Lob reißt nicht ab: Meer teutonischer Leidenschaft
Berlin (dpa) - Nach dem Champions-League-Finale bewundert das Ausland weiter den Sieger Bayern München. Verlierer Dortmund wird mit großem Respekt bedacht und der deutsche Fußball insgesamt mit Lob geradezu überschüttet.
„Wembley war ein Meer teutonischer Leidenschaft. Die bayerischen Stimmen waren in einem verbalen Konflikt mit einer schwarz-gelben Wand von der Ruhr“, zollte die englische Zeitung „Daily Mirror“ den friedlich feiernden Fans Respekt. „Tretet zurück! Verneigt euch! Bayern ist König“, hieß es bei „MF Dnes“ in Tschechien.
In den Niederlanden wurde wie zu erwarten hauptsächlich der Bayern-Siegtorschütze zum 2:1, Arjen Robben, gefeiert. „Wunderbar!!“, titelt De Telegraaf auf Deutsch. „Endlich darf Arjen Robben seinen ersten großen internationalen Hauptgewinn empor heben.“ Die tschechische Zeitung „Sport“ schrieb: „Robben - Aus dem Stümper ist ein König geworden.“ In Italien stellte die „Gazetto dello Sport“ fest: „Robben vom Ausgemusterten zum Helden. Wer will Robben jetzt noch verkaufen?“
„Es wurde ein Finale, auf das Deutschland stolz sein darf“, schrieb „De Volkskrant - gerade aus dem Land des deutschen Fußball-Erzrivalen zählt diese Anerkennung. Da beide Vereine im Gegensatz zu vielen europäischen Konkurrenten finanziell gesund sind, sei das Finale in London „erneut so etwas wie ein Wirtschaftswunder“, schrieb die Zeitung weiter. Bayern München und Dortmund wurden angesichts der finanziellen Auswüchse anderer Clubs mit der Haushaltsdisziplin von Bundeskanzlerin Angela Merkel verglichen.
In Frankreich konzentrierten sich die Reaktionen auf die Rolle des eigenen Nationalspielers Franck Ribéry. „Ribéry, ein glücklicher Europameister“, schrieb „Le Parisien“. „Le Figaro“ konstatierte: „Franck Ribéry endlich auf dem Dach Europas. „Libération“ gratulierte dem Sieger: „Bayern München ist König von Deutschland und Europa.“ Dass die Münchner vor vier Jahren ein 55-Millionen-Angebot von Real Madrid für Ribéry ablehnten, habe nun einen positiven Effekt gehabt. „Bayerns Charakterstärke zahlte sich aus...“, kommentierte die englische „The Sun“.
Die „Gazetta dello Sport“ blickte schon in die Bayern-Zukunft. „Heynckes Erbe ist für Guardiola eher eine Drohung als ein Geschenk. Opa Jupp will seine Karriere mit dem Triple beenden.“ Für Verlierer Dortmund sind nach Ansicht der „Times“ nun die zu fällenden Personalentscheidungen von großer Bedeutung. „Jürgen Klopp hat eine Charm-Offensive gestartet - aber was zählt ist das Geld. Kann Dortmund den Angeboten reicherer Clubs widerstehen, ihre besten Spieler wegzukaufen?“