VfB-Opposition will Wahländerung - Hundt lehnt ab

Stuttgart (dpa) - Die Namen seiner Mitstreiter und seine genaue Strategie hat Björn Seemann auch dieses Mal nicht verraten. Stattdessen verteilte der Frontmann der Opposition beim VfB Stuttgart Ansteckbuttons mit dem Titel: „1893 - Herzblut für die 1. Liga“.

1893 ist das Gründungsjahr des VfB und der Button beschreibt ganz gut die fehlende Tiefe, mit der sich der Bankmanager der Presse vorstellte: viele Schlagworte, wenig Konkretes. Doch eines machte der 39-Jährige klar: „Wir wollen uns einbringen, aber niemanden absägen.“ Das Medienecho auf den ersten öffentlichen Auftritt der VfB-Opposition war negativ. „Schiffbruch“, titelte die „Bild“-Zeitung. Seemanns Vorstellungen von Profifußball seien „naiv“.

Auch dem mächtigen Aufsichtsratsvorsitzenden Dieter Hundt scheint die Gruppe keine Angst einzujagen. „Mich hat bisher noch niemand kontaktiert“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Wenn jemand Interesse habe, eine Führungsposition im Verein zu übernehmen, „nehme ich das zur Kenntnis. Ich stehe gegebenenfalls auch dafür bereit, mich mit der Person zu unterhalten“.

Die von Seemann geforderte Satzungsänderung lehnt Hundt ab. Dazu bestehe „keine Notwendigkeit. Der Präsident wird vom Aufsichtsrat vorgeschlagen und dann von den Mitgliedern demokratisch gewählt“, erklärte der 72-Jährige.

In den Augen Seemanns ist diese Regelung aber nicht demokratisch genug. Um sie zu ändern, bräuchte seine Gruppe eine Dreiviertel-Mehrheit bei der nächsten Mitgliederversammlung. Wie er das anstellen will, sagte er nicht. Nur so viel: „Der VfB braucht eine neue, klare Identität. Wir leben in einer Demokratie. Allein die Mitglieder sollen entscheiden.“

Vor knapp zwei Wochen hatte der 39 Jahre alte Bankmanager noch gefordert, dass Präsident Erwin Staudt und Hundt „Platz machen müssen“. Von dieser Schärfe war nun nicht mehr viel zu hören.

Stattdessen enthält Seemanns Konzept für einen neuen VfB Schlagworte wie „sparsam, aber nicht geizig“, „attraktiv und glaubwürdig“ oder „vollkommen ehrlich und transparent“. Worte, die wohl auch ein Staudt oder Hundt jederzeit unterschreiben würden.

Etwas genauer wurde Seemann, dessen Gruppierung „acht bis zehn Leute“ umfasst, nur in wenigen Punkten: Der Club müsse wieder mehr auf seine Jugend setzen. Und: Es müsse einen Sportvorstand geben, der Fußball-Sachverstand hat. Sinnlose Transfers wie die von Yildiray Bastürk oder des italienischen Altstars Mauro Camoranesi dürfe es nicht mehr geben.

Ob er denn selbst das Ruder übernehmen wolle, wurde Seemann gefragt. „Ich habe nicht das Ziel, VfB-Präsident zu werden“, erklärte er. Seine Gruppe, die vom früheren VfB-Geschäftsführer Thomas Weyhing beraten wird, wolle aber einen eigenen Kandidaten präsentieren. Und er könne sich auch vorstellen, dass er das selbst sei. Was also nun?

Ganz wichtig ist ihm: Der VfB dürfe nicht mehr von einzelnen Personen abhängig sein. „Das Konzept und der Verein müssen über allem stehen. Der Einzelne zählt nichts“, betonte der Geschäftsführer der Stuttgarter Niederlassung des Schweizer Bankhauses Julius Bär. Jetzt gehe es aber erst einmal nur darum, dass die Mannschaft nicht absteigt. „Das wäre der Supergau.“