Verzweiflung bei Hertha: Rehhagels Plan wirkungslos

Berlin (dpa) - Die Verzweiflung ist nach dem 0:6 gegen Bayern München bereits so groß wie vor dem Abstieg 2010, die Angst davor sogar noch größer. Hertha BSC rauscht ungebremst dem erneuten Absturz in die gefürchtete Zweitklassigkeit entgegen, die in Berlin noch ungeahnte Konsequenzen hätte.

Auch der Rettungsplan von Altmeister Otto Rehhagel greift nicht. Im Gegenteil: Wohl nie zuvor wurde der zweimalige deutsche Meister Hertha BSC im eigenen Stadion so zerlegt wie bei der 0:6-Niederlage gegen den FC Bayern. „Wir haben alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Der Trainer wird psychologische Arbeit leisten müssen, weil der Großteil die Köpfe hängen lässt“, schilderte Christian Lell die Stimmung im Berliner Team nach der erneuten frustrierenden Pleite.

Allerdings wirkte auch der 73 Jahre Rehhagel nach der Vorführung durch seinen Ex-Club mit Toren von Thomas Müller (9. Minute) und Arjen Robben (12., 19./67. - zweimal Foulelfmeter), Mario Gomez (50./Foulelfmeter) und Toni Kroos (51.) recht ratlos. „Es nutzt alles nichts, wir müssen am nächsten Samstag in Mainz wieder antreten. Wir sind ja noch nicht abgestiegen. So lange es noch rechnerisch möglich ist, muss gefightet werden“, erklärte Berlins Chefcoach Nummer drei in der laufenden Saison. „Wir werden sehen, dass es in Mainz besser klappt. Gegen Bayern haben andere schon verloren.“

Nicht wenige Fans und Experten werteten dies nur noch als Durchhalteparolen. „Man sagt ja so schön, die Hoffnung stirbt zuletzt“, bemerkte Lell. Ein Sieg und zwei Tore 2012, dazu nun die historische Pleite - höher als 0:6 hat Hertha in seiner langen Bundesliga-Historie nie verloren. Dagegen punktet die Konkurrenz im Abstiegskampf fleißig, so dass Hertha als schwächstes Rückrundenteam nun auf einem Abstiegsplatz steht. Schon vor dem Spiel vor 74 244 Zuschauern hatten die Berliner vom Freiburger und Augsburger Sieg erfahren, „da wurde es still in der Kabine“, berichtete Rehhagel.

Auch die taktischen Überraschungen des Trainer-Oldies konnten die Tormaschine des deutschen Rekordmeisters, die nun in drei Pflichtspielen sagenhafte 20 Treffer produzierte, nicht aufhalten. Der Brasilianer Raffael, der erstmals die Kapitänsbinde trug, blieb als einzige Sturmspitze stumpf. Der 20-jährige Fanol Perdedaj, von Rehhagel nach seinem bisher einzigen Hertha-Sieg gegen Bremen noch „Paradise“ getauft, war als Rechtsverteidiger wie auch später der ein Jahr ältere Alfredo Morales nur ein Spielball von Superstar Franck Ribery. Lell konnte als Mittelfeldkraft auch nichts bewegen.

Rehhagel glaubt weiter, dass seine Mission in Berlin noch gelingen kann. „Mein Plan war richtig, meine Pläne sind immer richtig“, sagte „König Otto“ im ZDF. Indes sah die Praxis ganz anders aus: Arjen Robben und Ribery machten, was sie wollten. Hertha gelang so gut wie nichts, die Angst spielte immer mit. „Zum Heldentum hat es heute nicht gereicht“, bemerkte Rehhagel. „Ich hoffe, dass wir unterm Strich überm Strich stehen. Jetzt kommen noch Mannschaften, die auch unten drin stehen“, meinte Lell. Und Andreas Ottl schloss an: „Wir müssen das Spiel gegen Bayern aus den Köpfen kriegen.“