Rehhagel will in die Köpfe: „Think positive“
Berlin (dpa) - Der Zauber um Otto Rehhagel ist in Berlin nach einem Monat längst verflogen, nun hat auch der Altmeister auf die Stufe „ernst“ umgeschaltet.
Vor dem nächsten „Endspiel“ von Hertha BSC um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga verzichtet „König Otto“ auf seine bekannt lockeren Sprüche und kümmert sich vor allem um die angeschlagene Seele der Berliner Profis. „Drei Tage ist man mental ein bisschen im Eimer, dann geht es wieder“, betonte der 73-Jährige mit letztmaligem Hinweis auf die jüngste 0:6-Packung gegen den FC Bayern: „Jetzt kriegen wir für das Spiel gegen Bayern nichts mehr. Thema Nummer eins ist das Spiel gegen Mainz.“
Seit dem 18. Februar versucht sich Otto Rehhagel in Berlin als Retter, die Erfolge sind eher bescheiden. Ein Sieg gegen Bremen stehen drei Niederlagen entgegen. „Ich kann die Tabelle lesen. Der Ist-Zustand sagt, wir sind auf einem Abstiegsplatz“, bemerkte Rehhagel, gab dennoch an sein verunsichertes Personal die Parole aus: „Think positive - das ist unsere Möglichkeit.“ Die heftige Kritik von Fans und Medien an ihm selbst hat er registriert. „Wenn man gegen Bayern 0:6 verliert, darf man sich nicht wundern“, bemerkte Rehhagel und schloss an: „Ich habe in meinem Leben nichts mehr zu verlieren.“
Hertha schon. Die Angst vor dem zweiten Abstieg innerhalb von zwei Jahren sorgt bei den Verantwortlichen für Dauerfrust, bei den Spielern für Lähmung. „Wir müssen reinkommen in die Köpfe. Es gibt nicht nur fußballerische Dinge, die wir verbessern können“, betonte Rehhagel-Assistent René Tretschok. Sein Chef schiebt trotz des Absturzes auf einen Abstiegsplatz alle Zweifel an der Mannschaft und seiner Rettungsmission zur Seite: „Ich habe genau gewusst, worauf ich mich einlasse und dass ich keine Meistermannschaft übernehme.“
Wie er in Mainz die Wende einleiten will, verriet Rehhagel nicht. Auch die Diskrepanz von Trainings- und Wettkampfleistungen wollte er nicht erklären: „Alles, was ich von der Mannschaft weiß, kann ich in der Öffentlichkeit nicht preisgeben“.
Aber Rehhagel ist noch immer „überzeugt, wir haben noch die Möglichkeiten, uns aus dieser schwierigen Situation zu befreien“. Warum er dennoch positiv bleibe, wurde Rehhagel am Donnerstag gefragt. „Weil ich grundsätzlich optimistisch bin“, antwortete der Trainer-Oldie, der dieses Mal nicht im Trainingsanzug, sondern im dunklen Anzug und weißen Poloshirt zu den Journalisten sprach.
Einen Plan, wie viele Punkte am Ende für die Rettung reichen könnten, hat Hertha nicht aufgestellt, machte Manager Michael Preetz deutlich. „Wir können es nicht durch Rechnen regeln, sondern müssen Punkte holen“, sagte Preetz, den Rehhagel fast liebevoll Micha nennt. Der Manager dagegen bleibt beim respektvollen „Sie“, wenn er sich an Rehhagel wendet.
Ob der 27. Spieltag schon ein besonderer Stress für Hertha sei, wollte ein Reporter noch wissen. „Fußball ist ein einziger Stress“, sagte der Trainer. Für ihn selbst scheint das nicht mehr zu gelten.