Zitter-Finale: Schalke erhöht den Druck auf die Profis
Gelsenkirchen (dpa) - Vor dem Finale in Freiburg hat beim FC Schalke 04 das große Zittern begonnen. Sollte Platz vier und damit der angestrebte Qualifikationsplatz für die Champions League erfolgreich verteidigt werden, wäre die schwierige Achterbahn-Saison noch gerettet.
Gelingt dies nicht, wäre es ein Fiasko. Auch wenn die Königsblauen dies in dieser Deutlichkeit vor dem dramatischen Saisonausklang öffentlich nie zugeben würden.
Es ist wie verhext: Immer, wenn es gut zu laufen scheint, ereilt Schalke der nächste Nackenschlag. Unter Huub Stevens startete die Elf zunächst furios in die Saison, ehe das Team aus noch immer nicht ganz geklärten Gründen vollkommen einbrach und aus den letzten sieben Hinrunden-Spielen nur noch zwei Punkte holte. Die Trennung von Stevens und die Beförderung von Jens Keller zum Chef brachte kurz vor Weihnachten auch noch keinen Seelenfrieden. Im Pokal-Achtelfinale scheiterte man an Mainz 05. Und im Frühjahr kam auch in der Champions League das (unnötige) Aus schon im Achtelfinale gegen Galatasaray.
Gegen alle Widerstände und unter den kritischen Augen der Öffentlichkeit schaffte es Keller jedoch, die verunsicherte Truppe in der Bundesliga im neuen Jahr auf Kurs und Platz vier zu bringen. Doch als die Clubführung nun mit Fan-Liebling Julian Draxler bis 2018 verlängerte und sich nach wochenlangen Spekulationen endlich durchrang, Keller einen Vertrag bis 2015 zu geben, verfehlte der Psychotrick die erhoffte Motivationswirkung für das Spiel gegen den VfB Stuttgart völlig.
Die Reaktion von Clemens Tönnies zeigt, wie ernst die Lage nun wieder ist. Der Aufsichtsratschef erhöhte nach dem vergebenen Matchball merklich den Druck auf die Profis und forderte unmissverständlich vollen Einsatz im Breisgau: „Ich erwarte, dass wir Platz vier mit allen Mitteln verteidigen.“ Die Teilnahme an der Europa League wäre laut Tönnies zwar nicht „lebensbedrohlich“, aber: „Wir wollen in die Champions League.“
Die Ansage des Clubchefs ist klar: Verlieren verboten! Torjäger Klaas-Jan Huntelaar formuliert es etwas eleganter, meint aber dasselbe. „Jetzt gibt es das Endspiel. Das hätten wir uns gerne erspart.“ Der laut eigener Aussage beim 1:2 gegen den VfB um Jahre gealterte Manager Horst Heldt mag sich das Horrorszenario des Scheiterns gar nicht ausmalen, sucht stattdessen nach positiven Ansätzen und Gedankengängen: „Bei Endspielen kann immer etwas Schönes herauskommen, und außerdem muss Freiburg ja erst einmal an uns vorbei. Ich bin mir sicher, dass die Mannschaft ihre mentale Stärke wiederfindet und wir Platz vier verteidigen.“
Um die Köpfe „wieder in Gang zu kriegen“ (Heldt) und für das Saisonfinale auch psychisch gerüstet zu sein, hatte das Team von Jens Keller am Montag trainingsfrei. Heldt deutete an, dass es danach keine „normale“ Vorbereitung auf die Partie an der Dreisam geben wird. „Dazu werden wir über die Woche in die Trickkiste greifen.“
Schon ein Remis genügt Schalke (52 Punkte) in Freiburg (51) aller Voraussicht nach, um Platz vier zu sichern. Es sei denn, Eintracht Frankfurt (50) gewinnt gleichzeitig mit mindestens fünf Toren Unterschied gegen den VfL Wolfsburg und zieht noch an dem Duo vorbei.
Die Aussichten, über die Qualifikationsspiele in die Gruppenphase der Königsklasse, wären für die Schalker in jedem Fall günstiger als für die Freiburger. Aufgrund seiner internationalen Erfolge würde dem Revierclub ein wahrscheinlich leichterer Gegner zugelost. Die Freiburger müssten als Champions-League-Neulinge indes mit einem ganz dicken Brocken rechnen. Nicht nur wegen des personellen Aderlasses wären die Chancen des Sportclubs damit sicher nicht gerade groß.