Champions League Münchner hoffen auf Wende bei Real Madrid
Bayern-Trainer Ancelotti: Wir sind noch am Leben!
München. Nach 16 Partien hat der FC Bayern München mal wieder ein Heimspiel in der Champions League verloren — und wie bei der letzten Niederlage vor knapp drei Jahren hieß der Gegner Real Madrid. Beim 1:2 im Hinspiel des Viertelfinales der Fußball-Champions-League erzielte Cristiano Ronaldo beide Treffer für die Spanier. Die Münchner haben die Hoffnungen aufs Weiterkommen dennoch nicht aufgegeben.
Es klang fast ein bisschen trotzig, als Carlo Ancelotti in der Pressekonferenz ausrief: „Wir sind noch am Leben!“ Recht verkniffen schaute der Italiener dabei. Den Abend hatte er sich sicher anders vorgestellt. Vor der Saison hatten die Münchner den 57-Jährigen geholt, um vor allem in der Königsklasse mal wieder den ganz großen Wurf zu schaffen. Nach dem Zusammentreffen mit seinem Ex-Klub, ahnte der Trainer, der mit Real Madrid 2014 „la Decima“ den lang ersehnten zehnten Titel in der Champions League geholt hatte: Das wird schwer am kommenden Dienstag. Doch was er auch wusste: Trotz der Niederlage hatte seine Mannschaft gerade ziemliches Glück gehabt und so noch alle Chancen.
Zu verdanken hatten die Münchner das dem Linienrichter, der bei dem Tor von Sergio Ramos kurz vor Schluss die Fahne hob, und Manuel Neuer. „Da gab es diesen Tormann, der sehr viel gehalten hat“, befand Reals Trainer Zinedine Zidane. Und auch Bayern-Kapitän Philipp Lahm betonte: „Der Manu, der hat uns im Spiel gehalten.“ Mehrfach rettete der Nationaltorhüter, der nach seiner Fußoperation gerade noch rechtzeitig für den Viertelfinal-Kracher fit geworden war, in höchster Not. „Das 1:3“, sagte Ancelotti, „wäre natürlich die Vorentscheidung gewesen.“
Die hatten die Bayern selbst in der ersten Halbzeit verpasst. Arturo Vidal, Schütze des 1:0, hatte die beste Chance, zu erhöhen. „Keine Vorwürfe an Arturo, aber es ist natürlich schade“, sagte Arjen Robben über den vergebenen Elfmeter, der auch für Ancelotti zu den Schlüsselszenen zählte.
„Es waren die kleinen Details“, erklärte der Italiener nach der Partie: „Dass wir den Elfmeter verschossen haben, dass wir nach der Halbzeit gleich das Tor kassiert haben und die Gelb-Rote Karte. Die hat natürlich das ganze Spiel verändert“, führte der Bayern-Trainer auf. Sauer? Nein, sauer, sagte er, sei er nicht auf Javier Martinez, der in der 60. Minute nach wiederholtem Foulspiel vorzeitig vom Feld musste. „Das war ein Konter und er hat ihn unterbunden.“
Auch Vidal, der den Elfmeter in der 45. Minute statt zum 2:0 ins Tor in die dritte Etage der Arena donnerte, machte der Trainer keinen Vorwurf. Er habe ihn vorher als Schützen festgelegt. „Für einen zweiten war es Robben“, erklärte Ancelotti: „Normalerweise verwandelt er ihn. Er hat Persönlichkeit“, sagte er über den Chilenen, der den standardmäßigen Schützen Robert Lewandowski vertrat. Der Stürmer, der in dieser Saison in 45. Spielen schon 46. Tore erzielt hatte, fehlte den Münchner sehr. Auf ihn hoffen die Bayern am kommenden Dienstag in Madrid.
Und auf Mats Hummels, der den gesperrten Martinez in der Innenverteidigung ersetzen soll. Doch ob der Nationalspieler, der Probleme mit dem Sprunggelenk hat, tatsächlich bis dahin fit wird? Während Ancelotti zuversichtlich ist und betonte: „Wir haben eine Woche Zeit, sie zurück zu holen. Mats kann Martinez ersetzen“, ist Lahm da skeptisch: „Klar wird das schwierig ohne Martinez, weil Mats voraussichtlich nicht spielen kann.“
Ob mit oder ohne ihn, die Bayern müssen in jedem Fall an die Leistung der ersten Hälfte anschließen, wollen sie in Madrid eine Chance haben, zum sechsten Mal in Folge ins Halbfinale der Champions League einzuziehen. „Da haben wir gelitten“, gestand Zidane über den Spielbeginn in München. Mit „Geduld und Hirn, kaltem Hirn“, wie der Franzose betonte, habe seine Mannschaft die Ruhe bewahrt. „In der zweiten Halbzeit haben wir ihnen dann den Ball weggenommen, das mögen sie nicht so“, erklärte er.
Der Franzose musste sich nach der Partie vor den Pressevertretern zwischenzeitlich rechtfertigen als würde seine Mannschaft statt eines Sieges eine Niederlage mit nach Madrid nehmen. Immer wieder fragten ihn die Reporter spanischer Medien, wieso seine Mannschaft denn nicht die Vorentscheidung geschafft hätte. „Ob ein 3:1 wirklich dieses Viertelfinale schon entschieden hätte? Ich glaube nicht“, sagte Zidane: „Bayern ist eine gute Mannschaft, auch auswärts. Wir werden im Rückspiel wieder leiden.“ Sollte das Leiden dann allerding nur so kurz sein, wie in München, wird es ein ertragbarer Schmerz für ihn und seine Mannschaft.
In der zweiten Halbzeit und noch mehr nach der Gelb-Roten Karte, gaben die Bayern bei Real nur noch wenig Anlass zur Sorge. „Da konnten wir uns spielerisch nicht mehr so befreien“, gestand Müller und fügte an: „Da hat am Ende auch die Kraft gefehlt.“ Auch der Stürmer, der in dieser Saison mit sich kämpft wie selten zuvor in seiner Karriere, hofft auf eine Wende in Madrid. „Da können wir noch einmal viel bewegen“, betonte Müller und fügte an: „. Wir brauchen kein Fußball-Wunder, um in Madrid weiter zu kommen, aber wir brauchen eine Topleistung.“