Weinzierl und der FC Augsburg hoffen wieder

Im Winter sprach nicht mehr viel für Markus Weinzierl - und trotzdem hielt der FC Augsburg zu seinem Trainer. Nun winkt die Belohnung: Die Schwaben haben sich die Hoffnung auf den Ligaverbleib zurückerkämpft.

Augsburg (dpa) - Zum Ende der Hinrunde, als der FC Augsburg in der Fußball-Bundesliga ein Spiel nach dem anderen verlor und der Rückstand zu den rettenden Plätzen mächtig anwuchs, gab's kaum noch Hoffnung für den Trainer, seinen Job beim Abstiegskandidaten zu behalten. Über Wochen äußerte sich der damalige Manager Jürgen Rollmann nur zurückhaltend zu Weinzierls Zukunft - und musste im Dezember selbst gehen. Der Verein feuerte den Sportchef wegen „unüberbrückbarer Differenzen in der sportlichen Entwicklung“ und hielt zum bis dahin glücklosen Coach.

„Viele Vereine hätten zum Ende der Hinrunde diesen Schnitt (auf der Trainerposition) gemacht“, urteilte selbst Stefan Reuter, der zum Jahreswechsel als Rollmanns Nachfolger neuer Manager wurde. Aber: „Die Verantwortlichen haben die Hinrunde analysiert und festgestellt: Der Trainer macht einen guten Eindruck. Nur die Ergebnisse stimmen nicht“, urteilte er im „Donaukurier“.

Als wollten sie die angeblichen Gesetze des Marktes in einem Feldversuch widerlegen, offenbarten die Chefs des kriselnden Vereins mit ihrer Entscheidung pro Weinzierl, dass es eben auch anders geht, dass Kontinuität eben doch eine Lösung sein kann. Trotz monatelanger Erfolglosigkeit setzten die Augsburger auf Weinzierl - und wurden belohnt: Nach der Winterpause legte der FCA einen fulminanten Rückrundenstart hin, punktete wie ein Europapokal-Anwärter. Drei Siege und drei Remis gelangen allein in den ersten sieben Partien, die Hoffnung auf den Ligaverbleib ist zurückerkämpft.

Dass er von Weinzierl „absolut überzeugt“ sei, betont Reuter nur all zu gern seit Beginn seines Engagements im Schwabenland. In der Tat ist der Augsburger Aufschwung bemerkenswert. Mit seiner coolen, aber keinesfalls arroganten Art schaffte der 38-jährige Newcomer die sportliche Wende. „Wir haben von Anfang an dran geglaubt. Einige nicht, die haben wir jetzt Lügen gestraft“, meint Weinzierl, der im Sommer vom Zweitliga-Neuling Jahn Regensburg gekommen war. Nur in der Öffentlichkeit sei der Verein abgeschrieben gewesen, befindet er, intern habe man immer an den Klassenverbleib geglaubt.

Die Geschichte von Weinzierl erinnert in Teilen an die seines Vorgängers Jos Luhukay, der den FCA im Sommer freiwillig verlassen hatte. Der Niederländer stand nach dem umjubelten Aufstieg in der Augsburger Premieren-Bundesligasaison 2011/2012 zur Halbzeit ebenfalls zeitweise vor dem Aus, nachdem seine Mannschaft in der ersten Halbserie nur 15 Punkte ergattert hatte. Zu wenig, meinten viele Anhänger - und forderten offen den Rauschmiss des mittlerweile bei Hertha BSC tätigen Trainers. Doch der entscheidende Mann beim FCA, Aufsichtsratschef Walther Seinsch, hielt zu Luhukay - ebenso wie in diesem Winter zu Markus Weinzierl.

Mit einem furiosen Schlussspurt schafften die Schwaben in der Vorsaison tatsächlich noch den lange kaum mehr für möglich gehaltenen Ligaverbleib. Was in diesem Jahr passiert? Weiß keiner. „Wir stellen intern Planungen an und arbeiten Szenarien für beide Ligen aus“, sagt Reuter. Langfristig aber solle aus dem FCA ein stabiler Bundesligaclub werden - mit Kontinuität auf der Trainerposition.