Zurück in Meisterform: BVB trotzt dem Krisengerede
Dortmund (dpa) - Krise? Welche Krise? Nach zuletzt zwei Remis und öffentlicher Diskussionen über die mangelnde Chancenverwertung fand Borussia Dortmund zurück zu meisterlicher Form. Mit breitem Grinsen trat Kevin Großkreutz im Anschluss an das 2:0 (1:0) über den FC St. Pauli vor die Mikrofone.
„Bisher hatte ich recht. Wir verlieren bis zum Saisonende kein Spiel mehr“, tönte der Nationalspieler mit Bezug auf eine Wette, die er zum Rückrundenstart abgeschlossen hatte. Dieser mutigen Prognose seines Mitstreiters wollte sich Regisseur Nuri Sahin jedoch nicht ohne weiteres anschließen: „Kevin darf so etwas sagen. Er trägt sein Herz auf der Zunge.“
Rechtzeitig vor dem Bundesliga-Gipfel beim Rekordmeister FC Bayern München führte der souveräne Tabellenführer alle Diskussionen über schwindende Dominanz ad absurdum. Die beeindruckende Reaktion seiner Profis erfüllte Trainer Jürgen Klopp mit Stolz: „Meine Mannschaft hat heute eine wichtige Prüfung bestanden. Das war die pure Lust auf Fußball.“
Wie ein Orkan fegte der BVB über den in allen Belangen unterlegenen Aufsteiger hinweg und feierte nach Treffern von Lucas Barrios (39.) und Ralph Gunesch (49./Eigentor) den bereits 17. Saisonsieg. Nur die gute Form von Gäste-Coach Thomas Kessler verhinderte ein Debakel der Hamburger. Außenverteidiger Marcel Schmelzer machte aus seiner Genugtuung keinen Hehl: „Wir haben allen gezeigt, dass wir in keiner Krise stecken.“
Und doch ließen die Himmelsstürmer auch diesmal beste Möglichkeiten reihenweise ungenutzt. Anders als beim 0:0 gegen Schalke und dem 1:1 gegen Stuttgart in den vergangenen beiden Heimspielen kostete dieses Manko diesmal allerdings keine Punkte. Nicht zuletzt deshalb konnte Großkreutz dem Hinweis auf die anhaltende Abschlussschwäche wenig abgewinnen: „Keine Mannschaft nutzt all ihre Torchancen - auch der FC Barcelona nicht.“
Selten war die Vorfreude auf ein Duell mit dem noch vor wenigen Monaten als übermächtig eingeschätzten Starensemble aus München größer. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, skandierten die Fans auf der bebenden Südtribüne nur wenige Minuten nach dem Abpfiff des Spiels gegen St. Pauli. Ähnlich wie die Fans fiebert auch Regisseur Sahin dem Klassiker entgegen: „Wir haben keinen Grund, nicht selbstbewusst nach München zu reisen.“
Dagegen nahm das Selbstvertrauen der Gäste nach einem Höhenflug mit zuletzt fünf Spielen ohne Niederlage in Dortmund Schaden. Nur einmal musste sich BVB-Keeper Roman Weidenfeller bei einem Schuss von Fin Bartels (60.) strecken, blieb ansonsten völlig beschäftigungslos. Zu sehr war die bis dahin beste Rückrundenmannschaft aus Hamburg damit beschäftigt, dem Gegner hinterherzulaufen.
Nur drei Tage nach dem umjubelten Derbysieg über den Hamburger SV folgte die Ernüchterung. Holger Stanislawski litt auf der Bank Höllenqualen und schimpfte wie ein Rohrspatz: „Das war ein Rückfall in die Steinzeit. Wir hatten heute keinen Arsch in der Hose.“ Genau wie der Trainer redete auch Mittelfeldspieler Matthias Lehmann Klartext: „Heute sind wir richtig vermöbelt worden.“