Tops und Flops der Bundesliga-Hinrunde

Berlin (dpa) - Die Fußball-Bundesliga hat auch in der Hinrunde ihrer 51. Saison für reichlich Schlagzeilen gesorgt. Egal ob Phantomtor, Bayern-Bestmarke oder patzende Torhüter - langweilig war es nie.

Die Nachrichtenagentur dpa liefert einen Überblick über die Tops und Flops der Hinrunde.

TOPS:

ÜBERFLIEGER: Ob der Trainer nun Jupp Heynckes oder Pep Guardiola heißt - der FC Bayern war im Super-Jahr 2013 schier unschlagbar. Seit 41 Ligaspielen - der Uralt-Rekord des HSV ist längst ausgelöscht - hat der Triplesieger nun schon nicht mehr verloren und ein Ende scheint nicht Sicht. Sogar das Spitzenspiel beim Rivalen Dortmund gewannen die Münchner mit 3:0. Kaum vorstellbar, dass noch einmal Spannung im Titelrennen aufkommt.

MARKE BUNDESLIGA: Im Mai gab es das deutsche Wembley-Finale in der Champions League. Nun stehen in Bayern, Dortmund, Leverkusen und Schalke erstmals vier Bundesliga-Clubs im Achtelfinale der Königsklasse. Die Liga boomt weiter, was auch der Zuschauerzuspruch in Zahlen ausdrückt. Über 40 000 Fans strömen im Schnitt in die Stadien. Nur die National Football League (NFL) in den USA kann höhere Zahlen vorweisen.

JUGENDWELLE 2.0: Herrliche Aussichten für Joachim Löw! Als ob der Bundestrainer bei all den Götzes, Özils oder Schürrles nicht schon über ein großes Reservoire an Jungstars verfügen würde, haben sich in der Hinrunde eine Reihe von hoffnungsvollen Talenten in den Vordergrund gespielt. Jonathan Tah (HSV/17 Jahre), Hakan Calhanoglu (HSV/19), Timo Werner (Stuttgart/17), Maximilian Arnold (Wolfsburg/18), Maximilian Meyer (Schalke/18), Marian Sarr (Dortmund/18) oder Matthias Ginter (Freiburg/19) - Spieler, die womöglich eine große Karriere vor sich haben.

FANTASTISCHE VIER: Marco Reus war einmal, längst erfreut sich Borussia Mönchengladbach an den Fantastischen Vier. Juan Arango, Patrick Herrmann und die zu Saisonbeginn gekommenen Max Kruse und Raffael bilden ein Quartett mit Tor-Garantie. In den 17 Hinrunden-Spielen war die Offensivreihe an 34 von 35 Toren beteiligt und hatte somit maßgeblichen Anteil, dass Gladbach mit acht Heimsiegen in Serie einen Vereinsrekord aufstellte.

TORE: Das Stevens-Motto „Die Null muss stehen“ gehört in der Bundesliga längst der Vergangenheit an. Stattdessen gab es in der Hinrunde Tore, Tore, Tore. 486 Treffer wurden in 153 Spielen erzielt, was ein beachtlicher Schnitt von 3,18 Toren pro Spiel darstellt. Ähnlich treffsicher waren die Torjäger letztmals 1986/87 (3,23) oder 1985/86 (3,24).

TAUSCHGESCHÄFT: Biete Tribünenhocker Per Ciljan Skjelbred, nehme Ersatzspieler Pierre-Michel Lasogga - und herauskommen zwei Leistungsträger, die in den Mannschaften von Hertha BSC und dem Hamburger SV nicht mehr wegzudenken sind. HSV-Fehleinkauf Skjelbred überzeugt seit Wochen mit starken Leistungen im Hertha-Mittelfeld und Lasogga hat sich mit neun Toren in zwölf Spielen in die Spitzengruppe der Torjägerliste katapultiert.

RÜCKKEHRER: Lautstark hatten ihn die BVB-Fans empfangen, ebenso einprägend war auch der 36-minütige Auftritt von Mario Götze im Topspiel der Hinrunde. Der Mittelfeldstar des FC Bayern wusste jedenfalls noch genau, wo das Tor in Dortmund stand. Götze, der im Sommer für 37 Millionen Euro die Seiten wechselte, leitete mit seinem Führungstreffer das 3:0 der Bayern beim Rivalen ein. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war auch den Borussia-Fans das Pfeifen vergangen.

DAUER-DISKUSSION: Rein gefühlsmäßig ist Jens Keller der Trainer mit den meisten Entlassungen in der Bundesliga. Es vergeht nahezu kein Tag, an dem der Coach nicht lesen, sehen oder hören muss, dass sein Abschied bereits beschlossene Sache ist. Keller, der am 15. Dezember gar sein Einjähriges auf dem wackligen Trainerstuhl auf Schalke feierte, ist Stand Sonntagvormittag immer noch da.

