Schalkes zweiter Untergang

Drei Tage nach dem 1:6 gegen Real Madrid erteilt der FC Bayern dem lustlosen Team beim 1:5 die nächste Lehrstunde.

München. Als Rafinha und Jefferson Farfan gemeinsam, bestens gelaunt und feixend das Münchener Stadion verließen, schien die Welt schon wieder in bester Ordnung zu sein. Bei Rafinha, dem Spieler des FC Bayern München, war das leicht nachvollziehbar.

Schließlich hatten er und seine Teamkollegen dem FC Schalke 04 eine neuerliche Lehrstunde in Sachen Fußball erteilt. Weshalb allerdings Farfan, der der Mannschaft angehörte, die 70 Stunden nach dem 1:6 gegen Real Madrid auch in München mit 1:5 untergegangen war, bester Laune war, erschloss sich wohl nur ihm selbst.

Zumal das zweite Debakel innerhalb kürzester Zeit noch eine Spur demütigender für die Schalker war als der Auftritt gegen Madrid. „Die erste Halbzeit war einer Schalker Mannschaft nicht würdig. Das war hochgradig peinlich“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes. „Wir haben uns taktisch verhalten wie eine Schülermannschaft.“

Widerspruch hatte er nicht zu erwarten. 4:0 stand es bereits nach 45 Minuten, David Alaba, zweimal Arjen Robben sowie Mario Mandzukic hatten die Treffer erzielt. Und die Fans des FC Bayern witterten zu dem Zeitpunkt ein zweistelliges Endergebnis und schrien das auch laut heraus. Es handelte sich um freudig ausgelebte Häme, aber es war durchaus auch eine realistische Einschätzung der Geschehnisse.

Die selbstzerstörerische Unterwürfigkeit, die die Mannschaft von Jens Keller mit dem Anpfiff an den Tag gelegt hatte, war geradezu erschütternd. Der Trainer hatte zu dieser Demontage beigetragen, weil er im Zentrum gleich drei Defensivspieler aufgeboten hatte. Die Folge war, dass FCB-Torhüter Manuel Neuer nach 27 Minuten seine erste Ballberührung hatte — es war ein Rückpass eines Mitspielers. „Die Mannschaft ist innerlich zusammengefallen“, sagte Keller.

Arjen Robben lieferte sich später noch ein Privatduell mit Ralf Fährmann, der als einziger Schalker als Fußballprofi wahrgenommen werden konnte. „Wir müssen Männer werden“, sagte der Torhüter, von elf Gegentreffern innerhalb von drei Tagen sichtlich gezeichnet. Fährmann hatte eine zweistellige Niederlage beim Münchner Scheibenschießen mit gleich sechs Glanzparaden gerade noch verhindert.

Nur gegen den Elfmeter von Robben in der zweiten Hälfte war auch er machtlos. Kyriakos Papadopoulos hatte Mandzukic zuvor gefoult und sah als Folge die Rote Karte.

Dass die Schalker auch einen Treffer erzielten, hatten sie Rafinha zu verdanken, dem ein Eigentor unterlief. Die Schalker Verantwortlichen scheuten sich davor, die zwar hoch bezahlten, aber wehrlosen Führungsspieler wie Kevin-Prince Boateng oder Jefferson Farfan zu kritisieren. Es wirkte geradezu lustlos, wie beide sich in ihr Schicksal ergaben.

„Es wird eine neue Saison mit Entscheidungen geben“, sagte Horst Heldt kryptisch. Sollte er Personalentscheidungen gemeint haben, so dürfte er aber wenig Möglichkeiten haben, die Spieler aus ihren Verträgen zu entlassen. Vielleicht weil er auch jahrelang Profi war und sich in die Denkweise der Spieler hineinversetzen kann, versucht er sie weiterhin vor der öffentlichen Kritik so gut es geht zu schützen.