit viel Ballbesitz geschieht, oder der Erfolg aus einem effektiven Umschaltspiel resultiert. Ausschlaggebend wird sein, ob es der Mannschaft gelingt, mit ihrer Art Fußball zu spielen echte Begeisterung auszulösen, dann ist der Anfang gemacht, kann es eine gute Saison werden. Ich denke, das ist auch ein wichtiger Ansatz für Daniel Farke. Rennen, kämpfen, alles geben. Die Leute mitnehmen. Ein Unsicherheitsfaktor bleibt. Kann Gladbach Spieler wie Hofmann oder Thuram halten? Sie sind in Topform jeder für sich etwas Besonderes für die Fohlen Elf.
Das Duo wird von mehreren Klubs umworben. Wie schätzen Sie die Situation ein?
Krauss: Die Ungewissheit ist das, was nervt. Ich finde, dass der Zeitpunkt gekommen ist, jetzt für klare Verhältnisse zu sorgen. Von allen Seiten.