Startprobleme: VfL will nichts von „Panik“ wissen

Sinsheim (dpa) - Der Ausflug in den Kraichgau war schnell abgehakt, jetzt freut sich der VfL Wolfsburg nach dem 1:1 (0:0) bei 1899 Hoffenheim und drei sieglosen Spielen in der Bundesliga auf die internationale Fußball-Bühne.

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Beim Europa-League-Auftakt beim FC Everton können die Niedersachsen zeigen, was wirklich in ihrer hochgehandelten Mannschaft steckt. „Everton ist eine Riesenherausforderung. Das wird riesig Spaß machen, da zu spielen. Ich glaube, dass meine Mannschaft da ein geiles Auswärtsspiel machen wird“, sagte Dieter Hecking.

Der VfL-Coach hatte von seinen Spielern zum 50. Geburtstag am Tag zuvor eine Uhr bekommen, der Klassiker unter den Geschenken in Fußballerkreisen. „Andere betteln um Zeit, wir machen das nicht“, sagte Hecking angesichts der Tatsache, dass der VW-Club noch nicht so richtig in die Gänge gekommen ist. „Wir können noch nicht im Rhythmus sein“, betonte er. „Wir sind bislang ganz leise getreten, was unsere Probleme betrifft. Ich mach's heute nochmal öffentlich für alle: Wir hatten sieben Nationalspieler bei der WM, vier schwere Verletzungen, elf Spieler, die die Vorbereitung nicht mitmachen konnten. Wir sind noch nicht bei 100 Prozent, das wissen wir.“

Dass es wenigstens noch zum zweiten Punkt in dieser Spielzeit reichte, verdankten die Wolfsburger Ivica Olic. Der Kroate traf einen Tag, bevor er 35 wurde, in der 89. Minute. Da hatte die Hintermannschaft der Gastgeber die Ordnung verloren, als Abwehrchef Ermin Bicakcic verletzt über den Rasen humpelte und die TSG ihr Auswechselkontingent schon erschöpft hatte. „Das war eine außergewöhnliche Situation, da mussten wir eine gravierende Umstellung machen“, erklärte 1899-Trainer Markus Gisdol später.

Bicakcic zog sich einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu. Er fällt für das Derby am Samstag beim VfB Stuttgart und möglicherweise für einige Wochen aus. Sejad Salihovic (Fleischwunde am Knie) und Nationalspieler Sebastian Rudy (Adduktorenbeschwerden) hatten zuvor raus gemusst. Wolfsburgs Josuha Guilavogui sah in der Nachspielzeit noch die Gelb-Rote Karte, auch für Luiz Gustavo war die Partie frühzeitig zu Ende. Der Brasilianer erlitt eine Innenbandzerrung im rechten Knie und droht in Liverpool auszufallen. „Er wird intensiv behandelt und wir werden jetzt die nächsten ein, zwei Tage abwarten“, sagte VfL-Manager Klaus Allofs. Auch Offensivspieler Kevin De Bruyne kehrte mit einer Muskelverhärtung angeschlagen zurück.

Glück hatte der VfL, als Sebastian Jung Sekunden vor dem Abpfiff einen Kopfball von Andreas Beck von der Linie kratzte. Angesichts der Riesenchance von De Bruyne nach dem 0:1 und der Überlegenheit in der ersten Halbzeit war für Heckings Team aber mehr drin. Anthony Modeste (56.) hatte die Hoffenheimer vor 23 813 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena in Führung gebracht. „Wir sind froh, unter dem Strich wenigstens noch einen Punkt mitgenommen zu haben“, meinte Torhüter Diego Benaglio. Und Naldo wusste genau: „Wir können besser werden, wir müssen besser werden.“

VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs sah „einen Schritt vorwärts“ beim deutschen Meister von 2009: „Aber das letzte Quäntchen fehlt noch, um erfolgreich zu sein. Ich lasse mich nicht in Panik versetzen.“ Er wolle nicht schon wieder die gleiche Platte auflegen, aber: Wie schon beim 1:2 beim FC Bayern und beim 2:2 gegen Eintracht Frankfurt sei mehr drin gewesen. Nicht nur beim englischen Traditionsclub FC Everton aus Liverpool sind die „Wölfe“ jetzt richtig gefordert, sondern auch gegen Bayer Leverkusen am kommenden Sonntag.