Werder nahezu gerettet - St. Paulis 50. Heimpleite

Hamburg (dpa) - Werder Bremen hat mit acht Spielen ohne Niederlage die Basis zum Verbleib in der Bundesliga gelegt. Dagegen muss sich der nach dem 1:3 gegen Werder seit neun Partien sieglose FC St. Pauli immer mehr auf den Abstieg einstellen.

Allein die Relegation scheint noch möglich.

Werder Bremen kann für eine weitere Saison in der Fußball-Bundesliga planen und hat den FC St. Pauli noch tiefer in den Abstiegsstrudel gerissen. Dank der Saisontreffer Nummer sieben und acht von Claudio Pizarro (73./74. Minute) und des Eigentors durch Markus Thorandt (51.) feierten die Bremer einen 3:1 (0:1)-Erfolg beim Kiez-Club, der damit weiter auf einem Abstiegsrang hängen bleibt. Vor 24 487 Zuschauern im erneut ausverkauften Millerntor-Stadion hatte Fin Bartels (29.) mit der Führung St. Paulis Hoffnungen auf den ersten Erstliga-Sieg seit August 1977 über Werder genährt. Doch nach nunmehr neun Partien ohne Sieg werden die Chancen auf die Rettung immer geringer. Am Ende stand für St. Pauli stattdessen die 50. Bundesliga-Heimpleite zu Buche.

„Wenn man eine Mannschaft von der Qualität Werder Bremens spielen lässt, dann wird man bitterböse bestraft“, monierte St. Paulis Coach Holger Stanislawski. Seiner Mannschaft warf er vor, in der zweiten Halbzeit den Dienst quittiert und nicht mehr an sich geglaubt zu haben. Zur Strafe „werden sich meine Jungs diese Halbzeit an Ostern noch einmal anschauen“, kündigte er an. Sein Bremer Kollege Thomas Schaaf war froh über den Dreier. „Wenn man die anderen Ergebnisse sieht, sind die drei Punkte sehr wichtig.“

Beide Teams waren froh, dass ihnen nach dem Becherwurf aus St. Paulis Heimspiel gegen Schalke 04 das vom DFB-Sportgericht zunächst verordnete Geisterspiel ohne Fans erspart blieb. Bei sommerlichen Temperaturen und guter Stimmung auf den randvollen Rängen machten sich beide Widersacher das Leben auf dem Platz gegenseitig schwer. Werder zeigte anfangs die reifere Spielanlage und kam zu den ersten Chancen: Wesley (9.) scheiterte an Keeper Benedikt Pliquett, der den verletzten Thomas Kessler vertrat, Pizarro traf den Pfosten (13.).

Die Hausherren, bei denen der „entsperrte“ Rotsünder Bartels wieder von Beginn an dabei war, agierten entweder zu umständlich oder liefen wiederholt ins Abseits. Hinzu kam Pech, dass Mittelfeldmotor Fabian Boll nach einem Foul von Marko Marin schon nach 18 Minuten verletzt vom Feld musste. Der Bremer Nationalspieler sah sich in der Folge bei Ballbesitz stets Pfiffen der Hamburger Anhänger ausgesetzt.

Nach gut 25 Minuten fand St. Pauli über den Kampf ins Spiel und hatte Glück, dass der erste gelungene Angriff die Führung bedeutete. Der weit aufgerückte Ralph Gunesch spielte Bartels frei und der ließ Nationalkeeper Tim Wiese mit einem trockenen Schuss keine Chance. Bremen tat in dieser Phase zu wenig und hatte Glück, dass Gerald Asamoah (44.) Wieses Fehler nicht mit dem 2:0 bestrafte. Auf der Gegenseite rettete Pliquett (45.+2) stark gegen Torsten Frings.

Nach dem Wechsel verstärkten die Gäste wie erwartet den Druck. Erst traf Sandro Wagner (47.) den Pfosten, dann wurde Thorandt zum Pechvogel, als er eine Hereingabe von Philipp Bargfrede ins eigene Tor lenkte. Nun ging es hin und her: Im Gegenzug scheiterte Asamoah frei vor Wiese (52.), aber auch Wagner (57.) hätte für die erwachten Werderaner einschießen können. Charles Takyi machte es für die St. Paulianer nicht besser - er zielte freistehend viel zu hoch (62.).

Mit der Hereinnahme von Marius Ebbers (65.) gab Stanislawski im ersten Heimspiel nach Bekanntwerden seines Wechsels nach Hoffenheim das Zeichen zur Schluss-Offensive. Doch der Schuss ging für den wackeren Aufsteiger aus Hamburg, der erneut bitteres Lehrgeld zahlte, wie so oft in dieser Saison nach hinten los: Abgebrüht sorgte Pizarro per Doppelschlag für den am Ende verdienten Auswärtssieg des seit acht Punktspielen unbezwungenen norddeutschen Nachbarn.