Salihovic und das ewige Hoffenheimer Hin und Her
Sinsheim (dpa) - Siebeneinhalb Jahre Hoffenheim? Sejad Salihovic kommt diese Zeit manchmal genauso turbulent und wechselhaft vor wie der Verlauf des jüngsten Heimspiels gegen Werder Bremen (4:4).
„Es gab viel Hin und Her“, sagt der letzte verbliebene Aufstiegsheld der TSG - am vergangenen Samstag galt das sogar für ihn persönlich. Zunächst schoss er gegen Werder zwei Elfmeter-Tore innerhalb von sechs Minuten. Doch dann endete dieses Spiel noch mit dem späten Bremer Ausgleich und einer schmerzhaften Rippenprellung für ihn.
In dieser Woche ist das etwas anders. Für Salihovic sind diese Tage auf jeden Fall etwas Besonderes. Am Freitag findet in Brasilien die WM-Auslosung statt. 2014 ist Salihovic mit der Mannschaft Bosnien-Herzegowinas zum ersten Mal bei einer WM dabei.
„Das war ein absoluter Höhepunkt. Ich habe immer fest daran geglaubt. Das war mein Traum“, sagt der 29-Jährige über die erfolgreiche Qualifikation. Im Interview der Stadionzeitung „achtzehn99“ erzählte er: „Es war unglaublich. Als wir nach dem letzten Quali-Spiel aus Litauen zurückkamen, waren da 50 000 Menschen und haben Fackeln entzündet, gesungen und gefeiert.“ Bosnien habe jetzt „seit zwei Jahren eine echte Mannschaft und mit Safet Susic einen Trainer, der sehr gut mit dem Team umgehen kann. Dazu kommen einige Spieler, die sich in den letzten Jahren brutal entwickelt haben. Das wollen wir jetzt auch bei der WM ausnutzen.“
In der Nationalelf spielt Salihovic bereits seit Jahren mit Stars wie Edin Dzeko (Manchester City), Vedad Ibisevic (VfB Stuttgart) oder dem Ex-Wolfsburger Zvjezdan Misimovic (Guizhou Renhe) zusammen. In Hoffenheim dagegen ist er der einzige Aufstiegsheld und Herbstmeister von 2008, der fünf Jahre später immer noch da ist.
Einige wie Demba Ba (FC Chelsea) oder Luis Gustavo (erst Bayern München, jetzt Wolfsburg) haben den Sprung zu einem großen Club geschafft. Andere wie Tobias Weis oder Carlos Eduardo sind dagegen in der Versenkung verschwunden, weshalb Salihovic seine Vereinstreue auch nie bereut hat. „Ich habe mich in Hoffenheim sofort sehr wohlgefühlt, und das tue ich immer noch“, sagte der im früheren Jugoslawien geborene und in Berlin aufgewachsene Profi.
Wer seit mehr als sieben Jahre für die TSG spielt, „hat in jedem Fall einiges miterlebt“, sagt er selbst. „Mit zwei Aufstiegen und der Herbstmeisterschaft 2008 ging es anfangs nur aufwärts“, erzählt Salihovic. „Aber dann ging es in den letzten Jahren immer hoch und wieder runter, wenn ich an die ganzen Trainerwechsel und die unterschiedlichen Leistungen denke.“ In Markus Gisdol habe 1899 wieder einen „Trainer mit ähnlicher Philosophie wie am Anfang, der seinen Weg geht und sich von nichts abbringen lässt. Ich denke, dass es daher jetzt wieder Stück für Stück nach oben gehen wird.“
Die jüngste Volte in diesem ewigen Hoffenheimer Hin und Her ist, dass der langjährige Mittelfeldlenker Salihovic auf einmal linker Verteidiger spielt. Man lernt eben nie aus in diesem Verein, sagt auch sein Trainer Gisdol: „Er zeigt neue Fähigkeiten, die man so in Hoffenheim noch nicht kannte, was Zuverlässigkeit, Stellungsspiel und Bälle nach vorne angeht. Das hat mich richtig gefreut.“