Wolfsburger Rätsel: Was passiert mit Diego?

Wolfsburg (dpa) - Felix Magath ist der starke Mann beim VfL Wolfsburg, doch im Fall von Diego ist auch der Trainer und Geschäftsführer machtlos. Eigentlich ist der disziplinlose Brasilianer untragbar.

Andererseits würde ein Rausschmiss des Fußball-Stars Millionen von Euro vernichten.

Was passiert mit einem normalen Arbeitnehmer des Volkswagen-Konzerns, wenn er die Arbeit verweigert? Er würde mit größter Wahrscheinlichkeit entlassen und müsste sich einen neuen Arbeitgeber suchen. Was aber passiert mit dem teuersten und wertvollsten Arbeitnehmer der VW-Tochtergesellschaft VfL Wolfsburg-Fußball GmbH? Was macht der Fußball-Bundesligist mit Diego, der im entscheidenden Spiel um den Klassenerhalt die Arbeit verweigerte?

„Die Rechtslage ist die gleiche wie bei jedem anderen Arbeitnehmer“, sagte der Rechtsanwalt Horst Kletke. Eine fristlose Kündigung des brasilianischen Profis sei wegen eines schwerwiegenden Vertragsverstoßes kein Problem, erklärte der auf Fußball spezialisierte Jurist. Klar sei aber auch: „Man muss die wirtschaftlichen Folgen bedenken. Man würde einen Marktwert zerstören.“

So kurios es klingt - die größte Diva der Liga sitzt am längeren Hebel. Denn bei einer Entlassung könnte Diego sich einen neuen Verein suchen und der VfL könnte keine Ablöse kassieren. Wollen die Wolfsburger eine Teil der geschätzten Ablöse von 15,5 Millionen wieder hereinholen, dann müssen sie den ballbegabten Brasilianer zunächst weiterbeschäftigen und hoffen, dass ein anderer Verein den Profi aus dem bis 2014 laufenden Kontrakt herauskauft.

Bei allem Talent stellt sich auch die Frage, wer Diego überhaupt noch will. Der Ruf war wegen einiger Disziplinlosigkeiten ohnehin ramponiert. Und nun hat Diego auch noch eine Mannschaftssitzung verlassen und ist während einer existenziell wichtigen Partie abgetaucht, weil der Trainer ihn nicht für die Startelf nominiert hatte.

Selbst bei Werder Bremen, wo der 26-Jährige einst glänzte und zum Star aufgestiegen war, will ihn - außer ein paar Fans - keiner zurück haben. Clubchef Klaus Allofs schloss zumindest eine Rückkehr definitiv aus und sagte: „Wir können einen Spieler nicht dafür belohnen, dass er so etwas gemacht hat.“

Magath steckt in der Zwickmühle. Der Trainer und Geschäftsführer des VfL wollte ursprünglich eine neue Mannschaft um den Mittelfeldregisseur aufbauen. Aber gerade bei Magath, der wie kaum ein anderer in der Liga auf große Disziplin und Ordnung Wert legt, ist eine weitere Zusammenarbeit mit dem launischen Fußballgenie nicht vorstellbar.

Vorsichtshalber hielt sich der mächtige Mann beim VfL ein Hintertürchen offen, als er sagte: „Ich bin bereit, mit jedem Spieler zusammenzuarbeiten. Wenn jemand einen Fehler macht, dann interessiert mich das nicht. Aber es muss erkennbar sein, dass jeder meinen Weg mitgeht.“

Dass Diego Magaths Weg mitgehen will, das erscheint indes unwahrscheinlich. Die Abmahnung und die Geldstrafe in unbekannter Höhe dürften den Profi kaum beeindrucken. „Wir müssen uns zusammensetzen und eine Lösung finden“, war Diegos letzte Äußerung, bevor er in den Heimaturlaub fuhr. Magath blieb hingegen in Wolfsburg, um die Planungen für die kommenden Saison voranzutreiben.