Von Berbatow bis Thurk: Transferfenster öffnet
Berlin (dpa) - Hektische Betriebsamkeit wird auf der Bundesliga-Spielerbörse diesmal nicht ausbrechen. Wenn sich am 1. Januar das Transferfenster öffnet und für einen Monat Personalrochaden der deutschen Spitzenclubs zulässt, wird eher verscherbelt als geshoppt.
Fast alle Vereine wollen ihre Kosten reduzieren und den einen oder anderen überflüssig gewordenen Fußball-Profi von der Gehaltsliste streichen. Finanziell aufwendige Einkaufstouren plant höchstens der kriselnde VfL Wolfsburg. Beim Wintermeister aus München beobachtet man den Spielerbasar gelassen.
„Wir haben einen klaren Beschluss gefällt: An dem Kader wird nichts verändert. Es wird keiner gehen und keiner kommen“, sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Derlei Zurückhaltung können sich aber nur die wenigsten der 18 Bundesliga-Vereine leisten. Schalke, Freiburg und Wolfsburg möchten Spieler loswerden; Kaderauffrischungen größerer Natur plant Felix Magath beim VfL.
„Magath hat ja gesagt, dass er sich Verstärkungen wünscht. An uns soll es nicht liegen. Wir sind vorbereitet“, sagte Volkswagen-Vorstandchef Martin Winterkorn über den Trainermanager des Hinrunden-Zwölften. „In der Rückrunde werden wir eine bessere Punkteausbeute haben, eine bessere Mannschaft, stabilere Leistungen - und es wird in der Tabelle weit nach oben gehen“, verspricht Magath selber. Dazu soll auch der tschechische Nationalspieler Petr Jiracek beitragen, der vom tschechischen Meister Viktoria Pilsen zum VfL kommt. Weitere Neue hat Transfermeister Magath eingeplant, ein halbes Dutzend Profis gehen, darunter Patrick Helmes oder Sotirios Kyrgiakos.
Den möglicherweise größten Transfercoup könnte Helmes' früherer Club Bayer Leverkusen landen - auch wenn Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser die jüngsten Gerüchte über eine Rückkehr von Dimitar Berbatow von Manchester United zu seinem Ex-Club als „reine Spekulation“ bezeichnet. Bayer würde jedoch eine Personalauffrischung im Angriff nach der durchwachsenen Vorrunde gut tun. Zumal neben Hanno Balitsch weitere Profis vor dem Abschied stehen.
Auch beim abstiegsgefährdeten SC Freiburg sollen sechs Spieler gehen, unter ihnen Kapitän Heiko Butscher oder Felix Bastians. Die meisten Spieler will der FC Schalke 04 loswerden, der noch immer unter der Einkaufspolitik von Ex-Coach Magath leidet. Neuer Träger eines königsblauen Trikots wird in der Rückrunde Chinedu Obasi, der vom Ligakonkurrenten Hoffenheim ausgeliehen wird.
Beim Hamburger SV scheint der langjährige Kapitän David Jarolim keine allzu rosigen Zukunftsaussichten mehr zu haben. „Wenn er gehen will, legen wir ihm keine Steine in den Weg“, sagte HSV-Sportchef Frank Arnesen. Der Däne deutete zugleich an, dass er den HSV-Kader möglicherweise vor der Rückrunde doch noch ergänzen will. „Es kann sein, dass wir genau einen Spieler verpflichten“, betonte Arnesen.
Loswerden will Aufsteiger Augsburg den in Ungnade gefallenen Angreifer Michael Thurk, für den es aber bislang keine adäquaten Angebote gibt. Angesichts der sportlich prekären Lage schloss der scheidende Manager Andreas Rettig Wintertransfers beim Tabellenvorletzten nicht aus. „Wirtschaftlich sind wir so aufgestellt, dass wir Handlungsspielraum haben“, sagte Rettig.
Das sieht bei Mit-Aufsteiger Hertha BSC anders aus. Der neue Trainer Michael Skibbe muss wohl mit dem kickenden Personal vorlieb nehmen, das er bei seinem Dienstbeginn in der Hauptstadt begrüßen wird. Der Babbel-Nachfolger akzeptiert angesichts von knapp 35 Millionen Euro Vereinsverbindlichkeiten den Sparzwang. Spekuliert wird in Berlin dennoch über die Namen Butscher und Bastians.