Bundesliga-Serie Freiburgs Kicker gieren nach dem Ball und Erfolgserlebnissen

Freiburg · Der SC Freiburg freut sich auf die Europa League. Zudem haben sich die Breisgauer viel vorgenommen.

SC Coach Christian Streich mit Stürmer Roland Sallai.

Foto: dpa/Tom Weller

Der SC Freiburg geht guter Dinge in die neue Saison. Platz sechs in der Bundesliga würde man gerne bestätigen und in der Europa League die Gruppenphase überstehen. Als Saisonziele will man das nicht formulieren, aber man darf sich ja trotzdem Positives vornehmen.

Die tolle vergangene Spielzeit endete mit dem unglücklich verlorenen Pokalfinale gegen Leipzig. Sind die Nachwehen verflogen?

Ja, komplett. Wenn man in der Verlängerung dreimal Aluminium trifft und dann im Elfmeterschießen unterliegt, sorgt das natürlich für emotionalen Schmerz. Doch hat diese Geschichte auch eine spezielle Freiburger Seite. Nils Petersen hat es jetzt so ausgedrückt: „Schnell überwog bei mir der Stolz. Wir haben die Dankbarkeit bei den Fans gespürt, und auch meine Familie und Freunde meinten: Geil, dass wir das erleben durften.“ Frei nach dem frisierten Motto, was du heut nicht kannst besorgen, das erledige halt morgen, gieren Freiburgs Fußballer nun nach dem Ball und wollen in der neuen Saison gleich auf drei Ebenen gute Geschichten erleben: in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Europa League.

Mit Nico Schlotterbeck ging mehr verloren als nur ein super Verteidiger. Wer gibt jetzt die Stimmungskanone?

Richtig ist, dass der im SC-Dress zum Nationalspieler gewordene Shootingstar etwas verkörperte, was zuvor kein Freiburger Markenzeichen war: das Selbstbewusstsein und die Lockerheit, allen frech zu zeigen, guckt, wir sind wer. Wenn selbst ein Haudegen wie Petersen zugibt, vom Jungspund gelernt zu haben, dann ist das ein gutes Zeichen. Der Torjäger glaubt, dass Coolness und das Gefühl mentaler Stärke inzwischen viele SC-Kicker in sich tragen. Und sportlich soll Nationalspieler Matthias Ginter die Lücke füllen. Viele, die am Freiburger Fußballrad drehen, glauben, dass der Rückkehrer der SC-Defensive sogar noch mehr Stabilität verleihen kann.

Stimmt es, dass sich der Stellenwert des SC Freiburg erhöht hat?

Einwandfrei. Das zeigt sich auch an den Neuverpflichtungen Ritsu Doan, Daniel-Kofi Kyereh und Michael Gregoritsch. Die drei sind in ihren Ländern Nationalspieler und haben das Können, die Freiburger Offensivkraft zu erhöhen. Der Japaner Doan und der Ghanaer Kyereh standen bei mehreren Vereinen auf dem Einkaufszettel, entschieden sich aber für den SCF. Und der Österreicher Gregoritsch drängte geradezu vehement in den Breisgau.

Wo sind die Baustellen in Freiburg?

Vorerst gibt es keine. Torwart bleibt Mark Flekken, der sich mit starken Leistungen im SC-Kasten bis in die niederländische Elftal gespielt hat. Interessant ist, dass Oranje-Bondscoach Louis van Gaal dem mit einem Wechsel zu einem größeren Klub liebäugelnden Flekken dazu riet, in Freiburg 3zu bleiben. Nur wer viel spiele, könne im Winter mit zur WM fahren, meinte der Trainer-Altmeister - und schon wusste Flekken wieder, was er am Sportclub hat. In der Abwehr spielt Ginter für Nico Schlotterbeck, ansonsten ist alles unverändert. Wenn Philipp Lienhart seine starke Form bestätigt und Nico Schlotterbecks Bruder Keven den nächsten positiven Schritt gehen kann, gibt’s auch in diesem Bereich keine Sorgen. Im defensiven Mittelfeld, für das Nicolas Höfler und Maximilian Eggestein gesetzt sind, will man noch nachrüsten. Offensiv sind die Südbadener stark besetzt: Zu den erwähnten Neuen kommen die bewährten Kräfte Petersen, Vincenzo Grifo, Roland Sallai, Wooyeong Jeong und die derzeit verletzten Lucas Höler (Mittelfußbruch) und Kevin Schade (Bauchmuskel-OP).

Wie sieht’s der Trainer?

Er sei „kritisch zuversichtlich“ sagt Christian Streich und begründet das so: „In der Breite des Kaders sind wir vom Niveau her besser aufgestellt als noch vor ein paar Jahren.“ Nun komme es darauf an, dass sich die Neuzugänge gut einfügen. Die Anforderungen sind Freiburg-like hoch. „Sie müssen uns unterstützen, die Intensität auf den Platz zu bringen, die wir in der letzten Saison gegangen sind“, sagt Streich und nimmt auch die Arrivierten in die Pflicht: „Diejenigen, die schon länger hier sind, müssen wieder vieles bestätigen.“