Olic-Pech berührt FC Bayern - „Wir brauchen ihn“
Zürich (dpa) - Auch in Zürich wäre Ivica Olic für Jupp Heynckes wieder eine wertvolle Option gewesen - wenn auch nur als Joker. „Er war noch nicht so weit, dass er wieder von Anfang an spielen konnte“, äußerte sich der Bayern-Trainer über den Pechvogel, der sich nun schon wieder verletzt hat.
„Auch wenn er eingewechselt wird, ist er sofort da. Er stimuliert die Mannschaft - das wird uns in den nächsten Wochen fehlen“, sagte Heynckes vor dem Champions-League-Qualifikationsspiel des FC Bayern München beim FC Zürich. Das erneute Verletzungspech des 31 Jahre alten Kroaten hat auch den 66 Jahre alten Fußballtrainer und die Teamkollegen berührt. Denn Olic sei ein Spieler, „der sehr beliebt ist“, berichtete Heynckes. „Wir brauchen ihn“, betonte auch Bastian Schweinsteiger in Zürich, der den Rückschlag für den allseits geschätzten „Ivi“ bedauerte: „Das trifft uns. Man hatte im Training gemerkt, dass er wieder im Kommen war.“
Das Pech schlug zu, als Olic beim 5:0 gegen den Hamburger SV sein umjubeltes Tor-Comeback feierte, das einen monatelangen Leidensweg zu beschließen schien. „Das erste Pflichttor nach so langer Verletzung, das fühlte sich sehr gut an“, berichtete Olic nach dem Spiel, als ihn aber schon böse Vorahnungen beschlichen. Bei einem Zusammenprall mit Gegenspieler Jeffrey Bruma hatte er sich am Becken verletzt, „die Schmerzen wurden mehr und mehr“, erzählte er besorgt. Richtig weh tat dann die Diagnose von Bayern-„Doc“ Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt: Teilriss einer Sehne des Hüftbeugemuskels, zwei Monate Pause.
„Ich wollte weiter Gas geben“, erklärte Olic traurig. „Wenn man so lange verletzt war, unglücklich ist, keine Geduld mehr hat, will man etwas auf dem Platz zeigen. Ich hatte mich so gut gefühlt.“
Und jetzt? Wieder Zusehen daheim statt Letzigrund in Zürich, wieder Reha, wieder zurückkämpfen. So wie nach der langwierigen Knieverletzung, bei der Olic im November 2010 wegen eines Knorpel- und Außenmeniskusschadens operiert wurde und den Rest der Saison ausfiel. „Wenn man so einen langen Leidensweg hinter sich hat, ist so eine Hiobsbotschaft furchtbar“, kommentierte Heynckes.
Dieses Mal startet Olic aber nicht wieder bei Null. Die seltene Verletzung wirft ihn zwar erneut zurück, aber vermutlich nicht allzu lange. Und tröstlich für ihn ist: „Bei meinem Knie merke ich nichts.“
Heynckes sprach Olic in einem Telefonat, in dem dieser „sehr deprimiert“ war, Mut zu. „Er wird auch das wieder überstehen und verkraften“, glaubt der Trainer: „Und wir werden gemeinsam versuchen, ihn mit dem Betreuerstab wieder fit zu machen, damit er vielleicht in sechs Wochen wieder zur Verfügung steht.“
Noch aufbauender dürfte es für Olic sein, wenn der deutsche Rekordmeister trotz der personellen Engpässe im Sturm auf den Kauf eines neuen Angreifers verzichten sollte. „Wir haben nur drei Stürmer. Das ist etwas, was uns eine gewisse Sorge bereitet“, sagte Karl-Heinz Rummenigge. Der Vorstandschef deutete auf der Zürich-Reise an, dass der Rekordmeister bis zum Ende der Transferfrist am 31. August noch mal auf dem Spielermarkt aktiv werden könnte.
Heynckes äußerte jedoch Bedenken: „Wo kriegt Bayern München im Moment einen Topstürmer her, der qualitativ und charakterlich passt, sich schnell integriert und unter Umständen Deutsch spricht? Das sind Faktoren, die in der Kürze der Zeit schwierig zu händeln sind.“ Olic wird die Worte gerne hören - sie sind für ihn die wohl beste Medizin.