Borussia Dortmund Tuchel mahnt vor dem Pokalfinale
Das 2:2 gegen Köln ist kein guter Test für Borussia Dortmund. Fans mit Hummels versöhnt.
Dortmund. Was wäre das nach gut acht Jahren für ein spektakulärer Abschied aus seinem sportlichen Wohnzimmer geworden. Ein unbedingter Fall für Fußball-Romantiker. Auch im Haifischbecken Fußball-Bundesliga. Und auch beim BVB. Genau eine Minute vor dem Abpfiff tankte sich Mats Hummels durch, zog aus halblinker Position ab und zwirbelte das Leder am rechten Winkel vorbei. Hui, war das knapp. Das Dortmunder 2:2 (1:2) gegen den 1. FC Köln behielt Bestand.
Eine Woche vor dem mit Hochspannung erwarteten Pokalfinale gegen den FC Bayern München in Berlin blieb die Versöhnung zwischen den Borussen-Fans und dem am Saisonende zum Endspielgegner wechselnden Nationalspieler die erfreulichste Erkenntnis beim Gastgeber. Was maßgeblich mit der Videobotschaft zu tun haben dürfte, mit welcher Hans-Joachim Watzke die erhitzten Gemüter vor dem Anpfiff zu beruhigen versucht hatte. „Mats hat sich immer offen und korrekt verhalten. Ich möchte euch bitten, auch ihn fair zu behandeln“, hatte der Geschäftsführer formuliert.
Schlaue Worte, die Wirkung zeigten. Pfiffe waren — im Gegensatz zum letzten Heimspiel gegen Wolfsburg — kaum mehr vernehmbar. Stattdessen wurden Hummels´ Aktionen mit wohltuendem Beifall begleitet. Sogar noch nach dem mauen Spiel von Schwarz-Gelb, als sich die Mannschaft vor der Südtribüne versammelte. Hummels schrieb Autogramme, schüttelte Hände und versprach mit einer gehörigen Portion Melancholie in der Stimme: „Ich werde in Berlin alles geben.“
Das hatte er auch beim ewig jungen Westschlager getan. Dortmund weitete seinen Ballbesitz-Fußball kreativlos bis in den ermüdenden Bereich aus und musste letztlich von Glück sagen, dass überhaupt ein Remis heraussprang. Köln hatten einige wenige Konter gereicht, um den Gastgeber in so manche Verlegenheit zu stürzen.
„Wir haben die Saison am 32. Spieltag gefühlt beendet“, wählte BVB-Coach Thomas Tuchel drastische Worte für seine Analyse. Die Niederlage in Frankfurt, das Unentschieden gegen Köln — als Mutmacher für Berlin taugen die beiden jüngsten Auftritte seines Teams nicht. So malmten die Wangenknochen des Fußball-Lehrers verdächtig, als er sein Empfinden schonungslos darstellte: „Wir haben einen Spannungsverlust in unserer Haltung, den ich nicht akzeptiere. Das gibt uns kein gutes Gefühl. Ich mache mir große Sorgen.“
Dass der Fernschuss von Gonzalo Castro (11.) und der Freistoß von Marco Reus (75.) saßen, hatte eher etwas mit der fehlenden Spielpraxis von Kölns Torhüter Thomas Kessler zu tun. Beide Schüsse landeten in der Torwartecke. Die Rheinländer kamen noch leichter zu ihren Treffern. Die BVB-Abwehr war vor Anthony Modestes 1:1 (27.) und Milos Jojics 2:1 (43.) regelrecht übertölpelt worden. Mal durch Marcel Risses Drehen an der Temposchraube, mal durch Leonardo Bittencourts Finesse bei der Vorbereitung.
Kein Wunder, dass Kölns Trainer Peter Stöger mit dem Auftritt seines Teams zufrieden war: „Wir wollten dem BVB nicht viele Räume lassen. Das ist uns gelungen.“ Nicht nur das: Die Geißbockelf belegt einen einstelligen Tabellenplatz. Die beste Endplatzierung seit 24 Jahren.
Dortmund Rekorde lesen sich schön, dürften die Bayern aber wenig beeindrucken. Julian Weigl war 214 Mal am Ball: Ligabestwert. Und bei Heimspielen ist der BVB ungeschlagen geblieben. Tuchel: „Es fällt uns im Moment schwer, Komplimemte anzunehmen.“