Alles oder Nichts: Bayer-Coach Dutts großes Wagnis
Leverkusen (dpa) - Bayer Leverkusens berauschender Einzug ins Achtelfinale der Champions League mit dem 2:1 (0:0) gegen den FC Chelsea hatte gleich zwei Gewinner: Trainer Robin Dutt und Michael Ballack.
„Es war kein Spiel wie jedes andere. Nach meinem 100. Europacupspiel mit einem Sieg rauszugehen, da bin ich froh“, freute sich der 35-jährige Regisseur, der beim 2:1-Sieg gegen seinen Ex-Club FC Chelsea eine Glanzleistung zeigte. Mit seinem gelungenen Einwechsel-Poker bestand Chefcoach Dutt, lange umstritten am Rhein, seine internationale Reifeprüfung und festigte mit dem Erfolg seine Position im Werksclub.
„Hut ab vor der Mannschaft“, lobte der 46-jährige gebürtige Kölner. Respekt gebührt aber auch seinem Mut, beim Stande von 0:1 die Verteidiger Daniel Schwaab und Michal Kadlec durch die Offensivkräfte Eren Derdiyok und André Schürrle auszutauschen. „Das war eine Partie mit Endspielcharakter, da muss man auch besonders entscheiden“, erklärte Dutt. „Man weiß, was es für ein Wagnis ist, wenn es nicht gut geht.“ Schon nach 93 Sekunden wurde er für seine Courage belohnt: „Joker“ Derdiyok (73. Minute) egalisierte das 0:1 durch Chelseas Weltklassestürmer Didier Drogba (48.).
„Robin Dutt hat sensationell ausgewechselt, ist volles Risiko gegangen“, meinte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Nach den nervenzehrenden wechselhaften Auftritten in der Bundesliga war er von dem fabelhaften Fußball-Fest, das Innenverteidiger Manuel Friedrich mit dem Last-Minute-Tor zum 2:1 krönte, begeistert: „Das haben wir toll gemacht. Nach der Auslosung konnte man das mit den zwei Hochkalibern Chelsea und FC Valencia nicht erwarten.“
Der Prestigeerfolg gegen die Weltauswahl aus London, bei dem Erinnerungen an den Champions-League-Siegeszug 2001/02 bis ins Finale wach wurden, soll nun Auftrieb in der Meisterschaft geben. „Wir müssen einfach noch mehr an uns glauben“, forderte Ballack. „Wir haben eine tolle Mannschaft, nur manchmal verkaufen wir uns unter Wert. Das sieht man an unserer Position in der Liga.“ Der deutsche Vizemeister liegt mit sieben Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Bayern München auf dem 7. Platz. „Nun wollen wir uns bis zur Winterpause so verbessern, dass wir im neuen Jahr angreifen können.“
Der einstige „Capitano“ der deutschen Nationalmannschaft hatte mit einem Kopfball an die Latte, einem Schuss aus Nahdistanz und einem tollen Fallrückzieher beste Chancen, seinem Jubiläum noch mehr Glanz zu verleihen. „Ich hatte etwas Pech gehabt. Zweimal hält Chelsea-Keeper Petr Cech super und einmal Latte“, sagte Ballack. „Gott sei Dank hat Manuel das Tor gemacht. Sonst trauert man den Chancen noch mehr hinterher.“ Nun soll am 6. Dezember ein Sieg beim KRC Genk folgen, um Erster der Gruppe E zu bleiben. „Dann haben wir es vielleicht im Achtelfinale einfacher“, hofft Ballack.
Einen Wunschgegner für die Runde der letzten 16, die im Februar und März ausgetragen wird, gibt es nicht. „Alles, was nun kommt, ist ein wunderschönes Zubrot“, meinte Leverkusens Vereinschef Wolfgang Holzhäuser, der sich über Mehreinnahmen von drei bis vier Millionen Euro freuen kann und sich nach dem großen Erfolg auf Wolke sieben wähnte: „Natürlich ist das ein Glücksgefühl. Die Jungs haben das mit Willen erreicht.“
Das Abschneiden von Bayer Leverkusen in der Champions League: