„Große Aufgabe“: Stresstest für Fürth und Hoffenheim

Fürth (dpa) - Versagen verboten! Nach dem Theater um den ausgebooteten Ex-Nationaltorhüter Tim Wiese in Hoffenheim sowie die Fürther Trainer-Posse mit Lothar Matthäus sind im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga Taten auf dem Rasen gefordert.

Nur der Gewinner des Nervenspiels zwischen Schlusslicht Greuther Fürth und dem Vorletzten 1899 Hoffenheim darf sich berechtigte Hoffnungen machen, den direkten Sturz in die 2. Liga doch noch abzuwenden. „Vom Mentalen wird es schon eine große Aufgabe für beide Mannschaften“, sagte der bislang so glücklose Hoffenheimer Trainer Marco Kurz für das Schlüsselspiel am Samstag voraus.

Die Bilanz des neuen Hoffenheimer Chefcoaches ist verheerend. Nach nur vier Punkten aus sieben Spielen wäre seine Rettungsmission bei einer fünften Niederlage in Serie wohl schon gescheitert. „Wir brauchen dringend die drei Punkte“, erklärte Kurz sehnsüchtig.

Sein Gegenspieler Ludwig Preis konnte als Interimscoach die Fürther mit zwei Unentschieden gegen Leverkusen und beim HSV zwar auch nicht vom letzten Tabellenplatz befreien. Trotzdem hat der 41-Jährige einen neuen Glauben beim Liga-Neuling entfacht. „Wir haben die Rote Laterne satt“, verkündete der 41-Jährige angriffslustig.

In seinem vorerst letzten Spiel als Chef - Preis verfügt nicht über die Fußballlehrer-Lizenz - will er mit dem ersten Heimsieg des Aufsteigers in der Bundesliga noch Geschichte schreiben: „Die Mannschaft ist heiß und fokussiert. Wir wollen mit Vollgas den Sieg holen.“ Auch Kapitän Mergim Mavraj beschwört die Premiere im 13. Heimspiel: „Wir müssen auf Biegen und Brechen versuchen, das Spiel zu gewinnen. Hoffenheim erwartet eine schwere Aufgabe.“

Ein Fußball-Spektakel ist im Fürther Stadion nicht zu erwarten, obwohl in den bisherigen sechs Begegnungen beider Vereine 25 Treffer fielen, im Schnitt mehr als vier pro Partie. Fürth stellt das schwächste Heimteam (4 Punkte) und hat die schwächste Offensive (14 Tore). Die aus hochfliegenden Träumen tief gestürzten Hoffenheimer wiederum sind das schwächste Auswärtsteam (4 Punkte) und stellen mit 49 Gegentoren die schwächste Defensive.

Das Dilemma beider Clubs dokumentiert sich auch darin, dass ihre Trainer im Saisonverlauf ligaweit die meisten Spieler einsetzten - Fürth 32, Hoffenheim 28. Wo wenig funktioniert, muss viel probiert werden. 1899-Coach Kurz klammert sich dabei an die guten Ansätze beim jüngsten 0:1 gegen den FC Bayern: „Da haben die Basics gestimmt, das müssen wir in Fürth auch auf den Platz bringen.“

Aber ohne Torwart Wiese, der wegen Undiszipliniertheiten ganz aus dem Kader gestrichen wurde. Dafür kehren die erfahrenen Andreas Beck und Eugen Polanski nach Sperren zurück in ein verunsichertes Team, das bislang jegliche Reife für den Abstiegskampf vermissen ließ. Trotzdem versprach Manager Andreas Müller martialisch, man werde sich „bis zum letzten Atemzug“ gegen den Sturz in die 2. Liga stemmen.

In Fürth wird der Ausgang des Stresstests auch die Trainerfrage beeinflussen, deren Lösung nicht Lothar Matthäus heißen wird. Eine Heimpleite würde die Weichen endgültig Richtung 2. Liga stellen, Präsident Helmut Hack müsste einen Mann für den Neuaufbau suchen. Ein Sieg dagegen dürfte die Pläne forcieren, Preis weiterhin in den Trainerstab einzubinden. Der Amateurcoach hat Lust am Profifußball bekommen. Er habe mit seiner Mannschaft „sehr schnell einen roten Faden gefunden“, bemerkte er stolz. Hoffenheim soll das zu spüren bekommen.