Revierderby als Verletzten-Gipfel

Gelsenkirchen (dpa) - Das ewig junge Revierderby wird zum Verletzten-Gipfel. Wenn sich die Erzrivalen FC Schalke 04 und Borussia Dortmund am Samstag zum insgesamt 167. Mal duellieren, werden voraussichtlich mehr als ein Dutzend Profis fehlen.

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Doch auch der hohe Krankenstand und der nur mäßige Saisonstart beider Teams schmälert die Attraktivität des Bundesliga-Dauerbrenners nach Meinung von Schalkes Sportvorstand Horst Heldt nicht: „Was Atmosphäre, Renommee und mediale Begleitung betrifft, ist es das größte Derby in Deutschland und gehört zu den Top 3 in Europa.“

Von einem echten Spitzenspiel kann diesmal jedoch nicht die Rede sein. Schließlich rangiert der Vorjahreszweite aus Dortmund nach zuletzt zwei sieglosen Spielen nur auf Platz acht, Schalke liegt mit zwei Punkten weniger gar nur auf dem 13. Rang. Deshalb stehen beide Clubs mächtig unter Druck. Für den Verlierer würde die Tabellenspitze vorerst in weite Ferne rücken. Angesichts dieser Konstellation erwartet der Dortmunder Mats Hummels ein umkämpftes Match: „Das Ding wird prickeln.“

Als Hauptgrund für die bisher bescheidene Saisonbilanz gilt die hüben wie drüben anhaltende Personalnot. „Deswegen sind beide Motoren noch ein bisschen am Stottern“, sagte Jens Keller. Wie der Schalke-Coach verzichtete auch sein Dortmunder Kollege Jürgen Klopp auf Klagen: „Es ist kein Wettbewerb, wer mehr Verletzte hat. In einem Derby hat man - neben den Punkten - auch immer die Chance, ein bisschen was zurechtzurücken.“

Klopps Hoffnungen auf ein Comeback von Sebastian Kehl erwiesen sich als Wunschdenken. Die anhaltenden Fußprobleme des Routiniers lassen erneut keinen Einsatz zu. Immerhin steht der lange vermisste Weltmeister Hummels vor einer Rückkehr in die Startelf. Das soll helfen, die zuletzt wankende Defensive zu stabilisieren. Zum Leidwesen von Klopp ist aus dem einstigen Prunkstück eine Problemzone geworden. Kein Bundesliga-Spiel überstand sein Team bisher ohne Gegentor. „Das ist schon die gesamte Saison so, dass für den Gegner wenig Aufwand zu viel reicht“, klagte Hummels.

Auch beim Rivalen aus Gelsenkirchen steht in Kevin-Prince Boateng ein Leistungsträger wieder zur Verfügung. Allerdings ließ Keller offen, ob der Mittelfeldspieler nach abgelaufener Sperre wieder von Beginn an dabei ist. Den Schalkern gelang am vorigen Dienstag beim 3:0 in Bremen der erste Saisonsieg - ohne Boateng.

Nicht nur für die Profis, sondern auch für die Polizei wird das Duell zu einer besonderen Herausforderung. Vor dem als Risikospiel eingestuften Klassiker wurden zusätzliche Kräfte auch aus anderen Bundesländern angefordert. Vorkommnisse wie vor elf Monaten auf Schalke, als die Partie wegen randalierender BVB-Fans erst verspätet angepfiffen werden konnte, sollen sich nicht wiederholen. Aus Sicherheitsgründen werden 800 Plätze im mit 61 153 Zuschauern ausverkaufen Stadion frei bleiben. Schalke-Manager Heldt erinnerte an das friedliche Derby Ende März in Dortmund: „Das ist der Maßstab. Ich hoffe, dass sich alle daran orientieren.“

Dass es bei aller Rivalität auch harmonisch zugehen kann, leben Atsuto Uchida und Shinji Kagawa vor. Fast täglich treffen sich die beiden Japaner zum Sushi-Essen. Doch die seit Jugendjahren anhaltende Freundschaft wird für 90 Minuten ruhen. Kagawa sehnt ein Erfolgserlebnis für die Borussia herbei. „Wenn wir siegen, können wir neues Selbstbewusstsein tanken. Wir wollen das mit aller Macht. Denn drei Punkte im Derby würden uns neuen Schwung bringen“, sagte der BVB-Rückkehrer in einem Interview der Deutschen Fußball Liga.