Hoffenheim teuerster Absteiger der Bundesliga?

Frankfurt/Main (dpa) - Der Preis ist selbst für Mäzen und Milliardär Dietmar Hopp heiß: Falls die TSG 1899 Hoffenheim den Klassenverbleib nicht schafft, wäre die Mannschaft der wohl teuerste Absteiger in der Geschichte der Fußball-Bundesliga.

Laut „transfermarkt.de“ hat der derzeitige Kader des Tabellenvorletzten einen Marktwert von über 70 Millionen Euro.

Ein Umbruch steht so oder so an: 38 Profis gehören derzeit zum aufgeblähten Kader, zudem sind fünf weitere Akteure an andere Clubs verliehen. Nur mit 22 Feldspielern und drei Torhütern plant Trainer Markus Gisdol für die nächste Saison - egal in welcher Liga.

Auf der Geschäftsstelle in Zuzenhausen wird bereits darüber gesprochen, dass die TSG in diesem Sommer mehr Geld für Abfindungen bezahlen muss als für Ablösesummen. Um seine Existenz muss der einstige Emporkömmling aus dem Kraichgau aber nicht fürchten: Hopp hat längst angekündigt, dass er sein finanzielles Engagement auch im Unterhaus fortsetzen wird.

Man wolle unter Gisdol „weiter mutigen und offensiven Fußball spielen“, ließ der 73-Jährige am Wochenende verlautbaren. „Und dabei konsequent auf unsere so erfolgreiche und hoch talentierte Jugend setzen und das eigentliche Gesicht der TSG auf diesem Weg neu beleben.“ Ein Talent aus fremdem Revier hat sich die TSG am Montag bereits geangelt: Vom Zweitliga-Aufsteiger Karlsruher SC kommt der auch von anderen Clubs umworbene U18-Nationalspieler Kevin Akpoguma.

Richtig geprasst hatten die Verantwortlichen vor und in der noch laufenden Saison - unter Ex-Manager Andreas Müller und zuvor schon unter Ex-Ex-Manager und Ex-Ex-Ex-Trainer Markus Babbel. Für insgesamt etwa 26 Millionen waren Spieler verpflichtet worden - schließlich wollte Babbel einst mit den Kraichgauern in die Europa League. Angesichts des drohenden sportlichen Untergangs kaufte Müller alleine in der Winterpause sechs Spieler für insgesamt zwölf Millionen Euro: Bis auf Tottenham-Leihgabe und Torhüter Heurelho Gomes, der mit einem Handbruch ausfällt, und Innenverteidiger David Abraham hat sich jedoch keiner als Verstärkung erwiesen.

Beim 1:4 gegen den Hamburger SV stand Abraham als einziger Neuzugang auf dem Platz - wenn man vom 17-Jährigen A-Jugendlichen und Bundesliga-Debütanten Niklas Süle absieht. Müller hatte immer betont, dass bei einem Abstieg alle Verträge weiterlaufen - bis auf der von Tim Wiese. Den Ex-Nationaltorwart, der als größter Transferflop in die fünfjährige Erstliga-Geschichte der Hoffenheimer eingehen wird, kann die TSG bei einem Abstieg von der Gehaltsliste streichen.

Gisdol will sich vor dem Saisonfinale am Samstag bei Borussia Dortmund nicht mehr zu Personalien äußern, hat aber bereits erklärt: „Alle Spieler, die wir behalten wollen, sind unverkäuflich.“ Ein Quartett aber dürfte in der zweiten Liga kaum zu halten sein: Kevin Volland, der in dieser Saison der beste TSG-Profi ist und zurzeit auch den höchsten Marktwert (7,5 Millionen) hat, steht auf dem Wunschzettel einiger Vereine. Sebastian Rudy, ebenfalls U21-Nationalspieler, wird bei seinem früheren Arbeitgeber VfB Stuttgart gehandelt. „Rudy bekommt von mir einen Stempel auf die Brust. Und da steht ganz groß 'Unverkäuflich' drauf“, betonte aber Gisdol.

Auch beim Brasilianer Roberto Firmino und bei Sejad Salihovic kann sich kaum jemand vorstellen, dass sie künftig zweitklassig spielen werden. Der Bosnier Salihovic, dienstältester Profi in Hoffenheim, hat zwar einen Vertrag bis 2016, meinte jedoch kürzlich im Fachmagazin „Kicker“: „Ich bin 28 und will noch was erreichen. In den nächsten vier Jahren will ich wirklich nochmal Gas geben. Auch mit der Nationalmannschaft, es ist WM nächstes Jahr.“