Stuttgart mit Rekordverlust - Aber Schulden abgebaut
Stuttgart (dpa) - Der VfB Stuttgart ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Wie der Fußball-Bundesligist am Montag bei seiner Bilanz-Pressekonferenz mitteilte, lag der Fehlbetrag im vergangenen Geschäftsjahr bei etwa 9,7 Millionen Euro.
„Das ist der höchste Verlust, den wir je hatten“, sagte Finanzvorstand Ulrich Ruf. „Mir wären andere Zahlen lieber gewesen.“
Im Geschäftsjahr 2011 hatte der VfB noch einen niedrigen Gewinn von 70 837 Euro vorweisen können. Der Umsatz verringerte sich nun zum Stichtag 31. Dezember 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 7,8 Millionen Euro auf 109,23 Millionen Euro.
Der Traditionsclub konnte aber auch positive Neuigkeiten vermelden. So bauten die Schwaben ihre Schulden, die in der Bilanz ein eigenständiger Posten sind, im vergangenen Geschäftsjahr weiter von 4,7 auf jetzt 2,8 Millionen Euro ab. 2002 hatten sich die Rückstände noch auf 15,8 Millionen Euro belaufen.
Trotz des Rekordverlusts sieht sich der Meister von 2007 in einer finanziell ansprechenden Lage. „Der VfB ist sehr liquide, er ist in einer sehr komfortablen Situation. Das habe ich in meiner Zeit nicht oft gehabt“, erklärte Ruf. Der VfB sei jederzeit handlungsfähig. Das Vereinsvermögen gab der Finanzvorstand mit 11,8 Millionen Euro an.
Zu den roten Zahlen trug in hohem Maße bei, dass die Stuttgarter für das Geschäftsjahr 2012 von ihren ursprünglichen Plänen abwichen, weitere Transfersummen in Millionenhöhe zu erlösen. „Zugunsten der sportlichen Substanz haben wir den Verlust hingenommen“, sagte Ruf. Zudem spielte für die Erträge des VfB 2011 noch Mario Gomez eine wichtige Rolle. Zwei Jahre nach seinem Wechsel zum FC Bayern München für rund 30 Millionen Euro bekamen die Schwaben damals eine letzte Rate vom Rekordmeister überwiesen.
Finanzdirektor Markus Schmidt zufolge ist der aktuelle hohe Verlust Abschreibungen, also Wertminderungen von Vermögensgegenständen, vor allem bei Transfers geschuldet. Diese hätten aber keinen Einfluss auf die Zahlungsfähigkeit des VfB.
Schon Ende des vergangenen Jahres hatte der damalige Aufsichtsratsboss Dieter Hundt einen hohen Millionen-Verlust eingeräumt. Als Hauptgrund für das Defizit nannte er hohe Abschreibungen, die auf Fehleinkäufe nach der deutschen Meisterschaft 2007 zurückgingen. „Es waren einige Personalien dabei, die uns bis heute belasten“, sagte Hundt den „Stuttgarter Nachrichten“.
Auf der Suche nach weiteren Erlösen setzen die Stuttgarter in erster Linie auf den sportlichen Erfolg. Die Europa League verspricht jedoch keine sprudelnden Einnahmequellen. Erst mit dem Erreichen der Gruppenphase kann der VfB daran denken, ein bisschen Geld zu verdienen. Zudem versprechen Events wie Stadionkonzerte oder das Gastspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am 5. März 2014 in Stuttgart gegen Chile weitere Einnahmen.
In der Debatte um den Ticket-Vertrag mit dem Unternehmen viagogo hat der VfB ein Ende der Zusammenarbeit angedeutet. „Der Verein hält Verträge grundsätzlich ein“, sagte Ruf über den bis zum 30. Juni 2014 gültigen Kontrakt.
„Seien Sie gewiss“, richtete sich der 57-Jährige aber ausdrücklich an das Plenum, „wir haben Ihre Botschaft verstanden.“ Der VfB hatte Ende des vergangenen Jahres die Zusammenarbeit mit viagogo bekanntgegeben.
Auch im Umfeld der Stuttgarter hat es in letzter Zeit Kritik an der Kooperation gegeben. Der FC Schalke 04 hatte erst vor wenigen Wochen eine Zusammenarbeit mit der Online-Plattform zum Zweitvertrieb von Eintrittskarten wieder gekündigt. Diesem Schritt waren heftige Fanproteste gegen die Kooperation vorausgegangen.
Außerdem kehrt Stuttgart zu seinem alten Wappen zurück. 79,9 Prozent der Stimmberechtigten sprachen sich für eine Umstellung auf das frühere Logo aus. Zudem wurde mit einem Votum von 92,1 Prozent eine Satzungsänderung gebilligt. Demnach wird das Wappen künftig im Clubgesetz verankert.
Nach Angaben von Ruf wird die Umstellung ab 2014 den VfB zwischen 250 000 bis 300 000 Euro kosten. Unter anderem muss das Wappen im Stadion und in der Geschäftsstelle durch das alte Logo ersetzt werden.
Die Wappendebatte beschäftigte die Schwaben schon lange. 1998 unterzog der Vorstand des VfB das Symbol einer Schönheitsoperation, um besser auf dem asiatischen Markt mitzumischen. Dabei wurde unter anderem das Gründungsjahr des Clubs 1893 durch den Stadtnamen ersetzt. Traditionalisten forcierten nun die Rückkehr zum alten Wappen.