FLOPS:

KNIEFALL: Selten hat Fußball-Deutschland soviel über die Anatomie des Kniegelenks erfahren. Dank Kevin-Prince Boateng ist nun bekannt, dass das Knie eine Statik besitzt und diese sich bei Spielen auf afrikanischen Fußball-Plätzen, die eher einem Acker gleichen, verschieben kann. Ist aber alles kein Problem, heißt es auf Schalke und die Fluggesellschaften freuen sich angesichts der ständigen Reisen Boatengs zu seinem Münchner Physiotherapeuten auch.

ERLEBNIS-FUßBALL: 5:1, 2:6, 3:3, 4:4 - Wenn 1899 Hoffenheim spielt, ist immer was los. 36 Tore geschossen, 38 kassiert. Der Club aus dem Kraichgau müsste eigentlich eine Vergnügungssteuer auf den Eintrittspreis draufpacken. Erlebnisfußball ist bei Hoffenheim inklusive. Trainer Markus Gisdol hätte aber wohl auch nichts dagegen, wenn es mal weniger spektakulär zugeht und wie etwa gegen Bremen oder Dortmund eine Zwei-Tore-Führung nicht verspielt wird.

PHANTOMTOR: Tor ist, wenn der Ball im Netz liegt. So auch am 18. Oktober beim Spiel zwischen Hoffenheim und Leverkusen (1:2). Torjäger Stefan Kießling hatte besonders gut gezielt und den Ball per Kopf durch ein Loch im Außennetz ins Tor befördert. Schiedsrichter Felix Brych bemerkte das Malheur nicht und das zweite Phantomtor nach Thomas Helmer in über 50 Jahren Bundesliga war perfekt.

RAUSWURF: Mit 988 Tagen Amtszeit gehörte Bruno Labbadia zu den Dauerbrennern auf der Trainerbank des VfB Stuttgart. In dieser Saison war sein Kredit aber schon nach dem dritten Spieltag aufgebracht. Nach drei Liga-Pleiten und dem Aus in der Europa-League-Qualifikation war für Labbadia die dritte Bundesliga-Station nach Leverkusen und Hamburg Geschichte. Seinen Platz nahm Thomas Schneider ein.

SCHIEßBUDE: Das tat weh! 0:7 gegen den alten Rivalen FC München, von den erbitterten Duellen gegen die Münchner war in dieser Saison bei Werder Bremen nicht mehr viel übrig geblieben. So schlimm, wie am 15. Spieltag hatte es die Bremer noch nie in einem Heimspiel erwischt. Bislang stand das 1:7 gegen Gladbach am 21. März 1987 als höchste Heimpleite.

MISERE: Immerhin war mal ein Teambuilding der besonderen Art möglich. Als Borussia Dortmund im DFB-Pokal beim 1. FC Saarbrücken den Viertelfinal-Einzug sicherstellte, versammelte sich das Lazarett zum gemeinsamen TV-Abend. Den BVB traf es in der Hinrunde besonders hart. Teils schwere Verletzungen setzten Neven Subotic, Mats Hummels, Ilkay Gündogan, Marcel Schmelzer oder Sven Bender lange außer Gefecht.

ANTI-BAYERN: Für die Rekorde sind in der Hinrunde die bayerischen Vertreter zuständig, auf diese Bestmarke hätte der 1. FC Nürnberg allerdings verzichten können. 17 Spiele in Serie blieben die Franken vom Start weg ohne Erfolg, so schlecht war nicht einmal Tasmania Berlin aus den Startlöchern gekommen. Der Fahrstuhl droht mal wieder nach unten zu gehen.

FEHLGRIFFE: Torhüterprobleme waren bislang ja eher auf der Insel bekannt. In der Hinrunde griffen aber auch die Bundesliga-Keeper auffällig häufig daneben. Bei Werder Bremen patzte Sebastian Mielitz einige Mal zu oft, so dass er gegen Youngster Raphael Wolf ausgetauscht wurde. Auf Schalke musste der nicht immer souveräne Timo Hildebrand für Ralf Fährmann weichen. Auch bei Koen Casteels (Hoffenheim) und Thomas Kraft (Hertha) schien der ein oder andere Ball haltbar. In Augsburg und Mainz standen schon drei Torhüter in der Hinrunde zwischen den Pfosten. Sogar Nationaltorhüter Rene Adler (Hamburg) war nicht immer der sicherste Rückhalt.