Schalkes Trainer-Casting: Heldt darf keinen Fehler machen
Gelsenkirchen (dpa) - Schalke-Manager Horst Heldt darf bei seinem fünften Cheftrainer-Casting keinen Fehler mehr machen. An Kandidaten und Bewerbern für die Nachfolge des zurückgetretenen Roberto Di Matteo mangelt es nicht.
„Sie glauben gar nicht, wie viele Leute sich schon seit Sonntag gemeldet haben“, berichtete der angezählte 45-jährige Sportvorstand des Bundesliga-Sechsten. Heldt weiß, dass er sich nach dem „Missverständnis“ Di Matteo keinen weiteren Fehlgriff erlauben darf: „Die Lösung muss für eine erfolgreiche Zukunft perfekt sein.“
Bis zum Trainingsauftakt am 28. Juni möchte er gern den richtigen Mann gefunden haben. „Wir haben bisher mit noch keinem Kandidaten gesprochen“, behauptete Heldt, nannte aber sein wichtigstes Auswahlkriterium: „Entscheidend wird in Zukunft die Art und Weise sein, wie wir Fußball spielen. Wir wollen, dass unsere Fans wieder stolz auf die Mannschaft sind.“
Ganz oben auf der Wunschliste dürfte dabei Marc Wilmots stehen, der von 1996 bis 2002 als Spieler bei Schalke 04 zum „Kampfschwein“ und Publikumsliebling wurde. Fraglich ist, ob der 46-Jährige vor der EM 2016 seinen Job als belgischer Nationaltrainer aufgibt. Laut einem „Bild“-Bericht soll im bis 2018 datierten Vertrag eine Klausel enthalten sein, die seinen vorzeitigen Ausstieg für eine Entschädigung von einer Million Euro möglich macht. Seine Erfahrungen als Vereinstrainer halten sich jedoch in Grenzen: 2003 wirkte er auf Schalke drei Monate als Interimscoach. In Belgien trainierte er 2004/2005 den Club VV St. Truiden.
Immer eine Erwägung wert sein dürfte bei den Königsblauen ihr „Jahrhundertrainer“ Huub Stevens, der den VfB Stuttgart zum zweiten Mal vor dem Abstieg rettete, aber gehen musste. Bei seinem ersten Engagement führte der Niederländer den FC Schalke 04 zum UEFA-Cup-Gewinn (1997) und zweimal zum Pokalsieg (2001 und 2002). Bei der zweiten Anstellung auf Schalke 2011/12 wurde er vorzeitig entlassen. Der Disziplin-Fanatiker Stevens wäre der Typ, um Heldt („In unserer Wohlfühloase muss sich viel ändern“) beim Aufräumen im Spielerkader zu helfen.
Nach seinem überraschenden Rücktritt bei Eintracht Frankfurt - fast zeitgleich mit der Demission von Di Matteo - ist auch Thomas Schaaf für den Chefposten in Gelsenkirchen im Gespräch. Er könnte der Mann sein, um Heldts gewollten Umbruch zentral zu gestalten. Denn der neue Trainer soll nicht nur „die Sorte Fußball verkörpern, den die Leute hier sehen wollen“, sondern auch Spieler weiterentwickeln, „weil nächstes Jahr viele Talente im Kader stehen werden“.
Dieses Anforderungsprofil würde noch idealer auf Schalkes Nachwuchstrainer Norbert Elgert passen, der mit dem U19-Team des Revierclubs zum zweiten Mal die deutsche Meisterschaft gewann und den Ruf als bester Fußball-Ausbilder Deutschlands bestätigte. Elgert selbst hat allerdings ausgeschlossen, Di-Matteo-Nachfolger werden zu wollen: „Das heißt aber nicht, dass wir nicht miteinander sprechen“, meinte Heldt.
Schalke 04 ist bei der Trainierfindung jedoch immer für eine Überraschung gut gewesen - wie einst bei den Verpflichtungen von Frank Neubarth (2002/2003) oder Fred Rutten (2008/2009). 2009 waren mit viel Medienrummel Oliver Kahn als Manager und Stefan Effenberg als Coach im Gespräch, bevor die Schalker Felix Magath unter Vertrag nahmen.
Manager Heldt will sich bei der Trainersuche ohnehin nicht zu schnell festlegen, sondern offen in das Auswahlverfahren gehen: „Ich habe Zeit, mir alles anzuhören und mich auszutauschen, und ich bin auch in der Lage, mich begeistern zu lassen.“
Nicht lustig findet es der Paderborner Coach André Breitenreiter, der auch für den 04-Chefposten gehandelt wird, Subjekt der Spekulationen zu sein. „Dass mein Name mittlerweile bei jeder frei gewordenen Trainerstelle fällt, nervt mich“, sagte er.