Van Gaal gegen Hannover zum Sieg verdammt
München (dpa) - Endspiel in Hannover! Trainer Louis van Gaal sieht den wankenden Fußball-Riesen FC Bayern München und auch sich selbst im Bundesligaspiel bei Hannover 96 zum Siegen verdammt.
Er sei „einverstanden“ mit der Einschätzung, dass für den deutschen Rekordmeister nach den Tiefschlägen gegen Dortmund und Schalke am Samstag im direkten Duell um einen Champions-League-Platz einzig drei Punkte zählen - egal wie. „Es zählt alleine das Resultat. Wenn wir gewinnen, sind wir Dritter. Dann können wir unsere Ziele wieder erreichen“, sagte van Gaal vor der Partie beim Tabellendritten.
Bei einer weiteren Niederlage gegen das Überraschungsteam aus Niedersachsen würde die Lage für den schon entthronten deutschen Meister und für van Gaal bedrohlich. Sieben Punkte auf Platz zwei und fünf auf Rang drei könnten nach dem 25. Spieltag zu Buche stehen.
Und dann? Selbst Platz drei wäre nur „schwer verdaulich“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger: „Unser Ziel ist es, Zweiter zu werden.“ Schon ein Unentschieden könnte dafür zu wenig sein. Auch van Gaal kennt die Gesetzmäßigkeiten der Fußball-Branche: „Ich weiß, wie das geht in einem Spitzenclub“, erklärte der Holländer, auch wenn „Entlassungen nicht üblich“ für ihn seien.
„Ich kann damit leben und umgehen, finde es auch normal“, sagte der 59 Jahre alte Fußballlehrer, um den am Freitag ein Hauch von Endzeitstimmung wehte: „Ich habe mehr Mitleid mit meinen Stab-Mitgliedern. Ich bin schon am Ende meiner Karriere.“
Allerdings „brenne“ in ihm weiterhin ein Feuer - und an ihm interessierte Clubs gebe es auch. Seit dem Streit mit Präsident Uli Hoeneß „werde ich immer angerufen“, berichtete van Gaal. Eine Frage, die sich die Bayern-Bosse stellen müssten, sei zudem: „Wer soll van Gaal nachfolgen? Das ist auch eine schwierige Frage.“
Auf ihn selbst wartet aktuell die Aufgabe, seine verunsicherte Mannschaft wieder aufzurichten. „Wir müssen aus dieser Enttäuschung kommen - und das innerhalb von zwei Tagen. Hannover ist nicht Dortmund, aber auch keine Mannschaft, gegen die wir leicht gewinnen können. Das wird schwierig.“ Bislang war das unter seiner Regie anders: 3:0, 7:0, 3:0 lautet seine Bilanz gegen Hannover. „Und wenn wir wieder gewinnen, ist die Welt wieder umgedreht“, so van Gaal.
Hannover ist für Trainer in dieser Saison jedoch ein gefährliches Pflaster: Zvonimir Soldo (1. FC Köln), Jens Keller (VfB Stuttgart) und Steve McClaren (VfL Wolfsburg) mussten jeweils nach knappen Niederlagen in Hannover gehen. Köln und der VfB verloren jeweils 1:2, Wolfsburg 0:1. „Die Bayern sind zum Siegen verdammt“, sagte selbst Bundestrainer Joachim Löw: „Sie müssen dominieren.“ Hannover habe dagegen „jetzt mal die Chance, Bayern zu schlagen“, meinte Löw.
96-Trainer Mirko Slomka will die Gunst der Stunde nutzen. „Man hat selten die Gelegenheit, sie in einer Situation zu erwischen, wo sie so viel Unruhe haben“, sagte er. Er sieht den Rekordmeister, der den nach der fünften Gelben Karte gesperrten Bastian Schweinsteiger im Mittelfeld ersetzen muss, „wie einen angeschlagenen Boxer“.
Der Respekt bei den Niedersachsen ist immer noch groß. „Das ist nach wie vor eine überragende Mannschaft“, betonte Slomka, der davor warnte, sich allein auf die Außen Franck Ribéry und Arjen Robben zu konzentrieren. „Es wird nicht reichen, nur Robben und Ribéry aus dem Spiel zu nehmen“, sagte Slomka. „Ich werde nicht alles darauf setzen, dass wir gegen die zu zweit oder zu dritt sind.“ Hannover setzt auf die bewährte Taktik: „Wir müssen das machen, was wir gut können: Gute Defensive und eiskalt in der Offensive.“ Didier Ya Konan, der beste 96-Torschütze, wird allerdings erneut fehlen.
Die Hannoveraner genießen die außergewöhnliche Ausgangsposition: „Es ist schon eine besondere Situation, dass die Bayern so spät in der Saison noch hinter uns stehen“, sagte Mittelfeldspieler Lars Stindl. „Wir wissen, dass die Bayern jetzt Druck bekommen. Sie verlieren nicht oft dreimal hintereinander.“