Leverkusen zurück auf Erfolgskurs: 3:0 über Nürnberg
Leverkusen (dpa) - Hohn und Spott in der Champions League, Beifall in der Bundesliga. Nur drei Tage nach dem deprimierenden 0:5 gegen Manchester United und einen Tag nach der vielbeachteten Wutrede von Sportdirektor Rudi Völler war die Leverkusener Welt wieder halbwegs in Ordnung.
Das am Ende souveräne 3:0 (1:0) über den 1. FC Nürnberg sorgte bei allen Beteiligten für große Erleichterung. „Geht doch“, kommentierte Geschäftsführer Michael Schade mit zufriedenem Lächeln und übermittelte öffentliche Genesungswünsche an den kurz vor dem Anpfiff wegen einer Nierenkolik im Krankenhaus behandelten Völler: „Ich hoffe, die drei Tore helfen dabei, dass die beiden Nierensteine auf natürlichem Weg abgehen.“
Die deutlichen Worte von Völler, der sich am Freitag in einem denkwürdigen Auftritt gegen die seiner Meinung nach überzogene Medienkritik an den Leverkusenern verwahrt und eine Trotzreaktion der Mannschaft angekündigt hatte, zeigten Wirkung. Nur in der ersten halben Stunde wirkte die Werkself verunsichert. Doch mit dem 5. Saisontreffer des starken Heung Min Son (36. Minute) kehrte die alte Sicherheit zurück. „Wir haben Charakter gezeigt“, befand Sami Hyypiä. Es zahlte sich aus, dass der Fußball-Lehrer trotz des 0:5 gegen Manchester einen halbwegs normalen Umgang mit seinen Profis gepflegt hatte: „Es wäre unnötiger Druck aufgebaut worden, wenn wir seit Mittwoch jeden Tag über nötige Reaktion im Spiel gegen Nürnberg gesprochen hätten.“
Alle Hoffnungen seines Kollegen, dass der Gegner nach dem deprimierenden Champions-League-Auftritt schwächeln könnte, erwiesen sich als Wunschdenken. Die mentale Stärke des Tabellenzweiten nötigte auch Gertjan Verbeek Respekt ab. „Der Klassenunterschied war groß. Wir müssen unsere Punkte gegen andere Gegner holen.“ Auch in seinem fünften Spiel als Coach der Franken blieb die Trendwende aus. Das 14. Bundesliga-Spiel ohne Sieg, mit dem der „Club“ den Start-Minusrekord von 1860 München (1977/78) und des MSV Duisburg (1994/95) einstellte, schürte die Abstiegsängste. „Wir sind in einer sehr schwierigen Situation. Das weiß jeder“, klagte Verbeek und fügte frustriert an: „Je länger es dauert, dass wir nicht gewinnen, desto schwieriger wird es.“
Dagegen schöpfte Bayer rechtzeitig vor dem Pokalspiel am Mittwoch beim SC Freiburg und dem Bundesliga-Topspiel am Samstag bei Verfolger Dortmund neuen Mut. Der 9. Saisontreffer von Stefan Kießling (47.) und das zweite Tor von Son (77.) beseitigten vor 27 395 Zuschauern in der BayArena alle Zweifel am verdienten Sieg. Kießling nutzte die Chance, sich die Kritiker der vergangenen Tage vorzunehmen: „Was auf uns eingeprasselt ist, das hat die Mannschaft nicht verdient. Ich kann es nicht verstehen, wie nach 18 guten Monaten alles kaputt gemacht wird - aufgrund nur eines schlechten Spiels.“
Über solche, vergleichsweise harmlosen Probleme können die Nürnberger nur müde lächeln. Trotz der anhaltenden Erfolglosigkeit hat Nürnbergs Mittelfeldspieler Markus Feulner die Hoffnung auf den Klassenverbleib noch nicht aufgegeben. „Wir haben heute bei einer Spitzenmannschaft gespielt, das sollte man nicht vergessen.“ Es passte ins Bild von einem wankenden Abstiegskandidaten, dass Makoto Hasebe in der 19. Minute nur den Pfosten traf und damit das mögliche 1:0 für die Franken verpasste. „Das zieht sich wie ein Roter Faden durch die bisherige Saison“, klagte Feulner.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 51,1 - 48,9
Torschüsse: 17 - 16
gew. Zweikämpfe in %: 52,5 - 47,5
Fouls: 18 - 14
Ecken: 4 - 5
Quelle: optasports.com