Der Triple-Traum von ManUnited lebt
Manchester (dpa) - „Wir fahren nach Wembley“ sangen die ManUnited-Fans lange vor Abpfiff. Nach dem Einzug ins Champions League-Halbfinale durch das 2:1 über Chelsea gehört Englands Rekordmeister zum vierten Mal in den vergangenen fünf Jahren zu den besten vier Teams in Europas Fußball-Beletage.
Das zweite Triple nach 1999 ist weiter möglich. In der Meisterschaft sind die „Red Devils“ kaum noch einzuholen, im Pokal Favorit. Der FC Barcelona erreichte durch das 1:0 bei Schachtjor Donezk sogar zum vierten Mal in Folge die Vorschlussrunde. Lionel Messi stellte durch sein goldenes Tor mit nunmehr 48 Saisontreffern einen Vereinsrekord bei Barca auf.
„Das ist ein großartiger Moment für uns“, schwärmte ManU-Coach Sir Alex Ferguson. Nach dem letztlich sehr souveränen Sieg im „Theatre of Dreams“ dürfte es für sein eindrucksvoll funktionierendes Team in dieser Saison kaum bei einem Wembley-Trip bleiben. Im Nationalstadion im Nordwesten Londons finden nicht nur das diesjährige Champions-League-Finale, sondern auch das FA-Pokal-Endspiel und Halbfinale statt; im letzteren trifft ManUnited schon am Samstag die Lokalrivalen von Manchester City.
United fehlt ein wenig der glamouröse Schwung jener Elf, die vor zwölf Jahren durch den Champions League-Triumph gegen Bayern alles gewann; die Ausgabe von 2008, Königsklassen-Sieger im Endspiel von Moskau, verfügte mit Cristiano Ronaldo und Carlos Tévez an der Seite von Wayne Rooney über deutlich mehr Superstars. Diesen Frühling sind es die ungeheuerliche Effizienz, das perfekte Timing und ein schier grenzenloses Selbstvertrauen, die so beeindrucken.
Chelsea hatte durchaus Torgelegenheiten und nach Didier Drogbas Ausgleich (77.) sogar Hoffnung auf die Wende mit einem Mann weniger auf dem Platz (Gelb-Rot für Ramires/70.) - wenn auch nur für ein paar Sekunden. Angesichts der bedingungslosen Qualität im fein dosierten Angriffsspiel der Gastgeber, bei denen vor Ji-Sung Parks Siegtreffer (77.) Javier Hernandez (43.) getroffen hatte, wirkte Carlo Ancelottis Team über 180 Minuten in der Summe doch irgendwie chancenlos.
Am Ende einer Saison, in der sich United in der Liga oft zu Siegen quälte - der „Guardian“ bezeichnete die Elf vor Monaten als „The Unconvicibles“, die Unüberzeugenden - hat United zu seiner Dominanz zurück gefunden. Auch dank Rooney, der gegen Chelsea zwischen Sturm und Mittelfeld in den Tiefen des Raums auf Weltklasse-Niveau brillierte, und nie zu fassen war.
Ferguson hatte auch keine Schwierigkeiten, den abermals im zentralen Mittelfeld überragenden Ryan Giggs zu loben. „Er ist unglaublich, ein einzigartiger Spieler und ein einzigartiger Mensch, der für seine Karriere viele Opfer in Kauf genommen hat“, sagte der 69 Jahre alte Schotte über den 37 Jahre alten Waliser, der alle drei United-Tore gegen Chelsea (zwei am Dienstag, eins im Hinspiel) vorbereitet hatte. „Er war ein Junge, der wie ein Mann Fußball spielt und ist jetzt ein Mann, der wie ein Junge spielt“, beschrieb der „Daily Telegraph“ das beinahe unbeschreibliche Phänomen eines Evergreens, der wie sein Team einfach immer weiter läuft.