Manchester-Giganten düpiert - Ajax wittert Betrug

Hamburg (dpa) - Fußball-Europa steht nach einem denkwürdigen Abend mit unfassbaren Resultaten Kopf. Dabei düpierte der kleine FC Basel beim 2:1-Coup den Champions-League-Giganten Manchester United, der nach 1994 und 2005 den dritten Vorrunden-K.o. erlitt.

Das Manchester-Debakel machten Citys „Millionarios“ perfekt, die trotz des 2:0 über Bayern München wie ManUnited in die Europa League absteigen müssen. „Wenn der souveräne Premier-League-Tabellenführer und auch noch ein Stammgast wie Manchester United in der Vorrunde ausscheidet, ist das sehr bitter“, urteilte Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer als Sat.1-Experte. „Der heutige Tag hat es in sich.“

Allerdings war nicht nur der Sport das Thema. Während Real Madrid - auch dank einiger fragwürdiger Schiedsrichter-Entscheidungen - mit dem 3:0 bei Ajax Amsterdam die Meisterliga-Top-Bilanz (6 Siege, 19:2 Tore) perfekt machte, wittert man beim Gegner Betrug: Denn durch das fragwürdige 7:1-Festival bei Dinamo Zagreb konnte Olympique Lyon dank der besseren Tordifferenz Ajax noch abfangen. Kroatiens Meister fand in Trainer Krunoslav Jurcic ein Bauernopfer und gab die Trennung bekannt, dennoch fragte RTL Nieuws online unverhohlen: „Glück? Gut gespielt oder Bestechung?“ Andere Medien taten dergleichen.

Allerdings hat das Wettbetrugs-Warnsystem der Europäischen Fußball-Union (UEFA) bisher „keine irregulären Wettmuster bezüglich des Spiels gezeigt, die eine Untersuchung rechtfertigen würden“, gab die UEFA bekannt. Man habe die Vorwürfe zur Kenntnis genommen und warte die Berichte des Referees, der Schiedsrichterbeobachter und der Match-Delegierten ab. Man wolle sehen, ob „nach deren Ansichten etwas Verdächtiges passiert sein könnte“. Sollte es Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten gebe, werde die UEFA Untersuchungen einleiten.

„Wir haben ein Wunder vollbracht“, frohlockte Ex-Bundesligaprofi Alexander Frei, der Basels 2:0 erzielte. Bei ManUnited, das schon im Hinspiel gegen die damals noch vom heutigen HSV-Coach Thorsten Fink („Ich habe natürlich mitgefiebert und mich sehr gefreut“) betreuten Schweizer nur ein glückliches 3:3 erreicht hatte, leckte man die Wunden. „Ich habe immer gern Champions League gespielt“, räumte Alex Ferguson nach einer der bittersten Pleiten in seiner gut 25-jährigen Amtszeit als Coach des englischen Meisters wehmütig ein. Verteidiger Patrice Evra sagte selbstkritisch: „Das war eine Katastrophe, aber wir müssen leider zugeben, dass unser Ausscheiden verdient ist.“

Da der SSC Neapel einen 2:0-Pflichtsieg beim FC Villarreal holte, war die „schwarze Nacht von Manchester“ perfekt. Denn das eigene 2:0 des vor der Saison erneut mit Investitionen von rund 100 Millionen Euro aufgerüsteten Scheich-Clubs City gegen Münchens B-Elf war für die Königsklasse zu wenig, befand auch der frühere England-Legionär Jens Lehmann. „Die Champions League kommt gut ohne Manchester City aus, weil sie einen total langweiligen Fußball spielen“, ätzte der ehemalige Arsenal-Keeper und heutige TV-Experte bei Sky Sport.

„Mir tut es leid für den Club und für die Fans, die die Champions League verdient gehabt hätten“, jammerte City-Coach Roberto Mancini. Im fernen Spanien jubelten dagegen die stolzen Neapolitaner, denen ein historischer Coup gelang, wie „La Gazzetta dello Sport“ mit Blick auf alte Zeiten im Europacup der Landesmeister feststellte: „Nicht mal mit Diego Armando Maradona hat Neapel das Achtelfinale erreicht.“

Großen Anteil an Lyons erfolgreicher Aufholjagd hatte Bafetimbi Gomis: Als siebtem Profi gelangen ihm in einem Champions-League-Spiel vier Tore. Dass sich Zagreb nach dem Pausen-1:1 dem Schicksal ergab und sechs Tore zuließ, sorgte vor allem in den Niederlanden für Empörung. Von Betrug ist die Rede, zumal in Internet-Foren plötzlich Fotos eines Zagreb-Spielers vor einem Wettbüro auftauchten. Während Lyon die Vorwürfe zurückwie, verlangt Ajax offiziell Aufklärung durch die UEFA. „Wir wollen auf alle Fälle eine Reaktion von der UEFA“, betonte Sportdirektor Martin Sturkeboom. „Wir erwarten nicht, dass dabei viel herauskommt. Aber gar nichts tun, ist auch keine Option.“

Dass bei Madrids 3:0 der portugiesische Referee Manuel Jorge de Sousa, Landsmann von Real-Coach José Mourinho, zwei legale Ajax-Tore nicht anerkannte, machte den faden Beigeschmack zum Abschluss der Vorrunde komplett. So ging fast unter, dass der ohne Mesut Özil und Sami Khedira, aber mit Nuri Sahin angetretene Rekordmeister Spaniens auch mit einer B-Elf den 15. Pflichtspielsieg in Serie feierte. Damit stellten die Madrilenen einen 51 Jahre alten Clubrekord ein. Zuletzt hatte das legendäre Team mit den Weltstars Alfredo di Stéfano, Ferenc Puskas und Francisco Gento 1960/61 eine solche Siegesserie gefeiert.