Augsburgs höchster Heimsieg HSV nach 0:4-Debakel bedient - Todt: „Rabenschwarzer Tag“
Augsburg (dpa) - Der wiedererstarkte FC Augsburg ließ sich bei bestem Frühlingswetter gerade von den Fans mit Sprechchören feiern, da trotteten die gedemütigten und im Abstiegskampf schwer getroffenen Hamburger mit hängenden Köpfen vom Platz.
Ein völlig verdientes 0:4 (0:2) ausgerechnet im Kellerduell der Fußball-Bundesliga hat den Hamburger SV mal wieder auf bestem Weg in Richtung Abstiegsrelegation gebracht. „Jetzt gibt es keine Ausreden mehr“, sagte Verteidiger Mergim Mavraj nach dem desolaten Gastspiel, das dem HSV den Absturz auf Tabellenrang 16 einbrockte und die Gefahr vergrößerte, nach Saisonende wieder in die K.o.-Spiele um den Ligaverbleib zu müssen.
Trotz der prekären Situation im Saisonfinale hatten die Hamburger im direkten Duell mit Augsburg in keiner Phase des Spiels eine Chance, Tormöglichkeiten gab es für die Elf von Trainer Markus Gisdol keine. Selbst kämpferisch war die Vorstellung nicht erstligawürdig. „Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen“, analysierte der Trainer. Die kleine Euphorie nach einem Zwischenhoch ist längst wieder dahin.
Dagegen herrschte bei den Augsburgern nach dem Kantersieg dank der Tore von Halil Altintop (28./41. Minute), Philipp Max (76.) und Raul Bobadilla (85.) nur beste Stimmung. Kein Wunder, verließen die Schwaben doch in beeindruckender Manier erstmals seit Mitte März wieder den Relegationsrang und sind jetzt Tabellen-13. „Das war ein perfektes Spiel“, meinte FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter. „Das war durch die Bank eine Wahnsinns-Leistung der gesamten Mannschaft.“
Davon waren die Gäste meilenweit entfernt, Sportdirektor Jens Todt sprach von einem „rabenschwarzen Tag für uns. Das tut richtig weh!“. „0:4 ist bitter, ist ganz hart, und wir suchen auch keine Ausreden.“ Mavraj schimpfte: „Das war nicht erstligawürdig. Wenn einmal der Wurm drin ist, dann ist er drin.“ Nur Trainer Gisdol bemühte sich, den harten Dämpfer im Kampf gegen den Abstieg kleinzureden. „Wir sind noch da, wir können es noch richten“, meinte der Coach, „aber dann müssen wir uns extrem zusammenreißen.“
Das war gegen Augsburg von der ersten bis zu letzten Minute nicht gelungen, die Hausherren hatten die Partie vor allem durch ihre schnellen und energischen Außenbahnspieler Philipp Max und Jonathan Schmid absolut im Griff. Die zwei Profis bereiteten die ersten beiden Tore durch Routinier Altintop - dem Topscorer des FCA - vor.
Dass es zur Pause 0:2 stand, hatten die Hanseaten ihrem dritten Torhüter Tom Mickel zu verdanken. Nach einer Flugparade gegen einen Schuss von Dominik Kohr (7.), und dem Herauslaufen vor Schmid (18.) überragte der nominell dritte Keeper des HSV in der 22. Minute, als er zunächst einen platzierten Schuss von Altintop an den Pfosten lenkte und auch den Nachschuss von Schmid aus nächster Nähe parierte.
Die Hausherren stürmten fast 90 Minuten mit Schwung und Entschlossenheit. Ein zentraler Mann war Mittelstürmer Alfred Finnbogason, der wie Mittelfeldspieler Dominik Kohr nach einer Sperre ins Team zurückkehrte und dem Spiel der Schwaben richtig gut tat. Beim HSV wurden dagegen der gesperrte Filip Kostic und der verletzte Nicolai Müller im Spiel nach vorne schmerzlich vermisst.
Den Hamburgern fiel gegen den bestens organisierten FCA nichts ein, vom Offensivquartett Aaron Hunt, Lewis Holtby, Michael Gregoritsch und Bobby Wood ging keine Gefahr aus. Eine rüdes Foul Gregoritschs von hinten gegen Kohr im Mittelfeld war der größte Aufreger, für den der HSV verantwortlich war. Gisdol wechselte im zweiten Durchgang zwar schnell drei neue Spieler ein, ansehnlicher wurde die Vorstellung aber nicht, und zu Torchancen kamen die Gäste auch nicht.
Augsburg dagegen spielte sich in einen Rausch und machte durch die Treffer von Max und Bobadilla, der nach einer Wadenblessur sein Comeback gab, einen exzellenten Nachmittag perfekt. „Wir sind sehr erleichtert“, meinte Trainer Manuel Baum, warnte aber: „Wir haben nur drei Punkte geholt, und noch drei Spiele vor der Brust.“