Schalke mit Mut nach Mailand - Neuer: „Highlight“

Gelsenkirchen (dpa) - Vor dem mit Spannung erwarteten Auftritt in der Champions-League bei Titelverteidiger Inter Mailand hat Rückkehrer Ralf Rangnick bei Schalke 04 die Weichen auf ein gutes Ende einer Saison voller Höhen und Tiefen gestellt.

Zwar geriet sein gelungenes Comeback nach gut fünfjähriger Abstinenz durch den Abbruch der Partie beim FC St. Pauli fast zur Nebensache. Doch da die wichtigen 3 Punkte über den Grünen Tisch auf das S04-Konto wandern werden, gilt: Pflicht im Liga-Alltag erfüllt - die Kür auf der großen Bühne kann kommen.

Allerdings beklagt Rangnick vor dem Viertelfinal-Hinspiel in Mailand am Dienstag in Peer Kluge (Bauchmuskelzerrung) und Mario Gavranovic (Syndesmoseriss) zwei weitere Ausfälle.

„Das sind immer absolute Highlights“, meinte Kapitän Manuel Neuer, dessen Team in der Königsklasse zuletzt ein Top-Team wie den FC Valencia eliminieren konnte. „Jetzt können wir uns auf den Champions-League-Hit nicht nur freuen, sondern ihn auch sehr konzentriert angehen. Es ist eine große Sache, beim Titelverteidiger zu spielen“, befand Rangnick. Anders als sein mehr auf Sicherheit bedachter Vorgänger Felix Magath ließ „Professor Rangnick“ die Akteure trotz nur kurzer gemeinsamer Vorbereitungszeit von gut einer Woche in Hamburg schon nach seiner Philosophie agieren: Zumindest phasenweise war wieder ansehnlicher Offensiv-Fußball erkennbar, statt wie unter Magath verstärkt nach hinten zu denken und zu arbeiten.

„Wir haben anders agiert als sonst. Wir wollten schnell nach vorne spielen, das ist uns auch gelungen“, lobte Nationaltorhüter Neuer die flottere Spielweise der Königsblauen unter Hoffnungsträger Rangnick, die ihnen Mut macht für den Härtetest beim italienischen Spitzenclub. „Da hat man schon die Handschrift des neuen Trainers erkannt, auch wenn er noch nicht lange da ist“, bekannte Jungstar Julian Draxler. Auch Benedikt Höwedes hat Unterschiede zwischen den Trainer-Größen ausgemacht. „Anders als Magath trainiert Rangnick mit Sicherheit spielorientierter, er hat eine andere Spielphilosophie und die versucht er im Training auch umzusetzen“, lobte der Manndecker.

Horst Heldt war in erster Linie einmal erleichtert über den guten Einstand des Taktik-Tüftlers Rangnick. Er warnte aber davor, den Erfolg beim allenfalls wacker kämpfenden Aufsteiger aus Hamburg zu hoch zu bewerten und zu schnell Wunderdinge zu erwarten. Denn Kiez- Verein St. Pauli und Welt-Club Inter seien zwei verschiedene Paar Schuhe. „Inter hat nach wie vor eine sehr gute Mannschaft“, lobte der Sportdirektor die Mailänder, deren Generalprobe mit der 0:3-Pleite gegen den Stadtrivalen AC Milan allerdings total daneben ging. Rangnick dürfte als Zaungast im Giuseppe-Meazza-Stadion wichtige Erkenntnisse gesammelt haben.

„In zwei Spielen hat man immer eine Chance, aber wir sind der klare Außenseiter“, betonte Heldt. Zumal Mittelfeldmann Kluge und Stürmer Gavranovic ausfallen. Dafür wird Abwehrchef Christoph Metzelder trotz eines Nasenbeinbruchs am Montag mit nach Norditalien reisen. Seine Nase wurde gerichtet und im Gepäck hat er eine Spezialmaske, die einen Einsatz ermöglichen soll. „Wir fahren nicht dahin, um uns eine Niederlage abzuholen“, stellte Höwedes klar. „Sondern wir versuchen alles Mögliche, um da auch was mitzunehmen.“