Sammer setzt auf Bayern-Stärke
Riva del Garda/Arco (dpa) - Mia san mia soll unter Matthias Sammer wieder wie zu besten Bayern-Zeiten gelebt werden. „Wir brauchen unsere eigene Identität und unsere eigene Stärke“, betonte Sammer im Trainingslager des deutschen Fußball-Rekordmeisters in Riva del Garda.
„Wir brauchen überhaupt nirgendwo hinschauen. Das hat auch mit Borussia Dortmund nichts zu tun. Ich bin immer schon der Verfechter davon gewesen, dass wahre Stärke in der eigenen Denkweise und der eigenen Orientierung liegt“, sagte Sammer weiter.
Zwei Wochen ist der neue Sportvorstand im Amt, im Trainingslager im Trentino hat er seine elegante Antrittskleidung gegen Polo-Shirt und Trainingshose getauscht. Der „mia san mia“-Leitspruch auf diesen FCB-Sportklamotten soll in den kommenden Wochen und Monaten mehr denn je mit Leben gefüllt werden. „Eigene Stärke bedeutet immer eine stabile Mitte.“ Die wird er auch selbst im turbulenten München demonstrieren müssen. „Die Prüfungen kommen noch alle. Da müssen wir geschlossen durch“, sagte der 44-Jährige mit Blick auf das Zusammenspiel zwischen Vorstand, Trainer und sich selbst.
Noch wird vor allem analysiert, keine Einheit vergeht ohne den aufmerksamen Beobachter Sammer. Er habe schon ein paar Dinge für Veränderungen im Kopf, verriet der ehemalige DFB-Sportdirektor, „aber es ist zu früh, drüber zu reden, vor allem auch extern“. Jeden Stein hebt Sammer laut Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf, „und schaut drunter, ob da alles okay ist, oder ob etwas verbesserungswürdig ist“. Nicht nur durch Zugänge von außen - Mario Mandzukic, Claudio Pizarro, Dante und Xherdan Shaqiri - soll die Qualität erhöht werden. Vor allem intern gilt es die entscheidenden Prozentpunkte herauszukitzeln.
„Ich bin erstmal der Meinung, dieser Qualität, die wir hier haben, das Vertrauen zu geben und darüber nachzudenken, wo wir noch das eine oder andere Quäntchen rausholen können“, betonte Sportvorstand Sammer. Trotzdem besteht nach wie vor Interesse an Javi Martinez von Athletic Bilbao, wenngleich Rummenigge angesichts einer Ablöseforderung von 40 Millionen Euro „nicht optimistisch“ ist.
Grundsätzlich ließ Sammer am Gardasee durchblicken, wie wichtig ihm Persönlichkeit, Individualität und Siegermentalität sind. Bei letzterem merkte er insgesamt „Reserven im deutschen Fußball“ an. Nicht zufällig ist der letzte internationale Titel eines deutschen Teams über elf Jahre hier: Die Münchner gewannen damals die Champions League. Man müsse überlegen, „was haben die damals gut gemacht“.
In der Vorsaison war der FC Bayern nah am nächsten Coup dran. „Wir reden hier also nicht über eine katastrophale Situation. Von gut zu sehr gut ist es nicht so weit, aber sehr detailliert“, betonte der Sportvorstand nach drei zweiten Plätzen in der vergangenen Spielzeit. „Es gilt, auf einem sehr, sehr starken Fundament die zwei, drei, vier, fünf Prozente - in manchen Bereichen ist es kein Prozent - zu finden, dass es halt nicht der zweite Platz wird. Wir wollen wieder Erster werden.“
Viele Gespräche standen und stehen für Sammer an, mit Rückkehrer Arjen Robben gab es schon eine Unterredung. Er habe dem beim nachsaisonalen Freundschaftsspiel ausgepfiffenen Niederländer gesagt, dass „wir ihn stärker schützen müssen“, verriet der ehemalige DFB-Sportdirektor und forderte gleich unmissverständlich ein: „Ich habe ihm auch gesagt, dass ich eine Menge von ihm erwarte.“ Dass er dabei nicht vor „Reibung“ oder „Auseinandersetzungen“ zurückschreckt, ist ohnehin bekannt. „Wieso sollte das nicht Normalität sein innerhalb einer Fußballmannschaft?“