Stevens’ neuer Stil kommt an

Schalke 04 besiegt Hoffenheim 3:1 und nimmt die Rolle als Bayern-Jäger zögerlich an. Der Trainer lässt eiskalt kontern.

Gelsenkirchen. Nun musste Schalkes Manager Horst Heldt doch einmal kurz den Blick heben und den Statistikteil des hoch verdienten 3:1 (1:0)-Erfolgs des FC Schalke 04 über 1899 Hoffenheim außer Acht lassen. Schließlich hatte es jemand gewagt, dem Trainer Huub Stevens die Frage zu stellen, ob sich seine Mannschaft nach dem Sieg und Tabellenplatz zwei in der Bundesliga sich nicht Bayern-Jäger nennen müsse.

„Wir sind Realisten, Überheblichkeit passt nicht auf Schalke. Das ist eine Momentaufnahme. Ich sage das, weil die Bayern meilenweit entfernt sind“, brummte der Holländer. „Aber hinter den Bayern ist vieles möglich.“

Die Antwort schien Heldt zu gefallen, er widmete sich wieder entspannt den Zahlen. Raul mit einem umstrittenen Treffer — weil die Hand des Spaniers mit im Spiel war — sowie zweimal Klaas-Jan Huntelaar sorgten für die brillante Bilanz des Tages. Der Ausgleich durch Vedad Ibisevic war lediglich ein Schönheitsfehler in Heldts Zahlenwerk. Doch auch der Schalker Manager kam nicht drumherum, sich mit der Situation intensiver zu beschäftigen. „Ich glaube nicht, dass wir die Bayern-Jäger sind“, sagte er. Doch es war ihm anzusehen, wie stolz ihn dieser Erfolg machte. „Wir sind wieder stabil. Erstmal ist das Ergebnis wichtig, dann die Leistung.“

An diesem Nachmittag stimmte so ziemlich alles, auch wenn die Mannschaft von Holger Stanislawski 61 Prozent Ballbesitz hatte. „Wir haben clever gespielt“, sagte Heldt und meinte damit den Stevens-Fußball: Weniger Hurra-Stil, stattdessen Robustheit der Defensive. Doch auch Stevens hat seinen Stil umgestellt: Vom unansehnlichen Beton- und Defensiv-Fußball zum attraktiveren Konterspiel. Wohl auch, weil er mit Raul, Huntelaar, Julian Draxler oder Jefferson Farfan über so viel Offensivqualität im Kader verfügt, dass er diesen Umstand gar nicht ignorieren kann.

„Wir haben einen Lauf, wir haben Vertrauen und wir werden immer besser“, sagt Huntelaar, der in nun 18 Spielen 21 Treffer für Schalker erzielt hat. Sechs von sieben Pflichtspielen haben die Schalker zuletzt gewonnen und damit neue Träume bei Anhängern geweckt. „Ich hatte mir vor dem Spiel vorgenommen, wenn wir gewinnen, alles in Schutt und Asche zu reden“, sagte Horst Heldt. „Ich weiß natürlich, dass dieser Verein mit Euphorie gut umgehen kann. Aber er findet nicht immer das rechte Maß.“

Doch diesen Vorsatz wollte der Manager nicht aufrechterhalten, weil „mir das nach diesem Spiel schwer fällt. Deshalb will ich auch nicht auf die Euphoriebremse treten“. Im Moment gelingt es Stevens, die richtige Balance im Team zu finden. „Er bringt die nötige Disziplin rein. Er hat aber auch die Erfahrung, den Spielern die lange Leine zu lassen“, sagte Heldt.