Fußball-Bundesliga Wie 1999 — Frankfurt glaubt wieder an seine Eintracht
Vor drei Wochen schien der Club abgestiegen zu sein. Nach dem 1:0 gegen den BVB, dem dritten Sieg in Folge, herrscht Euphorie.
Frankfurt. Die Eintracht-Fans waren vorbereitet. Sekunden bevor Schiedsrichter Daniel Siebert das Spiel der Frankfurter gegen Borussia Dortmund beim Stand von 1:0 abpfiff und die große Party im ausverkauften Stadion am Stadtwald beginnen konnte, packten die Treuesten in der Fankurve eine besondere Fahne aus. „Totgesagte leben länger“ stand drauf — und fasste damit die Gemütsstimmung in der hessischen Metropole bestens zusammen.
Denn durch den unerwarteten Erfolg über den haushoch überlegenen Tabellenzweiten aus dem Ruhrgebiet feierten die Frankfurter ihren dritten Sieg in Serie. Plötzlich steht das Team, das vor drei Wochen noch als Absteiger festzustehen schien, mit zwei Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang auf Platz 15 und kann den direkten Klassenerhalt nächsten Samstag mit einem Unentschieden bei Werder Bremen perfekt machen.
Entsprechend war die Laune. Ob Spieler, Trainer oder Offizielle — sie alle strahlten nach dem Coup gegen die beste Mannschaft des Kalenderjahres um die Wette. Besonders beseelt war der scheidende Vorstandschef Heribert Bruchhagen: „Das kann man nur erreichen, wenn die Moral stimmt und wenn die Kampfbereitschaft da ist.“
Diese beiden Tugenden waren in besonders ausgeprägter Form zu beobachten. Und sie waren auch nötig, denn nach der starken Anfangsviertelstunde, die die Eintracht mit dem verdienten 1:0 durch Stefan Aigner gekrönt hatte, zog sie sich zurück und überließ dem BVB vollends das Spiel. 84 Prozent Ballbesitz hatte der am Ende. Doch bis auf den aberkannten Treffer von Mats Hummels, den die Schiedsrichter wegen vermeintlichen Abseits nicht gaben, gelang den Gästen wenig.
Was nicht etwa an ihrer Aufstellung lag, hatte Trainer Thomas Tuchel doch gleich fünf Offensive aufgeboten. Doch gegen die massive Deckung der Eintracht, die mehr als eine Stunde überhaupt keine Anstalten machte, selbst nach vorne zu spielen, gab es kein Durchkommen.
Das war zwar nicht immer schön anzusehen, doch um Schönheitspreise ging es den Hessen auch nicht: „Das war von vornherein so programmiert. Es war anstrengend, aber es hat sich gelohnt“, sagte Änis Ben-Hatira. Und auch sein Trainer wollte nichts von einer moralischen Verpflichtung wissen, sich am Spiel zu beteiligen: „In unserer Situation können wir nicht erwarten, dass wir den BVB an die Wand spielen“, sagte Niko Kovac, der seinen Mannen im Vorfeld die legendären Bilder von 1999 gezeigt hatte.
Damals glaubte ebenfalls keiner mehr an die Eintracht, die sich mit vier Siegen zum Saisonende rettete. Nun träumt ganz Frankfurt davon, dass die aktuelle Mannschaft das wiederholt. „Wir sind auf den Spuren der 99er-Mannschaft“, sagte Kovac hinterher. Die Fans haben dafür schon mal die richtige Fahne gemalt.