Schweinsteiger Servus Basti - und zwei Tore obendrauf

30121 Zuschauer in Mönchengladbach verabschieden Bastian Schweinsteiger nach 121 Länderspielen - und sehen ein 2:0 gegen Finnland.

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Mönchengladbach. Er biss sich auf die Zähne und versuchte, die Gefühle zu kontrollieren. Es ist dann doch vollkommen daneben gegangen. Als Bastian Schweinsteiger von DFB-Präsident Reinhard Grindel vor dem Spiel gegen Finnland im Mönchengladbacher Borussia-Park Mittwochabend einen Strauß bunter Blumen und Worte überreicht bekam, die man eben so sagt im Fußball, wenn einer geht, der ein besonders Guter war, da war es vorbei mit der Contenance.

Schweinsteiger, 32, nun 121 Länderspiele und fürs Leben Weltmeister, weinte, vergrub sein Gesicht im schwarzen DFB-Overall, bekam lange kein Ton heraus unter dem rührenden Jubel der 30121 Zuschauer. Und sagte dann doch noch: "Dieser Abend bedeutet mir sehr viel. Ich spüre tiefe Dankbarkeit." Sprachs, hörte ein letztes Mal die Hymne und spielte als Kapitän in einer deutschen Mannschaft, die es so freilich kein zweites Mal geben wird.

Mit den Olympia-Spielern Süle, Meyer und Brandt, dazu Volland und Bellarabi, die zuletzt bei der EM nicht einmal dabei waren. Im Tor mit Marc André Tier Stegen, immerhin ein ehemaliger Gladbacher am Niederrhein, der nach der Pause von Bernd Leno abgelöst wurde. Und mit ordentlichem Angriffsschwung fünf Tage vor dem ersten WM-Qualifikationsspiel für Russland 2018 - am Sonntag in Oslo gegen Norwegen.

Finnland, das am Montag gegen den Kosovo in die Quali startet, war ein bisschen überfordert, zu Toren kam die deutsche Elf vor der Pause trotzdem nicht. Die beste Gelegenheit hatte der wie Joshua Kimmich forsch vorpreschende Debütant Süle mit einem Flachschuss knapp neben das Tor. Dass der Schalker Max Meyer in der 55. Minute nach guter Vorlage des fleißigen Mario Götze das 1:0 und sein erstes Tor in der Nationalelf erzielte, ermöglichte Schweinsteiger dann sogar noch einen letzten routinierten Torjubel zu den routinierten und unseligen Klängen des Oliver-Pocher-Gassenhauers "Schwarz und Weiß".

Als wenige Minuten später auch noch ein Flitzer unter dem Jubel der Zuschauer im laufenden Spielbetrieb ein Selfie mit Schweinsteiger knipsen durfte, war die Servus-Basti-Party dann doch bald beendet. Unter dem lauten Jubel der Zuschauer wechselte Bundestrainer Joachim Löw den Protagonisten des Abends in der 67. Minute gegen Julian Weigl aus. Was auch ein Zeichen gewesen sein dürfte, wem Löw in naher Zukunft eine gewichtige Rolle im Team zutraut - eben dem Dortmunder Weigl.

Dass Schweinsteiger die Kapitänsbinde, die am Donnerstag einem von Löw ernannten Nachfolger wie Neuer, Khedira oder Boateng zukommen wird, gleich ohne Übergabe mit vom Feld nahm, gehörte zu den Kuriositäten dieses Abschiedsspiels. Und war irgendwie passend. Schweinsteiger herzte Löw und das gesamte DFB-Team der Reihe nach, winkte jetzt erleichtert lächelnd in Richtung der Fans und war dann deutsche Fußball-Geschichte. Und das Spiel? Das erste Tor der Post-Schweinsteiger-Ära erzielte in der 77. Minute der eingewechselte Mesut Özil nach einer abgefälschten Vorlage. Mehr wird nicht hängen bleiben vom Kick in Mönchengladbach, dem allein der Weltmeister-Kapitän Glanz verliehen hatte.