Schwarzer Fußball-Abend für BVB - „Wunden lecken“
London (dpa) - Der bittere Fußballabend verschlug selbst dem redegewandten Jürgen Klopp die Sprache. Melancholisch und ungewohnt leise kommentierte der Trainer von Borussia Dortmund das 1:2 (0:0) beim FC Arsenal.
„Das wahrscheinliche Ausscheiden rückt in den Hintergrund“, klagte er mit Verweis auf die Verletzungen von Sven Bender und Mario Götze. Angesichts der personellen Rückschläge hielt auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Frage nach der Minimalchance auf einen Verbleib in der Champions League für zweitrangig: „Wir müssen erst einmal unsere Wunden lecken und sehen, dass wir ein vernünftiges Derby hinbekommen.“
Ausgerechnet vor dem prestigeträchtigen Duell mit dem Erzrivalen FC Schalke am Samstag ging es für den zuletzt aufstrebenden deutschen Meister einen großen Schritt zurück. Mehr noch als die dritte Niederlage im dritten Auswärtsspiel der Königsklasse, die der Borussia selbst den Trostpreis Europa League kosten könnte, machte der Ausfall der Leistungsträger zu schaffen. „Das war ein Schock“, schilderte BVB-Kapitän Sebastian Kehl die Szene, in der sich Bender Mitte der ersten Halbzeit ein beidseitigen Kieferbruch zuzog. Auch Trainer Klopp beklagte das Pech: „Die Jungs hauen sich so rein. Sie haben alles andere verdient als das.“
Nur drei Minuten später als Bender verließ der humpelnde Götze den Platz. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dämmerte es allen Beteiligten, dass kein Happy End zu erwarten war. Zwei Treffer von „Goal-Machine“ Robin van Persie (49./86.) machten das Unglück perfekt und minimierten die Chancen der Borussia auf ein Überwintern in Europa. Bender wurden noch in der Nacht bei einer dreistündigen Operation zwei Platten eingesetzt, die den Kiefer stabilisieren sollen. Er fällt für den Rest der Hinrunde aus. Der am Oberschenkel verletzte Götze droht in der Partie gegen Schalke zu fehlen. „Die Dramaturgie des Spiels lief gegen uns“, kommentierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke frustriert.
Nur vier Tage nach dem umjubelten 1:0 beim Tabellenführer FC Bayern, das für neue Spannung im Meisterkampf gesorgt hatte, herrschte beim BVB Ernüchterung. Ohne Schützenhilfe des FC Arsenal (11 Punkte), der am letzten Gruppenspieltag beim Tabellendritten Olympiakos Piräus (6) antritt, dürfte für das Schlusslicht aus Dortmund (4) kaum etwas zu holen sein. Es sei denn, der BVB schlägt Olympique Marseille (7) daheim mit vier Toren Unterschied. Geschäftsführer Watzke hofft trotz der denkbar schlechten Ausgangslage auf ein Fußball-Wunder: „Solange die Orgel noch spielt, ist die Messe nicht aus. Wir müssen versuchen, das Unmögliche möglich zu machen und die drei Prozent zu nutzen, die wir noch haben.“
Ähnlich wie Watzke verspürte auch Klopp wenig Lust auf eine vorzeitige Kapitulation. Gewinnt Arsenal in Athen, wäre bei einem hohen Sieg über Marseille zumindest theoretisch noch der Einzug in das Achtelfinale der europäischen Königsklasse möglich. Angesichts der denkbar schlechten Ausgangslage wäre der BVB-Trainer jedoch schon mit der Europa League zufrieden. Klopp baut auf Schützenhilfe, obwohl die Engländer bereits als Gruppensieger feststehen: „Ich habe gute Gründe zu glauben, dass Arsenal in Piräus gewinnt. Arsene Wenger ist als fairster Trainer der Welt bekannt.“