Nach 15 Jahren: 4:1-Sieg von Köln bei Bayer

Leverkusen (dpa) - Schimpfend und wütend verließen die Fußball-Profis von Bayer Leverkusen nach dem 1:4 (0:1)-Debakel im 53. Lokalderby gegen den 1. FC Köln den Rasen.

Allen voran Sportdirektor Rudi Völler, der Schiedsrichter Günter Perl anschrie, weil er Nationalspieler André Schürrle die Rote Karte gezeigt hatte. „Er hat mit zweierlei Maß gemessen“, schimpfte der Ex-Stürmer, kritisierte aber auch die Werkself hart: „Das war eine blutleere Vorstellung.“

Vier Tage nach dem Champions-League-Auftakt beim FC Chelsea (0:2) waren die schlaffen und ideenlosen Leverkusener kräftig unter die Räder gekommen. „Das war indiskutabel“, stellte Bayer-Chefcoach Robin Dutt verärgert fest. Die Kölner hatten dagegen allen Grund zur Freude. Nach über 15 Jahren gewannen sie wieder beim sonst erfolgreicheren Nachbarn.

Vor 30 210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena schossen Milivoje Novakovic (44. Minute), Nationalstürmer Lukas Podolski (47./54.) und Mato Jajalo (90.+4) die Tore für die Gäste. Simon Rolfes (70.) gelang das zwischenzeitliche 1:3 (70.). „Wir haben so viele Jahre hier nicht gewonnen und können jetzt feiern“, sagte Torschütze Novakovic. Die Kölner waren zuletzt am 6. April 1996 mit 2:1 in Leverkusen erfolgreich gewesen.

Bayer 04 wollte eigentlich gegen Köln auch Revanche nehmen: Denn mit einem 0:2 in der Domstadt verspielten die Leverkusener in der vergangenen Saison endgültig den Meistertitel. Nach dem „Königsklassen“-Erlebnis in London hätte Völler nun im Bundesliga-Alltag „mehr Galligkeit erwartet“.

Dabei hatte Bayer-Trainer Dutt nach der Chelsea-Partie einige Umstellungen vorgenommen, ließ aber Michael Ballack erneut in der Anfangself. Der 34-jährige agierte jedoch schwach und wurde nach 53 Minuten ausgewechselt. Kurzfristig ersetzen musste Dutt den verletzten Verteidiger Gonzalo Castro für den Daniel Schwaab kam.

Die Leverkusener hatten eigentlich nur zwei gute Chancen. Stürmer Erin Derdiyok bugsierte in der 32. Minute eine scharfe Hereingabe von Hanno Balitsch aus einem Meter über die Kölner Latte. Fünf Minuten später setzte sich Schürrle gut in Szene, seinen Schuss aus kaum zehn Metern parierte FC-Keeper Michael Rensing aber glänzend. „Unberechtigt“, nannte auch Dutt den Platzverweis von Schürrle. Er hatte allerdings Christian Eichner recht rabiat von hinten in die Beine gegrätscht.

Den Anfang vom bitteren Ende markierte eine Minute vor Ablauf der ersten Halbzeit Novakovic, der einen Querpass von Podolski nur über die Torlinie zu drücken brauchte. Kurz nach dem Wiederanpfiff vertauschte das Kölner Duo die Rollen: Novakovic legte Podolski auf, der zum 2:0 einschoss. Als „Poldi“ dann wenig später mit einem harten Linksschuss aus 18 Metern den Ball zum 3:0 reindonnerte, war die Vorentscheidung gefallen. Nach dem 1:3 durch Rolfes hatte Bayer nichts mehr zuzusetzen. Dafür erhöhte Jajalo noch zum 4:1 für Köln.