Wundpflaster statt Mutmacher: Wölfe ohne Euphorie
Augsburg (dpa) - Für Euphorie war noch kein Platz. Selbst der erste Auswärtssieg in der Fußball-Bundesliga seit einem halben Jahr sorgte für keine lockere Atmosphäre im Lager des VfL Wolfsburg.
Das 2:1 beim FC Augsburg diente nicht als Mutmacher, sondern bestenfalls als dickes Wundpflaster nach all den Rückschlägen der jungen Saison. „Wir sind sehr erleichtert, dass wir nun zwölf Punkte haben“, sagte Manager Klaus Allofs. Auch Trainer Dieter Hecking gestand ein, dass das Krisengeheul weiter in den Köpfen präsent sei.
Der Erfolg beim bisherigen Angstgegner Augsburg war glücklich zustande gekommen, erkannte nicht nur der Coach. Was die alte VfL-Problematik nur einmal mehr offenbarte: Auch unter dem neuen Hoffnungsduo Hecking/Allofs stagniert das Team spielerisch - trotz der Millionenzuschüsse von VW, trotz der individuellen Klasse von Ausnahmeprofis wie Diego oder Luiz Gustavo.
Die ersten Auswärtspunkte nach zuvor vier Niederlagen auf fremdem Platz reichen noch nicht, um einen Umschwung auszumachen. „Wir müssen in unserem Spiel noch zielstrebiger werden, noch schneller den Abschluss suchen“, kritisierte Allofs und monierte mit Bezug auf den schwachen Saisonstart: „Man hat gesehen, wie die Mannschaft noch darunter gelitten hat.“ Tiefpunkt war das 0:2 gegen Aufsteiger Braunschweig vor zwei Wochen. Diesmal habe der Rückstand durch Augsburgs Tobias Werner (10. Minute) aber eine befreiende Wirkung gehabt, urteilte Allofs. „Da wussten wir: Jetzt müssen wir Gas geben, alles versuchen. Dadurch ist die Mannschaft ins Spiel gekommen.“
Einer der Antreiber beim zarten Aufbäumen war 20-Millionen-Zugang Luiz Gustavo. Der Start des Brasilianers in Niedersachsen hätte angesichts von zwei Platzverweisen in den ersten drei VfL-Spielen kaum schlechter laufen können. In Augsburg immerhin sorgte der defensive Mittelfeldspieler mit seinem Siegtor (42.) für positive Schlagzeilen, nachdem Maximilian Arnold (35.) zuvor zum Ausgleich getroffen hatte. „Er ist schon erleichtert“, bemerkte Allofs. „Er hat sofort gespielt, kriegt dann zwei Platzverweise. Das hat ihn nicht gerade sicherer gemacht“, sagte der Manager und befand: „Ich hoffe, dass wir in den nächsten Wochen den richtigen Luiz Gustavo sehen.“
Der 26-Jährige selbst stellte sich hinterher als einer der wenigen Wolfsburger den Fragen der Journalisten - ganz nüchtern und ohne zu lächeln. Die Braunschweig-Schmach steckt eben bei allen Niedersachsen noch tief. „Wir haben die Derby-Niederlage gegen Braunschweig 14 Tage mit uns rumgetragen. Das waren keine angenehmen 14 Tage“, kommentierte Hecking. Auch Luiz Gustavo hatte das Siegtor schnell wieder ausgeblendet und verwies auf die vergangenen Tage: „Der Druck ist sowieso da. Und wir wissen genau, was passiert, wenn wir ein Spiel verlieren“, sagte er. Seine zielsichere Bilanz: „Du musst immer versuchen, das Spiel zu gewinnen. Dann ist alles einfacher.“