Stuttgarts Sturzflug - Präsident Wahler: „14 Endspiele“
Stuttgart (dpa) - Am Neckar schrillen die Alarmglocken, doch der abstiegsbedrohte VfB Stuttgart sucht in der Ruhe die Kraft. Fünf Niederlagen in Serie, sieben aus den vergangenen acht Spielen, zwei mickrige Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz 16.
Der Sturzflug der Schwaben nimmt immer besorgniserregendere Züge an. In Panik will die Vereinsführung des Fußball-Bundesligisten aber nicht verfallen.
„Mein Vertrauen in die beiden ist ungebrochen“, stärkte Präsident Bernd Wahler Trainer Thomas Schneider und Sportvorstand Fredi Bobic nach dem 1:4-Tiefschlag gegen den FC Augsburg den Rücken. „Wir stehen zu unserem Konzept und unserer Idee“, beteuerte der Clubboss. Wahler ist sich der Notlage aber völlig bewusst: „Das ist eine Katastrophe, keine Frage.“ Die kommenden Wochen seien natürlich wegweisend. „Wir haben noch 14 Spiele vor uns, 14 Endspiele.“
Die ersten beiden bestreitet der VfB gegen 1899 Hoffenheim und Hertha BSC. Für eine Mannschaft ohne das so bitter benötigte Erfolgserlebnis erscheinen selbst diese Clubs wie riesige Hürden. „Angst ist ein schlechter Ratgeber“, sagte Bobic. „Wir müssen Punkte machen, das ist das Entscheidende.“ Eine Trainerdiskussion gebe es nicht. „Da sind wir sehr ruhig und bleiben ruhig.“
Der vom VfB eingeschlagene Weg mit jungen Spielern und einem jungen Trainer sei richtig, sicherlich hart, aber alternativlos, sagte Bobic weiter. Die derzeitige Situation sei für den Tabellen-14. „eine große Prüfung“, da müsse der Club „extrem eng zusammenstehen.“
Schneider wird die warmen Worte gerne hören, seine Situation entschärfen jedoch nur Punkte. Schön redet der 41-Jährige die prekäre Lage nicht. „Die Leistung war absolut indiskutabel“, meinte Schneider nach dem 1:4. „Ich bin sehr, sehr enttäuscht.“ Insbesondere die teils haarsträubende Darbietung in der Rückwärtsbewegung seiner Kicker dürfte ihm Kopfzerbrechen bereiten.
Dabei hatte der Kumpel von Augsburgs Coach Markus Weinzierl vor der Partie durchgegriffen - auch auf die Gefahr hin, dass seiner ohnehin schon jungen Mannschaft weitere erfahrene Kräfte fehlen. So war für die früheren Leitwölfe Georg Niedermeier und Martin Harnik kein Platz im Kader. Bei entsprechender Trainingsleistung könne sich aber jeder Spieler wieder anbieten, sagte Schneider später.
Bobic ärgerte sich natürlich über den Verlust der Punkte, vor allem teaminternen Zoff verurteilte er jedoch aufs Schärfste. Sich gegenseitig „negativ anzumachen“, habe der Mannschaft nicht weitergeholfen, monierte der Sportvorstand nach dem 0:1. „Die Reaktion danach hat mir überhaupt nicht gefallen.“
Auch die Rote Karte nach einer Tätlichkeit für Vedad Ibisevic, der die Schwaben während der Verletzungspause von Christian Gentner als Kapitän aufs Feld geführt hat, sorgt für Ärger. „Er hat uns damit einen Bärendienst erwiesen“, sagte Schneider, der eine Strafe für den Stürmer ankündigte. „Einem Spieler mit seiner Erfahrung darf das eigentlich nicht passieren“, erklärte Wahler. Schneider fehlt dadurch eine weitere unverzichtbare Kraft im Abstiegskampf.
Zuspruch bekam der VfB-Coach auch von Weinzierl, der sich mit dem FCA selber schon in weitaus aussichtsloserer Lage befand. „Er wird sicher das richtige aus der Situation machen“, sagte der 39-Jährige in Schneiders Richtung. Die Psyche sei wie so oft der entscheidende Faktor. „Das war so ein Spiel, in dem man gesehen hat, wie wichtig der Kopf ist“, erklärte Weinzierl weiter. Im Abstiegskampf gilt eben wie eh und je: Nur nicht die Nerven verlieren.