Bundesliga 1:2-Heimpleite gegen Leverkusen sorgt für Wut bei HSV-Fans

Hamburg (dpa) - Die 1:2-Heimpleite des Hamburger SV gegen Bayer Leverkusen löste auf der Nordtribüne des Volksparkstadions Wut aus. Nach dem Schlusspfiff wollten einige Fans den Platz stürmen.

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Zahlreiche Ordner waren sofort zur Stelle, zwangen die Chaoten zurück und mussten dabei einige Schläge der aufgebrachten HSV-Anhänger einstecken. Zuvor hatte ein geschmackloses Plakat für Aufruhr gesorgt: „Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt“, war darauf zu lesen. Auch vor dem Stadion gab es Auseinandersetzungen.

Der mögliche erste Abstieg des Bundesliga-Gründungsmitgliedes nimmt immer deutlichere Formen an. Nach der Niederlage gegen Leverkusen haben die Hamburger bereits sechs Punkte Rückstand auf den Relegationsrang. Die Norddeutschen sind seit zehn Spielen ohne Sieg und versinken immer tiefer im Abstiegsstrudel. Die Durststrecke konnte auch Trainer Bernd Hollerbach nicht beenden. „Die ersten 60 Minuten bin ich zum ersten Mal nicht zufrieden“, sagte Hollerbach und monierte: „Wir haben uns nichts getraut, haben schlampig gespielt.“.

Erst die letzten 20 Minuten machte die Mannschaft den Druck, den man von Anpfiff an erwartet hatte. „Wenn wir in den restlichen Spielen so auftreten wie heute in den letzten 20 Minuten, bin ich optimistisch“, meinte Sportchef Jens Todt. Eine unrühmliche Rekordmarke stellte der Tabellenvorletzte, der mit 17 Zählern nach 23 Spielen so schlecht wie nie ist, auch noch auf: Er kassierte seine 200. Bundesliga-Niederlage.

Leverkusen war die dominierende Mannschaft vor 45.691 Zuschauern im erneut nicht ausverkauften Volksparkstadion. Leon Bailey (40. Minute) und Kai Havertz (50.) trafen für die Gäste. Beim HSV war André Hahn (70.) mit seinem dritten Saisontor erfolgreich. „Wenn man auf die Tabelle guckt, sieht man, wie wichtig der Sieg heute war“, sagte Bayer Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. Sein Team schaffte erneut den Sprung in die Champions-League-Ränge und ist nun schon seit neun Spielen auf des Gegners Platz ohne Niederlage.

Nach dem schwachen Start auf beiden Seiten rissen die Leverkusener das Spiel an sich und hatten mehrere Möglichkeiten. Unter anderen prallte der Ball nach einem Kopfstoß von Charles Aranguiz an den Außenpfosten (26.). Dann nutze Bailey einen groben Patzer von Douglas Santos im HSV-Strafraum und vollendete aus Nahdistanz zum 1:0. Als fünf Minuten nach der Pause das zweite Bayer-Tor durch eine Direktabnahme von Kai Havertz fiel, kehrte lange Zeit Ruhe ins Stadion ein.

„Das frühe Gegentor in der zweiten Halbzeit war wie ein Genickbruch“, meinte Todt. „Dann hatte unsere Mannschaft ihre schlechteste Phase.“ Erst mit dem Tor des eingewechselten Hahn in der 70. Minute kam Leben in das Angriffsspiel des HSV. Warum die Hamburger erst so spät aufwachten und Offensivdrang entwickelten, werden sie wohl selbst nicht verstehen.

Hollerbach hatte erstmals den 18-jährigen Jann-Fiete Arp in die Startelf beordert. Doch der Junioren-Nationalspieler stand auf verlorenem Posten und wurde bei den gedrosselten Offensivaktionen von seinen Mitspielern kaum in Szene gesetzt. Seine auffälligste Aktion war ein Versuch an der Strafraumgrenze (6.), als er nach einem Zuspiel von Filip Kostic im Rasen hängenblieb. Nach 54 Minuten holte Hollerbach den Youngster vom Platz und ersetzte ihn durch Bobby Wood.