Littbarski droht Rauswurf - Riether: Druck wächst
Wolfsburg (dpa) - Zwei Last-Minute-Tore des 1. FC Nürnberg haben die prekäre Situation für Trainer Pierre Littbarski beim deutschen Ex-Meister VfL Wolfsburg verschärft. Dem Interimscoach droht nach der unglücklichen und bitteren 1:2 (1:1)-Heimpleite gegen die Franken der sofortige Rauswurf.
„Siege sind das Wichtigste. Das stimmt natürlich. Ich habe aber auch gesehen, dass die Mannschaft den Abstiegskampf angenommen hat“, kommentierte Littbarski den Absturz auf Relegationsplatz 16. Fast trotzig fügte er hinzu: „Wer immer ans obere Limit geht, wird dafür auch belohnt.“
Seine Profis schlichen mit hängenden Köpfen in die Kabine. „Die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Wir haben uns das anders vorgestellt“, sagte Sascha Riether. Der Defensivmann brach eine Lanze für den glücklosen Littbarski, der zum fünften Mal als Cheftrainer auf der Bank saß und seine vierte Niederlage kassierte. „Der Druck wächst jetzt für alle. Man kann Littbarski nichts vorwerfen. Er ist in der Mannschaft vollkommen akzeptiert“, fügte Riether hinzu. Manager Dieter Hoeneß ging zunächst auf Tauchstation und wollte die bedrohliche Situation nicht beurteilen.
Schon vor der Partie war in Wolfsburg der Name von Hans Meyer als mögliche „Feuerwehrmann-Lösung“ genannt worden. Der VfL legte los wie die Feuerwehr, die 1:0-Führung durch das erste Bundesliga-Tor des Kroaten Mario Mandzukic (22.) war folgerichtig. Doch zwei Unaufmerksamkeiten nach Standard-Situationen brachten die Niedersachsen um den Lohn ihrer Arbeit. Abwehrspieler Philipp Wollscheid (45.+1.) und „Joker“ Per Nilsson (90.+2.) wahrten mit ihren Treffern jeweils in der Nachspielzeit beider Halbzeiten die Europapokal-Chancen der Nürnberger.
Das Team von Trainer Dieter Hecking hat nach dem achten Spiel in Serie ohne Niederlage mit 42 Punkten vorzeitig die ominöse 40-Punkte-Marke geknackt. „Wenn man oben steht, gewinnt man auch die schwachen Spiele. Der VfL war die bessere Mannschaft“, gab Hecking zu. „Wir haben die Tore gemacht, Wolfsburg nicht“, erklärte Club-Abwehrchef Andreas Wolf lapidar nach einer umkämpften, aber niveauarmen Begegnung.
„Wir haben 70 oder 80 Prozent des Spiels bestimmt und dennoch verloren. Es waren unsere Fehler“, sagte VfL-Star Diego. Für den Brasilianer ist Abstiegskampf Neuland. „Es ist das erste Mal, dass ich mit einer Mannschaft in dieser Situation stehe. Ich denke aber noch nicht an die Relegationsspiele“, ergänzte der Offensivmann. Beide Teams spielten vor 27 316 Zuschauern wegen der Erdbeben-Katastrophe in Japan mit Trauerflor.