Rangnick-Aus wirft Schatten: S04 spielt für Coach
Düsseldorf (dpa) - Der siebte Spieltag der Fußball-Bundesliga steht im Schatten des Rücktritts von Schalke-Trainer Ralf Rangnick. Sein couragierter Rückzug wegen Burnouts hat für Nachdenklichkeit gesorgt, doch mehr als ein kurzes Innehalten ist im Multi-Millionen-Profisport nicht drin.
„The Show must go on!“: So wird auch an diesem Wochenende der Ball rollen. Dabei wird mit besonderem Interesse nach Gelsenkirchen geschaut, wie die Schalker gegen den SC Freiburg das Trainer-Drama verkraften, und nach München, wo der FC Bayern im Topspiel auf Vizemeister Bayer Leverkusen trifft.
Die „Königsblauen“ wollen nach dem Rangnick-Schock mit einem Erfolg über Freiburg Solidarität mit dem bisherigen Coach demonstrieren. „Wir werden für Ralf Rangnick spielen“, sagte Verteidiger Christoph Metzelder. „Wir wollen gewinnen und alles dafür tun, dass der angepeilte Sieg auch seine Handschrift trägt.“
Auf der Bank des Tabellenneunten wird Co-Trainer Seppo Eichkorn auch die Rolle des Psychologen übernehmen müssen. „Für die Mannschaft gilt, jetzt alle Nebengeräusche auszublenden“, sagte er. Eichkorn war schon im März für das Spiel in Leverkusen (0:2) eingesprungen, als Felix Magath das Traineramt bei Schalke verlor. Nach nur einem Saisonsieg und Tabellenrang 16 wächst in Freiburg der Erfolgsdruck. „Wir dürfen nicht zu passiv sein, die Schalker müssen beschäftigt werden“, forderte SC-Trainer Marcus Sorg, unter dessen Regie bisher nur vier Punkte geholt wurden.
Entspannt kann Jupp Heynckes dem Spitzenspiel gegen den Werksclub vom Rhein, den er in der vergangenen Saison in die Champions League führte, entgegenblicken. „Ich freue mich auf das Wiedersehen“, sagte der jetzige Bayern-Coach nach acht Pflichtspielen ohne Gegentor gelassen. Sein Nachfolger bei Bayer, Robin Dutt, will sich weder dadurch noch durch die Tatsache, dass Leverkusen seit 22 Jahren an der Isar ohne Sieg ist, ins Bockshorn jagen lassen. „Warum sollen wir nicht punkten? Wir fahren nicht als Fallobst nach München“, meinte er. Bei einer Niederlage wäre der Herausforderer erstmal ausgebremst, der Abstand zum Rekordmeister würde auf acht Punkte wachsen.
Titelverteidiger Borussia Dortmund möchte beim FSV Mainz 05 in die Erfolgsspur zurückkehren. „Wir wollen uns zurückholen, was wir bisher liegengelassen haben“, meinte BVB-Coach Jürgen Klopp vor seiner Rückkehr zum Ex-Club, der aus den zurückliegenden vier Partien nur einen Punkt holte. Dennoch hofft 05-Trainer Thomas Tuchel: „Wenn wir die Möglichkeit - über eine Topleistung - bekommen, den deutschen Meister zu schlagen, dann werden wir sie nutzen.“ Er unterschätzt die Dortmunder aber trotz des mäßigen Starts nicht. „Ich halte sie nach wie vor, neben Bayern München, für die beste Mannschaft in Deutschland.“
Weiter galoppieren wie in den 70er Jahren wollen die „Fohlen“ von Borussia Mönchengladbach gegen den 1. FC Nürnberg. „Es herrscht eine große Euphorie. Aber im Fußball kann alles sehr schnell gehen“, warnte Borussia-Trainer Lucien Favre, der die Niederrhein-Elf auf den dritten Tabellenrang hievte: „Das Wunder fand schon statt.“ Ein Mirakel wäre ein Sieg gegen die Franken nicht. Den letzten Erfolg in Gladbach schaffte der Club im Dezember 2005. „Das wäre überragend. Wir würden dann oben reinrutschen“, hofft FC-Coach Dieter Hecking.
Den ersten Heimerfolg will der 1. FC Köln gegen 1899 Hoffenheim einfahren - das 4:1 aus dem Derby gegen Leverkusen soll dafür den Anschub liefern. „Das Ziel ist ein Sieg“, sagte FC-Trainer Stale Solbakken. Auf den ersten „Dreier“ der Saison hofft Aufsteiger FC Augsburg gegen Hannover 96, um etwas Luft im Abstiegskampf zu gewinnen und den angeschlagenen Coach Jos Luhukay zu stärken. Bei seinem Ex-Club in Mönchengladbach musste er 2008/2009 nach der „verflixten“ siebten Liga-Partie gehen.
Nicht leicht wird es Augsburgs Mitaufsteiger Hertha BSC beim Tabellenzweiten Werder Bremen haben. Nach dem 2:1 im Auswärtsspiel beim BVB spekulieren die Berliner auf einen weiteren Coup. „Wir müssen dafür noch eine Schippe drauflegen“, fordert der Ex-Bremer und heutige Hertha-Profi Peter Niemeyer.
Dies gilt allemal für den VfL Wolfsburg, der den 1. FC Kaiserslautern empfängt. Nach schon vier Saisonniederlagen steht der entzauberte Trainer-Magier Felix Magath unter Dampf. Die Gäste aus der Pfalz reisen nach dem 3:1 gegen Mainz selbstbewusst an. „Sie werden an Sicherheit gewonnen haben. Die drei Punkte haben der Mannschaft ganz bestimmt geholfen“, sagte Magath.